Sozialhilfe im Kanton Uri 2021

Sozialhilfequote im zweiten Pandemie-Jahr auf 1,3 Prozent gesunken

2021 wurden 469 Urner/innen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt (2020: 506 Pers.), das entspricht einer Sozialhilfequote von 1,3 Prozent. Die Urner Sozialhilfequote, welche die Sozialhilfebeziehenden ins Verhältnis zur Kantonsbevölkerung setzt, ist damit gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozentpunkt gesunken. Verglichen mit der Gesamtschweiz (neustes verfügbares Datenjahr 2020: unverändert 3,2%) bleibt die Urner Quote unterdurchschnittlich. Sie ist auch tiefer als jene der Zentralschweiz insgesamt, welche 2021 unverändert bei 1,9 Prozent lag.

Die Sozialhilfequote sank im Kanton Uri 2021 bei den jüngeren Altersgruppen ab. Bei den 65- bis 79-Jährigen und den 80-Jährigen und Älteren blieb sie gegenüber dem Vorjahr stabil.

2021 war das zweite von der Corona-Pandemie geprägte Jahr. Der Rückgang der Urner Sozialhilfequote trotz Pandemie ist unter anderem auf die vorgelagerten pandemiebedingten Leistungen des Bundes und des Kantons sowie Sozialversicherungs- und bedarfsabhängige Sozialleistungen zurückzuführen. Die gute wirtschaftliche Entwicklung hat sich möglicherweise ebenfalls positiv ausgewirkt. Zudem wird eine Zunahme des Nichtbezugs der Sozialhilfe aufgrund der verschärften ausländerrechtlichen Bestimmungen vermutet.

Vergangene Flüchtlingswelle gelangt in die Zuständigkeit der Kantone

Ein tiefes Bildungsniveau erhöht das Sozialhilferisiko beträchtlich. Die Sozialhilfequote von Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss lag im Kanton Uri 2021 bei 1,8 Prozent (2020: 1,9%). Ein tieferes Bildungsniveau vermindert die Chancen am Arbeitsmarkt und ist auch im Kanton Uri mit ein Grund für die höhere Sozialhilfequote der ausländischen Wohnbevölkerung gegenüber der schweizerischen. 2021 betrug die Quote der Sozialhilfebeziehenden mit Schweizer Nationalität 0,5 Prozent. Sie ist gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozentpunkt gesunken. Stärker ist die Quote der Sozialhilfebeziehenden mit ausländischer Nationalität gesunken: von 6,9 auf 6,5 Prozent.

Die Zahl der ausländischen Niedergelassenen mit Aufenthaltsbewilligung C im Kanton Uri ist – wie in mehreren Zentralschweizer Kantonen – gegenüber dem Vorjahr erneut gesunken. 2021 betrug der Rückgang hier 22,5 Prozent. Diese nach wie vor rückläufige Tendenz deckt sich zeitlich mit der Einführung des revidierten Ausländer- und Integrationsgesetzes im Jahr 2019.

2021 gehörten im Kanton Uri 63 Prozent der ausländischen Sozialhilfebeziehenden zu den Flüchtlingen mit Ausweis B oder F. Dadurch, dass die finanzielle Verantwortung von Flüchtlingen nach 5 Jahren vom Bund auf die Kantone und Gemeinden übergeht, wuchs diese Gruppe der Flüchtlinge 2021 in allen Zentralschweizer Kantonen erneut, in Uri um 7,5 Prozentpunkte auf 45,3 Prozent. Hier wirkte sich die grosse Zahl der 2014 bis 2016 in die Schweiz zugewanderten Flüchtlinge aus. Bezüglich der beruflichen Integration steht die genannte Personengruppe vor einer ganz besonderen Situation, wodurch ein überdurchschnittlicher Bedarf an Sozialhilfe entsteht.

Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko eines Sozialhilfebezugs waren auch 2021 Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren (Quote: 2,5%). Mit steigendem Alter sinkt in der Regel das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein: Die 65- bis 79-jährigen Urner/innen bezogen 2021 von allen Altersgruppen am seltensten Sozialhilfe (Quote: 0,0%). Bei Urner/innen im Alter von 80 Jahren und mehr lag die Quote bei ebenfalls tiefen 0,2 Prozent. Personen im Rentenalter haben im Bedarfsfall Anrecht auf Ergänzungsleistungen zur AHV, sodass sie nur in Ausnahmefällen auf das letzte sozialstaatliche Auffangnetz der wirtschaftlichen Sozialhilfe angewiesen sind.

