Gemeindefinanzen – Rechnungsabschlüsse 2024
Ertragsüberschuss auf neuem Höchststand
Im Jahr 2024 erzielten die Luzerner Gemeinden insgesamt ein positives Rechnungsergebnis mit einem Ertragsüberschuss von 295,2 Millionen Franken. Damit wurde das Vorjahresergebnis wiederum übertroffen – um 81,7 Millionen Franken. Der Gesamtaufwand ist um 202,1 Millionen auf 4,1 Milliarden Franken gestiegen und der Gesamtertrag um 283,8 Millionen auf 4,4 Milliarden Franken.
Anstieg von Aufwand und Ertrag
Mit dem Ertragsüberschuss von 295,2 Millionen Franken wurde 2024 ein erneuter Höchststand erzielt. Das Ergebnis lag über den Erwartungen. Die ursprünglich von den Stimmberechtigten beschlossenen Budgets für das Jahr 2024 hatten insgesamt einen Aufwandüberschuss von 24,2 Millionen Franken vorgesehen. 72 von 79 Gemeinden (Gebietsstand 2025) konnten besser abschliessen als budgetiert. Das bessere Ergebnis wurde massgeblich dank der Erträge erzielt, die bei den meisten Gemeinden höher ausfielen als veranschlagt. Der Gesamtaufwand der Gemeinden lag etwas höher als budgetiert. Im Einzelnen fiel der Aufwand bei 42 Gemeinden höher und bei 37 Gemeinden tiefer aus als in den Budgets.
56 Gemeinden mit Ertragsüberschuss
Im Rechnungsjahr 2024 erzielten 56 der 79 Luzerner Gemeinden einen positiven Rechnungsabschluss. Ertragsüberschüsse von über einer Million Franken resultierten bei 22 Gemeinden. An der Spitze steht die Stadt Luzern mit 124,8 Millionen Franken. Die Stadt Kriens steht mit ihrem Überschuss an zweiter Stelle (99,0 Mio. Fr.). Mit zusammen über 220 Millionen Franken Überschuss verantworten die beiden Städte massgeblich den hohen Überschuss der Gemeinden insgesamt. An dritter Stelle folgt die Gemeinde Emmen mit einem Überschuss von 15,9 Millionen Franken.
Ein negatives Rechnungsergebnis wiesen 23 Gemeinden aus. Das sind 9 Gemeinden mehr als im Vorjahr. Die höchsten Aufwandüberschüsse resultierten bei den Gemeinden Sursee (2,5 Mio. Fr.), Mauensee (1,4 Mio. Fr.) und Schenkon (1,4 Mio. Fr.). Aufwandüberschüsse werden aus dem bestehenden Eigenkapital gedeckt. Ende 2024 wies keine Gemeinde einen Bilanzfehlbetrag aus.
Das Gesamtergebnis der Gemeinden lässt sich unterteilen in ein operatives Ergebnis und ein ausserordentliches Ergebnis. Das operative Ergebnis setzt sich wiederum zusammen aus dem Ergebnis betrieblicher Tätigkeit sowie dem Finanzergebnis. Die verschiedenen Ergebnisbestandteile werden in der gestuften Erfolgsrechnung dargestellt.
Bei der überwiegenden Mehrzahl der Gemeinden, die 2024 ein negatives Gesamtergebnis verzeichneten, resultierte dieses hauptsächlich aus einem Defizit bei der betrieblichen Tätigkeit. Davon wiesen 5 Gemeinden neben dem negativen betrieblichen Ergebnis zusätzlich auch ein negatives Finanzergebnis aus. Bei der Gemeinde Vitznau wurde das negative Gesamtergebnis alleinig vom negativen ausserordentlichen Ergebnis verantwortet. Vitznau verbuchte 2024 aufgrund des Hangrutsches Hinterbergen ausserordentliche Aufwände von 1,0 Millionen Franken.
Ein negatives Ergebnis aus betrieblicher Tätigkeit, welches jedoch durch ein positives Finanzergebnis bzw. ausserordentliche Erträge (Entnahmen aus Aufwertungsreserven) kompensiert werden konnte, wiesen 11 Gemeinden aus.
Höhere Gewinn- und Einkommenssteuern
Die grösste Ertragsquelle der Gemeinden sind die Fiskalerträge (2024: 1,9 Mrd. Fr.). Schliesst man die internen Verrechnungen und Umlagen von der Betrachtung der Erträge aus, tragen die Fiskalerträge über die Hälfte (2024: 56,7%) zur Finanzierung der Gemeindehaushalte bei. Die Fiskalerträge verzeichneten 2024 gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg von 197,7 Millionen Franken (+11,7%). Im Vergleich der verschiedenen Ertragsarten ist dies in absoluten Beträgen der höchste Anstieg. Die zweitgrösste Finanzierungsquelle sind die Transfererträge (2024: 0,8 Mrd. Fr.). Diese sind um 24,8 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr angestiegen (+3,2%).
Die Erträge bei allen vier Steuerarten (direkte Steuern natürliche Personen, direkte Steuern juristische Personen, Sondersteuern sowie Besitz- und Aufwandsteuern) sind gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Den höchsten Anstieg verzeichneten die Steuern der juristischen Personen (+107,1 Mio. Fr.), gefolgt von den Steuern der natürlichen Personen (+76,1 Mio. Fr.). Die treibende Kraft hinter dem markanten Anstieg bei den juristischen Personen waren die Gewinnsteuern. Diese nahmen um 101,1 Millionen Franken zu. Dies entspricht einem Anstieg von 34,8 Prozent. Bei den natürlichen Personen verantworteten hauptsächlich die Einkommenssteuern den Anstieg (+78,4 Mio. Fr.). Abgenommen haben dagegen die Vermögenssteuern (–12,2 Mio. Fr.).
Durchgängige Zunahme der Nettobelastung
Die Aufwände der Gemeinden in den verschiedenen Aufgabenbereichen (Funktionen) können sowohl brutto als auch netto ausgewiesen werden. Die Bruttobetrachtung zeigt die gesamthaft anfallenden Kosten je Bereich inklusive der intern verrechneten Kosten und der Umlagen. In der Nettobetrachtung (Nettobelastung) werden die eingehenden Erträge, welche einem Bereich zugeordnet werden können, abgezogen. Dazu zählen Beiträge, Entschädigungen, Anteile an zweckgebundenen Erträgen und intern weiterverrechnete Kosten. Im Bereich Volkswirtschaft generieren Konzessionen und Verkäufe wesentliche Einnahmen. Die Nettobelastung zeigt somit denjenigen Teil des Gemeindehaushalts, der schliesslich aus allgemeinen Steuergeldern und Finanzausgleichszahlungen finanziert wird.
Der Bereich mit der höchsten Nettobelastung war 2024 die soziale Sicherheit mit 570,8 Millionen Franken, gefolgt von der Bildung mit 564,8 Millionen Franken. An dritter Stelle stand der Bereich Gesundheit mit 184,4 Millionen Franken.
Die Nettobelastung über alle Hauptaufgabenbereiche (ohne Finanzen und Steuern) zeigte 2024 gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg von insgesamt 119,6 Millionen Franken. Dem Hauptaufgabenbereich Finanzen und Steuern werden die Erträge aus den Steuereinnahmen (Fiskalerträge) und die Finanzausgleichszahlungen zugeordnet. Aus diesem Grund weist dieser Bereich stets eine hohe negative Nettobelastung aus und ist mit den übrigen Bereichen nicht direkt vergleichbar. