Regionale Disparitäten 2020

Räumliche Unterschiede bei Dienstleistungen und Infrastrukturen im Kanton Luzern

In der Auseinandersetzung um die regionalen und kommunalen Lebensverhältnisse spielen öffentliche Dienstleistungen und Infrastrukturen eine wichtige Rolle. Die gesellschaftliche Teilhabe im Sinn des Service public hat zum Ziel, einer zunehmenden Peripherisierung schwächer ausgestatteter Kantonsteile abseits der Hauptentwicklungsachse entgegenzuwirken.

Wie gut sind die Luzerner Regionen verkehrstechnisch erschlossen? Wie steht es um die Ausstattung im Gesundheitsbereich? Und welche finanziellen Mitteln stehen den Gemeinden überhaupt zur Verfügung, um ihre Aufgaben wahrnehmen zu können? Sind die regionalen und kommunalen Unterschiede in diesen Bereichen grösser oder kleiner geworden? Um diese und weitere Fragen geht es bei den räumlichen Unterschieden bei Dienstleistungen und Infrastruktur.

 

Städtischer Raum hebt sich deutlich ab

In diesem Bereich werden 6 Kennzahlen untersucht. Die Kennzahl Pflegeheimplätze basiert auf einer anderen räumlichen Grundlage (Planungsregionen), sodass sie beim Gemeindevergleich nicht miteinbezogen wird. Bei 4 der 5 in die Zusammenfassung einbezogenen Kennzahlen weisen die Gemeinden des städtischen Raums und des Agglomerationskerns markant höhere Werte auf als die Gemeinden im ländlichen Raum und ausserhalb der Agglomeration. Das ist der Fall bei der relativen Steuerkraft, der verkehrlichen Erschliessungsqualität mit dem ÖV und dem MIV sowie bei den Pflegeleistungsstunden im Gesundheitsbereich. Einzig beim kommunalen Bildungsaufwand verzeichnen die städtischen Kerngemeinden im gesamten Betrachtungszeitraums niedrigere Werte als die übrigen (intermediären und ländlichen) Gemeinden des Kantons.

Die Konzentration des infrastrukturellen Angebots zeigt sich exemplarisch bei der Steuerkraft pro Kopf der Bevölkerung. Das ist eine Kennzahl, die gesamthaft als Hinweis auf das Ressourcenpotenzial der Gemeinden für den Service public betrachtet werden kann. Das Bild der hohen relativen Steuerkraft auf der Hauptentwicklungsachse des Kantons (vor allem am Sempacher- und am Vierwaldstättersee) einerseits und der tiefen relativen Steuerkraft im ländlichen Hinterland/Umland (vor allem im Entlebuch und im äussersten Westen des Luzerner Kantonsgebiets) andererseits hat sich im Zeitverlauf weiter akzentuiert.

Bei den Regionalen Entwicklungsträgern widerspiegeln die RET LuzernPlus und Sursee-Mittelland nahezu 1:1 den städtischen Raum, die abseits der Hauptsiedlungsachse gelegenen RET IdeeSeetal und LuzernWest im Nordosten und Westen des Kantonsgebiets den ländlichen Raum. Entsprechend weisen die beiden erstgenannten RET (gemessen an den untersuchten Kennzahlen) die überwiegend höhere und die beiden letztgenannten RET die überwiegend tiefere infrastrukturelle Ausstattung auf.

Kommunale Unterschiede nehmen zu, aber nicht überall

Die Gemeindeunterschiede haben sich im Bereich der öffentlichen Dienstleistungen und Infrastrukturen im zeitlichen Vergleich tendenziell vergrössert. Bei jeweils 3 der 5 analysierten Kennzahlen sind die kommunalen Unterschiede sowohl im städtischen Raum (Steuerkraft, MIV-Erreichbarkeit, Pflegeleistungsstunden) als auch im ländlichen Raum (Steuerkraft, MIV-Erreichbarkeit, öffentlicher Bildungsaufwand) grösser geworden. Im intermediären Raum überwiegt hingegen eine abnehmende Tendenz der Gemeindeunterschiede. Dies ist sichtbar bei den Kennzahlen zum öffentlichen Bildungsaufwand sowie zur MIV-Erreichbarkeit und zur ÖV-Erreichbarkeit. Zu berücksichtigen ist, dass die Veränderungen bei der verkehrlichen Erreichbarkeit durch den MIV in allen Räumen klein sind.