Bevölkerungsentwicklung

Die Entwicklung der Bevölkerungszahlen gibt Hinweise auf die Attraktivität von Gemeinden oder Regionen als Wohn- und als Wirtschaftsstandorte. Die regionalen Unterschiede der Bevölkerungsentwicklung sind häufig die Ausgangslage für die Entstehung von regionalen Disparitäten in anderen Lebensbereichen.

Das Bevölkerungswachstum begünstigt zwar die wirtschaftliche Entwicklung, mit ihm nimmt aber auch der Druck auf die Umwelt zu. Denn jeder Mensch verbraucht Energie, Ressourcen und Rohstoffe, produziert Abfall und beansprucht Wohnraum und Strassen.

Grosse Unterschiede zwischen den Gemeinden

Die ständige Wohnbevölkerung des Kantons Luzern hat 2019 gegenüber dem Vorjahr um 3'563 Personen oder 0,87 Prozent auf 413'120 Personen zugenommen. Im Jahr 2000 lag das jährliche Wachstum bei 0,53 Prozent (+1'812 Personen). Das Bevölkerungswachstum unterscheidet sich zwischen den Gemeinden stark. Aktuell haben die Gemeinden Greppen, Egolzwil und Schlierbach das höchste Wachstum im Kanton Luzern (je >3%). Den höchsten Rückgang der Bevölkerungszahl registrierten die Gemeinden Luthern, Geuensee und Ballwil (zwischen −2,9% und −2,0%). Etwas mehr als die Hälfte der Gemeinden verzeichnet im Jahr 2019 ein höheres Bevölkerungswachstum als im Jahr 2000.

Die kommunalen Unterschiede beim Bevölkerungswachstum im Kanton Luzern sind im Jahr 2019 kleiner als im Jahr 2000. Weil das jährliche Bevölkerungswachstum in den Gemeinden über den gesamten betrachteten Zeitraum aber grosse Schwankungen aufwies, ist bezüglich der kommunalen Unterschiede kein klarer Trend auszumachen: Weder zeigt sich eine klare Annäherung der Werte noch ein Auseinanderdriften.

Die regionalen Disparitäten beim Bevölkerungswachstum werden nicht anhand des Variationskoeffizienten, sondern anhand der Standardabweichung beurteilt.

Ländliche Gemeinden mit schwächerem Bevölkerungswachstum

Im Jahr 2019 liegt der Median des Bevölkerungswachstums aller Luzerner Gemeinden bei +0,68 Prozent. Das heisst, die eine Hälfte der Luzerner Gemeinden hat ein höheres, die andere Hälfte ein tieferes Bevölkerungswachstum. 21 der 27 Gemeinden, die eine Abnahme der Bevölkerungszahl verzeichnet haben, gehören zu den ländlichen Gemeinden. Auch beim Vergleich der drei Raumtypen zeigt sich, dass der Median der ländlichen Gemeinden tiefer (+0,23%) ist als der Median der intermediären (+0,74%) oder der städtischen Gemeinden (+1,37%). Das heisst, dass die Bevölkerungsentwicklung in den ländlichen Gemeinden im Mittel schwächer ausgefallen ist als in den intermediären oder den städtischen Gemeinden.

Rechnerisch betrachtet wächst die Bevölkerungszahl einer Gemeinde, wenn der Saldo aus Geburtenüberschuss – das heisst Geburten minus Sterbefälle – und der Wanderungsgewinn – das heisst Zuzüge minus Wegzüge – unter dem Strich positiv ist. Diese Einflussfaktoren können das Wachstum in unterschiedlichem Ausmass beeinflussen. So haben beispielsweise im Jahr 2019 mehr als die Hälfte der ländlichen Gemeinden einen negativen Wanderungssaldo (mehr Wegzüge als Zuzüge) verzeichnet. Bei den 14 städtischen Gemeinden ist dies nur bei zwei Gemeinden der Fall (Wikon und Dierikon) gewesen. Diese Tendenz war auch in den Jahren zuvor zu beobachten.

