Sozialhilfe im Kanton Nidwalden 2021

Sozialhilfequote im zweiten Pandemie-Jahr unverändert bei 1,0 Prozent

2021 wurden 453 Nidwaldner/innen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt (2020: 435 Pers.). Das sind erneut leicht mehr als im Vorjahr; die Zunahme beträgt 4 Prozent. Die Nidwaldner Sozialhilfequote, welche die Sozialhilfebeziehenden ins Verhältnis zur Kantonsbevölkerung setzt, blieb unverändert bei 1,0 Prozent. Damit weist Nidwalden 2021 – zusammen mit Obwalden – wie in den vergangenen Jahren die tiefste Sozialhilfequote aller Zentralschweizer Kantone aus (ZCH insgesamt: unverändert 1,9%). Die Nidwaldner Quote liegt auch im gesamtschweizerischen Vergleich tief (CH, neustes verfügbares Datenjahr 2020: unverändert 3,2%).

2021 war das zweite von der Corona-Pandemie geprägte Jahr. Dass die Sozialhilfequote trotz Pandemie im Kanton Nidwalden nicht zugenommen hat, ist unter anderen auf die vorgelagerten pandemiebedingten Leistungen des Bundes und des Kantons sowie auf Sozialversicherungs- und bedarfsabhängige Sozialleistungen zurückzuführen. Die gute wirtschaftliche Entwicklung hat sich möglicherweise ebenfalls positiv ausgewirkt.

Vergangene Flüchtlingswelle gelangt in die Zuständigkeit der Kantone

Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss tragen ein besonders hohes Sozialhilferisiko. Im Kanton Nidwalden lag die Sozialhilfequote entsprechender Personen 2021 bei 2,5 Prozent. Das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Ein tieferes Bildungsniveau vermindert die Chancen für den Zugang zum Arbeitsmarkt und ist auch im Kanton Nidwalden mit ein Grund für die höhere Sozialhilfequote der ausländischen Wohnbevölkerung gegenüber jener von Schweizer/innen.

Gegenüber dem Vorjahr blieb die Sozialhilfequote von Nidwaldner/innen schweizerischer Nationalität 2021 unverändert bei 0,5 Prozent. Jene der Ausländer/innen ist gleichzeitig erneut gestiegen – diesmal leicht auf 4,0 Prozent. Die Zahl der sozialhilfebeziehenden Niedergelassenen mit Bewilligung C ist 2021 in Nidwalden mit plus 1,6 Prozentpunkten erneut leicht gestiegen.

2021 gehörten im Kanton Nidwalden 59 Prozent der ausländischen Sozialhilfebeziehenden zu den Flüchtlingen mit Ausweis B oder F. Dadurch, dass die finanzielle Verantwortung von Flüchtlingen nach 5 Jahren vom Bund auf die Kantone und Gemeinden übergeht, wuchs diese Gruppe der Flüchtlinge 2021 in allen Zentralschweizer Kantonen erneut, in Nidwalden um 6,5 Prozentpunkte auf 37,8 Prozent. Hier wirkte sich die grosse Zahl der 2014 bis 2016 in die Schweiz zugewanderten Flüchtlinge aus. Bezüglich der beruflichen Integration steht die genannte Personengruppe vor einer ganz besonderen Situation, wodurch ein überdurchschnittlicher Bedarf an Sozialhilfe entsteht.

Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko eines Sozialhilfebezugs sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Die Sozialhilfequote dieser Altersgruppe ist im Kanton Nidwalden 2021 (2,2%) gegenüber dem Vorjahr erneut leicht gestiegen. Mit dem Alter sinkt in der Regel das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein. Die 65- bis 79-jährigen Nidwaldner/innen bezogen 2021 erneut am seltensten Sozialhilfe (Quote: 0,1%). Dieser Wert ist seit 2018 konstant. Personen im Rentenalter haben im Bedarfsfall Anrecht auf Ergänzungsleistungen zur AHV, sodass sie nur in Ausnahmefällen auf das letzte sozialstaatliche Auffangnetz der wirtschaftlichen Sozialhilfe angewiesen sind.

Grösserer Unterstützungsbedarf bei Alleinerziehenden

Kinder und Jugendliche, die mit nur einem Elternteil zusammenleben, sind einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. 2021 bezogen im Kanton Nidwalden unverändert 1,0 Prozent aller Privathaushalte Sozialhilfe. Bei verheirateten Paaren mit Kindern waren es mit 0,3 Prozent leicht weniger als im Vorjahr. Mit 14,2 Prozent um ein Vielfaches höher war dieser Anteil bei Haushalten, in denen ein alleinerziehender Elternteil (überwiegend Mütter) mit seinen Kindern zusammenlebt. Dieser Anteil ist 2021 gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozentpunkte gestiegen. Das Einkommen alleinerziehender Mütter und Väter reicht häufig nicht aus, um den Lebensbedarf der Familie zu decken.