Einelternhaushalte etwas seltener auf Unterstützung angewiesen

Kinder und Jugendliche, die mit nur einem Elternteil zusammenleben, sind einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. 2021 bezogen im Kanton Uri 1,5 Prozent aller Privathaushalte Sozialhilfe. Bei verheirateten Paaren mit Kindern waren es 1,2 Prozent. Mit 13,8 Prozent um ein Vielfaches höher war dieser Anteil bei Haushalten, in denen ein alleinerziehender Elternteil (überwiegend Mütter) mit seinen Kindern zusammenlebt. Das Einkommen alleinerziehender Mütter und Väter reicht häufig nicht aus, um den Lebensbedarf der Familie zu decken. 2021 ist dieser Anteil im Kanton Uri allerdings um 2,9 Prozentpunkte gesunken.

Familien mit Kindern werden mit weiteren, der wirtschaftlichen Sozialhilfe vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen unterstützt. 2021 wurden im Kanton Uri 40 Kindern und jungen Erwachsenen die Alimente bevorschusst. Das sind weniger als im Vorjahr (–11%).

Anteil der unterstützten Vollzeit-Erwerbstätigen erneut gesunken

2021 waren von den Urner Sozialhilfebeziehenden im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren 39 Prozent erwerbstätig – überwiegend in Form einer Teilzeitanstellung. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Erwerbstätigen wird die wirtschaftliche Sozialhilfe als Ergänzung zum Lohn ausbezahlt, wenn dieser zusammen mit anderen Einkommensquellen nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht.

Von den erwerbstätigen Sozialhilfebezüger/innen (ohne Lernende) waren 37 Prozent in einem Teilzeitpensum unter 50 Prozent beschäftigt. Das entspricht einer Zunahme um 7 Prozentpunkte. Jede dritte Person arbeitete Vollzeit (31%) – erneut weniger als im Vorjahr. Die restlichen Sozialhilfebeziehenden arbeiteten entweder in mehreren Teilzeitpensen oder in einem Teilzeitpensum von 50 Prozent oder mehr. Männer sind unter den sozialhilfebeziehenden Vollzeitbeschäftigten häufiger als Frauen. Umgekehrt gibt es im Kanton Uri mehr teilzeitbeschäftigte Frauen mit Sozialhilfeleistungen als Männer.

59 Prozent der 2021 im Kanton Uri Unterstützten im erwerbsfähigen Alter gingen keiner beruflichen Tätigkeit nach. 28 Prozent waren erwerbslos. Das heisst, sie wären zwar für die Aufnahme einer Tätigkeit verfügbar gewesen, blieben aber ohne bezahlte Arbeit. Die Übrigen waren Nichterwerbspersonen.

Wieder mehr Dossiers aufgrund verbesserter Erwerbssituation abgeschlossen

Die Sozialhilfe dient in erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. 2021 wurden im Kanton Uri über die Hälfte der Fälle innerhalb eines Jahres wieder abgeschlossen (54%). Die mittlere Bezugsdauer lag bei 10 Monaten.

30 Prozent der Urner Sozialhilfedossiers wurden 2021 durch eine andere Sozialleistung abgelöst (z.B. IV-Rente). Bei 28 Prozent der Fallabschlüsse endete die Zuständigkeit der involvierten Sozialdienste, meist wegen Wegzug oder Kontaktabbruch der unterstützten Person. 37 Prozent wurden aufgrund einer verbesserten Erwerbssituation abgeschlossen. Das sind wieder mehr als im Vorjahr. Im ersten Pandemie-Jahr, 2020, war dieser Anteil in Uri wie in nahezu allen Zentralschweizer Kantonen rückläufig gewesen.

Von den in den letzten fünf Jahren im Kanton Uri eröffneten Sozialhilfedossiers waren zwei Fünftel nach sechs Monaten wieder geschlossen (39%). Das sind leicht mehr als noch 2020. Langzeitbeziehende, die länger als vier Jahre mit Sozialhilfe unterstützt werden, machten etwas mehr als einen Zehntel aus (Abschlussquote nach 48 Monaten: 88%).

Kontakt

David von Holzen

E-Mail: David.vonHolzen@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 66 01

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