Wohnbautätigkeit

Die Wohnbautätigkeit liefert einerseits Erkenntnisse zur Wohnraumversorgung der Bevölkerung. Andererseits informiert sie als wichtiger Konjunkturindikator über die Funktionsweisen des Wohnungsmarkts. Der Wohnungsbau steht in engem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und der Zuwanderung, aber auch mit weiteren Faktoren, welche die Nachfrage beeinflussen.

Die räumliche Verteilung der Wohnbautätigkeit und vor allem die Dynamik im ländlichen Raum sind dabei ambivalent. Einerseits deutet ein starker Wohnungsbau auf dem Land auf die Attraktivität auch peripherer Gebiete hin, andererseits sind Sub- und Periurbanisierung des Wohnens ein Zeichnen unerwünschter Zersiedelung.

In 18 Gemeinden hat sich der Neuwohnungsanteil seit 2000 mehr als verdoppelt

Im Jahr 2018 wurden im Kanton Luzern 3'151 neue Wohnungen erstellt. Das sind fast doppelt so viele Wohnungen wie im Jahr 2000 (1'599). Der jährliche Anteil der Neuwohnungen am Gesamtwohnungsbestand stieg in diesem Zeitraum von 1,1 auf 1,6 Prozent. Die Wohnbautätigkeit variiert auf kommunaler Ebene stark. 2018 verzeichnen 38 Gemeinden einen überdurchschnittlichen und 44 Gemeinden einen unterdurchschnittlichen Neuwohnungsanteil, darunter waren 6 Gemeinden ganz ohne neu erstellte Wohnungen. Umgekehrt beträgt der Neuwohnungsanteil in den 6 baustärksten Gemeinden jeweils über 5 Prozent. Insgesamt hat sich der Neuwohnungsanteil in 18 Luzerner Gemeinden seit 2000 mehr als verdoppelt.

Gemessen am Variationskoeffizienten (Vk) haben sich die regionalen Unterschiede im Kanton Luzern kaum verändert. Der Neuwohnungsanteil variiert 2018 zwischen den Gemeinden nur leicht geringer als zu Beginn des Jahrtausends.

Kommunale Unterschiede sind im ländlichen Raum am grössten

Im Stadt-Land-Vergleich zeigt die Neubautätigkeit im Jahr 2018 ein sehr heterogenes Bild. Sowohl unter den Top-10- als auch unter den Bottom-10-Gemeinden dominiert der ländliche Raum. So sind einerseits 4 von 6 Gemeinden mit Neuwohnungsanteilen von 5 und mehr Prozent, andererseits aber auch 5 von 6 Gemeinden ohne jeglichen Neuwohnungsbau ländlich. Im Median liegt der Neuwohnungsanteil der ländlichen Gemeinden bei 1,2 Prozent. Übertroffen wird dieser Wert im intermediären und städtischen Raum (1,8 bzw. 1,5%). In allen drei Raumtypen haben die mittleren Neuwohnungsanteile der Gemeinden seit 2000 zugenommen.

Die kommunalen Unterschiede beim Neuwohnungsanteil sind im ländlichen Raum etwas stärker ausgeprägt als im städtischen und im intermediären Raum. Im zeitlichen Verlauf haben die Gemeindeunterschiede innerhalb des urbanen Raums abgenommen. Im intermediären und im ländlichen Raum sind die kommunalen Unterschiede hingegen etwas grösser geworden.

Zunehmende Heterogenität innerhalb des Agglomerationsgürtels

Beim differenzierten Blick auf die Agglomeration Luzern wird die starke Neubautätigkeit im Agglomerationsgürtel deutlich. Die Gemeinden des Gürtels weisen im Median einen Neuwohnungsanteil von 2,3 Prozent aus. Im Agglomerationskern sowie in den Gemeinden ausserhalb der Agglomeration sind die Werte deutlich niedriger (1,5 bzw. 1,4%). Der mittlere Neuwohnungsanteil hat in allen drei Raumtypen seit 2000 zugenommen: am stärksten in der Gruppe der Agglomerationskerngemeinden, weniger stark in der Gruppe der Gürtel- und der Gruppe der übrigen Kantonsgemeinden. In allen drei Räumen verlief die Entwicklung insgesamt sehr volatil.

Gemessen am Variationskoeffizienten sind auch die regionalen Disparitäten innerhalb der Kerngemeinden aktuell am stärksten ausgeprägt. Das Ausmass der kommunalen Unterschiede ist dort seit dem Jahr 2000 nahezu unverändert geblieben. Im neubaustarken Agglomerationsgürtel haben die kommunalen Unterschiede hingegen zu- und in den übrigen Kantonsgemeinden abgenommen.

Gemeinden der RET Sursee-Mittelland und LuzernPlus nähern sich an

In Bezug auf die Wohnbautätigkeit zeigt sich in jedem der Regionalen Entwicklungsträger (RET) ein sehr heterogenes Muster. Alle vier RET weisen sowohl Gemeinden mit stark überdurchschnittlichen als auch solche mit stark unterdurchschnittlichen Neuwohnungsanteilen auf. Bei insgesamt starker Variation von Jahr zu Jahr ist auch die Streuung zwischen den RET gross. Die Medianwerte der Gemeinden variieren zwischen 0,7 Prozent im RET IdeeSeetal und 1,7 Prozent im RET LuzernWest. Gegenüber dem Jahr 2000 hat der mediane Neuwohnungsanteil  in den RET LuzernPlus und LuzernWest am stärksten zugenommen, während die RET IdeeSeetal und Sursee-Mittelland sinkende Werte zu verzeichnen hatten.

Gemessen am Variationskoeffizienten ist die Entwicklung der regionalen Neubautätigkeit innerhalb der einzelnen RET ebenfalls sehr verschieden: In den RET IdeeSeetal und LuzernWest haben die Unterschiede deutlich zugenommen. Innerhalb der RET Sursee-Mittelland und LuzernPlus haben sich die Gemeinden hingegen gegenseitig angenähert.

Definition der Kennzahl

Die Wohnbautätigkeit wird gemessen anhand des Neuwohnungsanteils. Dieser bezeichnet das prozentuale Verhältnis zwischen der Gesamtzahl der im betreffenden Jahr neu erstellten Wohnungen und dem Gesamtwohnungsbestand desselben Jahres. Durch Umbauten neu entstandene Wohnungen werden nicht als neu erstellte Wohnungen gezählt.

Die Vergleiche zwischen den Regionalräumen basieren auf dem Median von Gemeindewerten. Median der Neuwohnungsanteile bedeutet, dass jeweils die eine Hälfte der Gemeinden eines Raumtyps über diesem Wert liegt, die andere Hälfte darunter.