Die kommunalen Unterschiede sind im ländlichen Raum grösser als in den beiden anderen Räumen.

Im zeitlichen Vergleich ist das Bevölkerungswachstum in den Gemeinden sehr sprunghaft, da einmalige Ereignisse wie beispielsweise ein abgeschlossenes Bauprojekt einen grossen Einfluss auf das Wachstum haben. Über den gesamten Zeitraum hinweg lässt sich deshalb bei der Bevölkerungsentwicklung weder bei den drei Raumtypen noch bei den kommunalen Unterschieden innerhalb der drei Räume ein eindeutiger Trend feststellen.

Grosse jährlich Schwankungen innerhalb und ausserhalb der Agglomeration

Im Jahr 2019 ist das Bevölkerungswachstum gemessen am Median in den Agglomerationskerngemeinden am höchsten (+0,95%) und in den übrigen Gemeinden ausserhalb der Agglomeration am niedrigsten (+0,35%). Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das mittlere Bevölkerungswachstum in allen drei Raumtypen angestiegen. Im zeitlichen Vergleich zeigen sich jedoch starke jährliche Schwankungen, vor allem der Medianwert der Agglomerationsgürtelgemeinden weist grosse Ausschläge auf.

Die kommunalen Unterschiede beim Bevölkerungswachstum sind aktuell unter den Nicht-Agglomerationsgemeinden am grössten. Im Agglomerationskern und im Agglomerationsgürtel sind die Unterschiede zwischen den Gemeinden etwa ähnlich gross. Im Vergleich zum Jahr 2000 verkleinerten sich die Gemeindeunterschiede aber in allen drei Raumtypen.

RET LuzernWest mit tiefstem Bevölkerungswachstum

Auf Ebene der Regionalen Entwicklungsträger (RET) zeigen sich ebenfalls Unterschiede, dies sowohl im Vergleich der RET miteinander als auch mit Blick auf die Gemeinden innerhalb der einzelnen RET.

Die Hälfte der Gemeinden im RET LuzernWest und im RET IdeeSeetal verzeichnen im Jahr 2019 eine Abnahme der Bevölkerungszahl. Demgegenüber standen die Gemeinden der beiden RET LuzernPlus und Sursee-Mittelland, die gemessen am Median ein überdurchschnittlich starkes Bevölkerungswachstum ausweisen. Am stärksten sind während fast des gesamten Betrachtungszeitraums die Gemeinden des RET Sursee-Mittelland gewachsen, während die Gemeinden des RET LuzernWest im Mittel häufig das schwächste Wachstum aufgewiesen haben. Mit Ausnahme des RET LuzernPlus ist das mittlere kommunale Bevölkerungswachstum allerdings in allen RET im Vergleich zum Jahr 2000 zurückgegangen, die starken jährlichen Schwankungen lassen jedoch keinen Trend erkennen.

Im Jahr 2019 zeigten die Gemeinden im RET LuzernWest die grössten und die Gemeinden des RET LuzernPlus die geringsten kommunalen Unterschiede beim Bevölkerungswachstum. Mit Ausnahme des RET LuzernWest wurden die kommunalen Unterschiede innerhalb der RET zwischen 2000 und 2019 tendenziell kleiner.

Definition der Kennzahl

Die Bevölkerungsentwicklung zeigt die jährliche Veränderung der ständigen Wohnbevölkerung am Jahresende gemessen am Bestand am Jahresende des Vorjahres. Eine Bevölkerung wächst, wenn die Summe der Salden von Geburten und Todesfällen sowie der Wanderungsbewegungen positiv ausfällt.

Die Vergleiche zwischen den Regionalräumen basieren auf dem Median von Gemeindewerten. Median der Bevölkerungsentwicklung bedeutet, dass jeweils die eine Hälfte der Gemeinden eines Raumtyps über diesem Wert liegt, die andere Hälfte darunter.