Familien werden mit weiteren, der wirtschaftlichen Sozialhilfe vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen unterstützt. 2021 wurden im Kanton Nidwalden 110 Kindern und jungen Erwachsenen die Alimente bevorschusst. Das sind leicht mehr als im Vorjahr.

Anteil der Vollzeit-Erwerbstätigen in der Sozialhilfe erneut gestiegen

2021 waren von den Nidwaldner Sozialhilfebeziehenden im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren 34 Prozent erwerbstätig – überwiegend in Form einer Teilzeitanstellung. Das sind 3 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Erwerbstätigen wird die wirtschaftliche Sozialhilfe als Ergänzung zum Lohn ausbezahlt, wenn dieser zusammen mit anderen Einkommensquellen nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht.

Von den erwerbstätigen Sozialhilfebezüger/innen (ohne Lernende) waren 36 Prozent in einem Teilzeitpensum unter 50 Prozent beschäftigt. Das sind 9 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Mehr als jede vierte Person arbeitete Vollzeit (28%). Dieser Wert hat um mehr als 6 Prozentpunkte zugenommen und stieg damit das dritte Jahr in Folge an. 2021 ist es also erneut einem höheren Anteil an erwerbstätigen Unterstützten trotz Vollzeitstelle nicht gelungen, ihren Existenzbedarf ohne staatliche Hilfe zu decken. Die restlichen erwerbstätigen Unterstützten hatten entweder mehrere Teilzeitanstellungen (8%) oder eine Teilzeitanstellung mit einem Pensum von 50 Prozent oder mehr (28%). Männer sind unter den sozialhilfebeziehenden Vollzeitbeschäftigten häufiger als Frauen. Umgekehrt gibt es im Kanton Nidwalden mehr teilzeitbeschäftigte Frauen mit Sozialhilfeleistungen als Männer.

62 Prozent der 2021 im Kanton Nidwalden Unterstützten im erwerbsfähigen Alter gingen keiner beruflichen Tätigkeit nach. 23 Prozent waren erwerbslos. Das heisst, sie wären zwar für die Aufnahme einer Tätigkeit verfügbar gewesen, blieben aber ohne bezahlte Arbeit. Die Übrigen waren Nichterwerbspersonen.

Wieder mehr Dossiers aufgrund verbesserter Erwerbssituation abgeschlossen

Die Sozialhilfe dient in erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. Im Kanton Nidwalden wurden 2021 gut die Hälfte der Dossiers innerhalb eines Jahres wieder abgeschlossen (56%). Das sind leicht weniger als im Vorjahr. Die mittlere Bezugsdauer des Sozialhilfebezugs betrug 9 Monate.

In 35 Prozent der Fälle wurde im Kanton Nidwalden 2021 die Sozialhilfe durch eine andere Sozialleistung abgelöst (z.B. IV-Rente). Bei 23 Prozent der Fallabschlüsse endete die Zuständigkeit der involvierten Sozialdienste, meist wegen Wegzug oder Kontaktabbruch der unterstützten Person. Bei den 2021 abgeschlossenen Dossiers gingen 35 Prozent auf eine verbesserte Erwerbssituation zurück. Im ersten Pandemie-Jahr, 2020, war dieser Anteil in Nidwalden – wie in nahezu allen Zentralschweizer Kantonen – rückläufig gewesen. Jetzt ist er im Kanton Nidwalden wieder leicht gestiegen.

Von den in den letzten fünf Jahren im Kanton Nidwalden eröffneten Sozialhilfedossiers waren 40 Prozent nach 6 Monaten wieder geschlossen. Langzeitbeziehende, die länger als vier Jahre mit Sozialhilfe unterstützt werden, machten 15 Prozent aus. Die Abschlussquote nach 48 Monaten betrug dementsprechend 85 Prozent.

Kontakt

David von Holzen

E-Mail: David.vonHolzen@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 66 01

Analysen

Sozialhilfe im Kanton Luzern

Alleinerziehende mit Kleinkindern oft armutsgefährdet

Die neuste Ausgabe von LUSTAT Aktuell analysiert die Situation der Sozialhilfe im Kanton Luzern. Der Themenschwerpunkt liegt auf dem Sozialhilferisiko von Eineltern-Familien. Das Interview mit Chantal Di Meo-Ryf, Vizepräsidentin Verein Alleinerziehende Mütter und Väter Luzern, ergänzt die Analysen. Weitere Auswertungen betreffen die Sozialhilfebezüge nach Bildungsniveau, Nationalität und Aufenthaltsstatus – neu inkl. Status S.

LUSTAT Aktuell Sozialhilfe im Kanton Luzern entstand im Auftrag der Dienststelle Soziales und Gesellschaft DISG.

Statistik Panorama Luzern 2024

Soziale Sicherheit

Die Infografik gibt einen Überblick über den Fachbereich Soziale Sicherheit.

LUSTAT Jahrbuch 2024 - Fachbereiche

Soziale Sicherheit

Datenmaterial, Kommentare sowie weitere Informationen zu den Sozialversicherungen, den vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen, der wirtschaftlichen Sozialhilfe sowie zur wirtschaftlichen Lage der privaten Haushalte.