Sozialhilfe im Kanton Obwalden 2021
Sozialhilfequote im zweiten Pandemie-Jahr unverändert bei 1,0 Prozent
2021 wurden im Kanton Obwalden 388 Personen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt, das sind leicht mehr als im Vorjahr. Die Obwaldner Sozialhilfequote, welche die Sozialhilfebeziehenden mit der Kantonsbevölkerung ins Verhältnis setzt, verblieb unverändert bei 1,0 Prozent. Damit weist Obwalden – zusammen mit Nidwalden – wie in den vergangenen Jahren die niedrigste Quote der Zentralschweizer Kantone aus (ZCH insgesamt: unverändert 1,9%). Auch verglichen mit der Gesamtschweiz (neustes verfügbares Datenjahr 2020: unverändert 3,2%) ist die Sozialhilfequote im Kanton Obwalden unterdurchschnittlich.
2021 war das zweite von der Corona-Pandemie geprägte Jahr. Dass die Sozialhilfequote im Kanton Obwalden nicht angestiegen ist, beruht unter anderen auf den vorgelagerten pandemiebedingten Leistungen des Bundes und des Kantons sowie Sozialversicherungs- und bedarfsabhängigen Sozialleistungen. Die gute wirtschaftliche Entwicklung hat sich möglicherweise ebenfalls positiv ausgewirkt.
Vergangene Flüchtlingswelle gelangt in Zuständigkeit der Kantone
Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss tragen ein besonders hohes Sozialhilferisiko. Im Kanton Obwalden lag die Sozialhilfequote entsprechender Personen 2021 bei 2,3 Prozent. Das ist ein Anstieg um 0,7 Prozentpunkte. Ein tieferes Bildungsniveau vermindert die Chancen am Arbeitsmarkt und ist auch im Kanton Obwalden mit ein Grund für die höhere Sozialhilfequote der ausländischen Wohnbevölkerung gegenüber der schweizerischen. Die Quote der Ausländer/innen ist im Kanton 2021 leicht auf 3,8 Prozent gestiegen, nachdem sie im Vorjahr gesunken war. Die Quote der Schweizer/innen blieb bei 0,5 Prozent stabil.
Die Zahl der ausländischen Niedergelassenen mit Aufenthaltsbewilligung C ist im Kanton Obwalden gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. 45 Prozent der ausländischen Sozialhilfebeziehenden waren Flüchtlinge mit Ausweis B oder F. Dadurch, dass die finanzielle Verantwortung von Flüchtlingen nach 5 Jahren vom Bund auf die Kantone und Gemeinden übergeht, wuchs diese Gruppe der Flüchtlinge 2021 in allen Zentralschweizer Kantonen erneut, in Obwalden um 1,8 Prozentpunkte auf 43,6 Prozent. Hier wirkte sich die grosse Zahl der 2014 bis 2016 in die Schweiz zugewanderten Flüchtlinge aus. Bezüglich der beruflichen Integration steht die genannte Personengruppe vor einer ganz besonderen Situation, wodurch ein überdurchschnittlicher Bedarf an Sozialhilfe entsteht.
Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko eines Sozialhilfebezugs waren im Kanton Obwalden 2021 zum zweiten Mal in Folge nicht die Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren (Quote: 1,5%), wie es in anderen Kantonen zu beobachten ist, sondern die 18- bis 25-Jährigen (1,6%). Mit steigendem Alter sinkt in der Regel das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein: Die 65- bis 79-jährigen Obwaldner/innen bezogen 2021 von allen Altersgruppen im dritten Jahr in Folge am seltensten Sozialhilfe (0,1%). Personen im Rentenalter haben im Bedarfsfall Anrecht auf Ergänzungsleistungen zur AHV, sodass sie nur in Ausnahmefällen auf das letzte sozialstaatliche Auffangnetz der wirtschaftlichen Sozialhilfe angewiesen sind.
Anteil der Alleinerziehenden in der Sozialhilfe erneut gewachsen
Kinder und Jugendliche, die mit nur einem Elternteil zusammenleben, sind einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. 2021 bezogen im Kanton Obwalden wie schon in den Vorjahren 1,4 Prozent aller Privathaushalte Sozialhilfe. Bei verheirateten Paaren mit Kindern waren es unverändert 0,3 Prozent. Mit 7,1 Prozent deutlich höher war dieser Anteil bei Haushalten, in denen ein alleinerziehender Elternteil (überwiegend Mütter) mit seinen Kindern zusammenlebt. Dieser Anteil ist gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Prozentpunkte gewachsen. Das Einkommen alleinerziehender Mütter und Väter reicht häufig nicht aus, um den Lebensbedarf der Familie zu decken.
Familien mit Kindern werden mit weiteren, der wirtschaftlichen Sozialhilfe vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen unterstützt. 2021 wurden im Kanton Obwalden 103 Kindern und jungen Erwachsenen die Alimente bevorschusst (+14,4% gegenüber dem Vorjahr).
Anteil der Vollzeit-Erwerbstätigen in der Sozialhilfe gesunken
2021 waren von den Obwaldner Sozialhilfebeziehenden im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren 41 Prozent erwerbstätig – überwiegend in Form einer Teilzeitanstellung. Das sind rund 5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Erwerbstätigen wird die wirtschaftliche Sozialhilfe als Ergänzung zum Lohn ausbezahlt, wenn dieser zusammen mit anderen Einkommensquellen nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht.
Von den erwerbstätigen Sozialhilfebezüger/innen (ohne Lernende) waren 34 Prozent in einem Teilzeitpensum unter 50 Prozent beschäftigt. 13 Prozent arbeiteten Vollzeit. Das sind gut 9 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Die restlichen erwerbstätigen Bezüger/innen arbeiteten entweder in mehreren Teilzeitpensen oder in einem Teilzeitpensum von 50 Prozent und mehr. Männer sind unter den sozialhilfebeziehenden Vollzeitbeschäftigten häufiger als Frauen. Umgekehrt gibt es im Kanton Obwalden mehr teilzeitbeschäftigte Frauen mit Sozialhilfeleistungen als Männer.
58 Prozent der 2021 im Kanton Obwalden Unterstützten im erwerbsfähigen Alter gingen keiner beruflichen Tätigkeit nach. 26 Prozent waren erwerbslos. Das heisst, sie wären zwar für die Aufnahme einer Tätigkeit verfügbar gewesen, blieben aber ohne bezahlte Arbeit. Die Übrigen waren Nichterwerbspersonen.
Erneut mehr Dossiers aufgrund verbesserter Erwerbssituation abgeschlossen
Die Sozialhilfe dient in erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. Im Kanton Obwalden wurde 2021 über die Hälfte der Fälle innerhalb eines Jahres wieder abgeschlossen (56%). Die mittlere Bezugsdauer betrug 10 Monate.
In 24 Prozent der 2021 abgeschlossenen Dossiers wurde die Sozialhilfe durch eine andere Sozialleistung abgelöst (z.B. IV-Rente). Bei 31,5 Prozent der Fallabschlüsse endete die Zuständigkeit der involvierten Sozialdienste, meist wegen Wegzug oder Kontaktabbruch der unterstützten Person. 44 Prozent der 2021 abgeschlossenen Dossiers gingen auf eine verbesserte Erwerbssituation zurück. Das sind gut 6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Im ersten Pandemie-Jahr, 2020, war dieser Anteil in nahezu allen Zentralschweizer Kantonen rückläufig gewesen. Im Kanton Obwalden hingegen ist er sowohl 2020 als auch 2021 gestiegen.
Von den in den letzten fünf Jahren im Kanton Obwalden eröffneten Sozialhilfedossiers waren zwei Fünftel nach sechs Monaten wieder geschlossen (41%). Langzeitbeziehende, die länger als vier Jahre mit Sozialhilfe unterstützt werden, machten etwas mehr als einen Zehntel aus (Abschlussquote nach 48 Monaten: unverändert 88%).