Sozialhilfe

Wer seinen Lebensunterhalt und den seiner Familienangehörigen nicht rechtzeitig oder nicht hinreichend mit eigenen Mitteln, eigener Arbeit oder Leistungen Dritter bestreiten kann, hat Anspruch auf wirtschaftliche Sozialhilfe. Sie sichert als unterstes Netz der sozialen Sicherheit die Existenz bedürftiger Personen und fördert deren wirtschaftliche und soziale Integration.

Die Sozialhilfequote ist ein Gradmesser für gesellschaftlichen Wohlstand und prekäre Lebenslagen. Regionale Disparitäten geben entsprechend Hinweise auf ungleiche Lebensbedingungen, unterschiedliche Armutsrisiken und räumlich verschiedene Bevölkerungsstrukturen. Die Finanzierung der wirtschaftlichen Sozialhilfe erfolgt grundsätzlich durch die Wohnsitzgemeinde des Anspruchsberechtigten.

Teilweise grosse Unterschiede zwischen den Gemeinden

Schenkon (0,2%) und Rain (0,4%) weisen 2018 die tiefsten Sozialhilfequoten von allen Luzerner Gemeinden (mit mind. 3 Sozialhilfedossiers) aus. In Kriens (4,2%) und Emmen (4,1%) sind die Sozialhilfequoten im gleichen Jahr am höchsten. Zehn Jahre zuvor, im Jahr 2008, wiesen Ballwil (0,2%) und Römerswil (0,3%) die tiefsten Sozialhilfequoten aus. Am höchsten waren damals die Quoten in Root (4,2%) und Emmen (4,6%).

Im kantonalen Schnitt ist die Sozialhilfequote zwischen 2008 und 2018 von 2,2 auf 2,4 Prozent angestiegen.

Zentrums- und Agglomerationsgemeinden weisen oft eine überdurchschnittliche Sozialhilfequote aus. Denn: In urbanen Räumen ist der Anteil jener Personengruppen grösser, die ein erhöhtes Sozialhilferisiko aufweisen. Es sind dies Alleinerziehende, Alleinlebende, Geringqualifizierte und ausländische Staatsangehörige (vgl. "Risikogruppen der Sozialhilfe").

Gemessen am Variationskoeffizienten sind im betrachteten Zeitraum die Unterschiede bei der Sozialhilfequote zwischen den Gemeinden etwas kleiner geworden.

Städtische Gemeinden im Median mit höchster Sozialhilfequote

Über den gesamten betrachteten Zeitraum von 2008 bis 2018 weisen die städtischen Gemeinden im Median die höchste Sozialhilfequote aus (zwischen 2,2 und 2,8%). Die Mediane der Gruppe der ländlichen und der Gruppe der intermediären Gemeinden lagen je tiefer und bewegten sich auf einem ähnlichen Niveau (zwischen 0,8 und 1,4%).

Während sich die kommunalen Unterschiede zwischen den städtischen Gemeinden über die Zeit leicht vergrössert haben, sind sie bei den intermediären und den ländlichen Gemeinden kleiner geworden. Das heisst, dass die Werte der städtischen Gemeinden etwas auseinandergedriftet sind, während sich die Werte der intermediären und der ländlichen Gemeinden je einander angenähert haben.

Agglomerationsgürtelgemeinden mit niedrigster Sozialhilfequote

Beim Anteil der Bevölkerung, der auf Sozialhilfe angewiesen ist, zeigt sich ein deutlicher Unterschied innerhalb des urbanen Raums, nämlich zwischen dem Agglomerationskern und dem Agglomerationsgürtel. Über den ganzen Zeitraum betrachtet weisen die Kerngemeinden im Median die höchsten Sozialhilfequoten aus (zwischen 2,7 und 3,1%). Im Agglomerationsgürtel liegen die Medianwerte hingegen immer wesentlich tiefer (zwischen 0,5 und 0,9%). Sie sind auch tiefer als die Medianwerte der übrigen Gemeinden ausserhalb der Agglomeration.

Während die kommunalen Unterschiede zwischen den übrigen Gemeinden ausserhalb der Agglomeration über die Jahre kleiner wurden, haben sich die Differenzen innerhalb der Agglomeration akzentuiert. Vor allem die Gürtelgemeinden sind heterogener geworden und weichen nun stärker vom ausgewiesenen Medianwert ab.

Medianwert des RET LuzernPlus seit 2016 sinkend

Wird die Sozialhilfequote in Regionalräumen anhand des Medians von Gemeindewerten betrachtet, zeigen sich kaum Unterschiede zwischen den Regionalen Entwicklungsträgern. Dies ist so, weil den wenigen bevölkerungsstarken Gemeinden mit einer hohen Sozialhilfequote viele bevölkerungsschwache Gemeinden mit tiefen Sozialhilfequoten gegenüberstehen und so den Medianwert stark nach unten drücken.

Die RET IdeeSeetal und LuzernWest haben sich in den betrachteten zehn Jahren angenähert und wurden beide in sich homogener, die RET LuzernPlus und Sursee-Mittelland wurden beide heterogener und die jeweiligen Gemeinden weichen noch stärker vom ausgewiesenen Medianwert ab.

Definition der Kennzahl

Anteil der Personen, welche mindestens einmal im Kalenderjahr mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt wurden, an der ständigen Wohnbevölkerung des Vorjahres. Nicht berücksichtigt sind unterstützte Asylsuchende und Flüchtlinge, die in die Zuständigkeit des Bundes fallen.

Die Vergleiche zwischen den Regionalräumen basieren auf dem Median von Gemeindewerten. Median der Sozialhilfequote bedeutet, dass jeweils die eine Hälfte der Gemeinden eines Raumtyps über diesem Wert liegt, die andere Hälfte darunter.