Armut

Wer nicht über genügend finanzielle Mittel verfügt, um die Grundbedürfnisse decken zu können, gilt als arm. Armut manifestiert sich in erster Linie in finanziellen Mangellagen, sie wirkt sich aber auch auf andere Lebensbereiche und die gesellschaftliche Partizipation aus.

Regionale Disparitäten geben entsprechend Hinweise auf ungleiche Lebensbedingungen, unterschiedliche gesellschaftliche Teilhabechancen und räumlich verschiedene Bevölkerungsstrukturen.

Höchste Armutsquote in der Stadt Luzern und in Emmen

Die Luzerner Gemeinden mit der höchsten Armutsquote sind im Jahr 2017 die Stadt Luzern und Emmen mit je 6,0 Prozent sowie Gettnau mit 4,7 Prozent. Am tiefsten ist die Quote in den Gemeinden Schlierbach (0,5%), Honau (0,8%) und Mauensee (1,0%). Die kantonale Armutsquote liegt bei 3,6 Prozent. Ausgewiesen wird die Armutsquote nach Sozialtransfer. Das heisst, betrachtet werden Personen respektive Haushalte, die nach der Auszahlung von Sozialleistungen wie Prämienverbilligungen, Ergänzungsleistungen, Alimentenbevorschussung, Ausbildungsbeiträge und wirtschaftlicher Sozialhilfe noch immer arm sind.

Gegenüber 2010 nahm die Armutsquote im Kanton Luzern um 0,1 Prozentpunkte ab. Am stärksten ging die Armutsquote in der Gemeinde Flühli zurück (−3,7 Prozentpunkte). In diesem Zeitraum am stärksten gewachsen ist sie in der Gemeinde Gettnau (+2,2 Prozentpunkte).

Über den gesamten Zeitraum betrachtet zeigt sich kein eindeutiger Trend bei den Gemeinden, sondern die Entwicklungen verliefen sehr disparat. Insgesamt haben die kommunalen Unterschiede im Kanton zugenommen.

Höchste Armutsquote in städtischen Gemeinden

Beim Stadt-Land-Vergleich zeigt sich ein klarer Unterschied zwischen urbanem Zentrum und dem restlichem Kantonsgebiet. Die armutsbetroffene Bevölkerung lebt vergleichsweise häufig in den städtischen Zentren. So lag der Medianwert der städtischen Gemeinden während des ganzen betrachteten Zeitraums deutlich über denjenigen der beiden anderen Raumtypen. Am tiefsten war der Medianwert in den letzten Jahren bei der Gruppe der intermediären Gemeinden.

Im städtischen Raum sind auch die kommunalen Unterschiede am kleinsten. Hier weisen alle sechs Luzerner Gemeinden mit mehr als 10'000 Einwohner/innen eine vergleichsweise hohe Armutsquote aus. Die grössten kommunalen Unterschiede bestehen zwischen den Gemeinden im intermediären Raum. Im Zeitraum von 2010 bis 2017 haben die kommunalen Unterschiede in allen drei Raumtypen etwas zugenommen, das heisst, die Differenzen zwischen den Gemeinden sind grösser geworden.

Agglomerationsgürtelgemeinden mit tiefer Armutsquote

Die Armut konzentrierte sich über den ganzen betrachteten Zeitraum am stärksten auf den Agglomerationskern. Die tiefste mediane Armutsquote wiesen die Gemeinden des Agglomerationsgürtels aus. In allen drei Raumtypen ist seit 2012 eine Zunahme des Medianwerts zu beobachten, dabei näherte sich der Wert der Gürtelgemeinden an den Wert der übrigen Gemeinden ausserhalb der Agglomeration an.

Die Gemeinden des Agglomerationsgürtels weisen zwar insgesamt den tiefsten Medianwert auf, allerdings sind die kommunalen Unterschiede bei der Armutsbetroffenheit innerhalb dieses Raumtyps am grössten. Im betrachteten Zeitraum nahmen die kommunalen Differenzen in allen drei Raumtypen etwas zu.

RET LuzernPlus mit höchster Armutsquote

Auf Ebene der Regionalen Entwicklungsträger zeigt sich bei der Entwicklung der Armut kein klares Bild: Die Medianwerte der Gemeinden weisen zum Teil beträchtliche Schwankungen auf. Der höchste Wert zeigt sich meistens beim RET LuzernPlus, der den Agglomerationskern sowie einen Teil des Agglomerationsgürtels umfasst. 2017 liegt der Median hier bei 2,6 Prozent. Der zweithöchste Wert weist der RET LuzernWest mit 2,2 Prozent aus. Im RET IdeeSeetal beträgt der Wert 2,0 Prozent und im RET Sursee-Mitteland 1,8 Prozent.

Bei der Armutsquote bestehen die grössten kommunalen Unterschiede im RET IdeeSeetal. Am kleinsten sind die kommunalen Unterschiede im RET LuzernPlus.

Definition der Kennzahl

Die Armutsquote weist den Anteil der in Privathaushalten lebenden Personen aus, deren frei verfügbares Äquivalenzeinkommen (inkl. Vermögensverzehr) unter der Armutsgrenze liegt. Zur Bestimmung der Armutsgrenze werden diejenigen Kriterien verwendet, welche gemäss den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) einen Anspruch auf wirtschaftliche Sozialhilfe begründen. Das Äquivalenzeinkommen wird gemäss aktueller SKOS-Äquivalenzskala berechnet.

Die Vergleiche zwischen den Regionalräumen basieren auf dem Median von Gemeindewerten. Median der Armutsquote bedeutet, dass jeweils die eine Hälfte der Gemeinden eines Raumtyps über diesem Wert liegt, die andere Hälfte darunter.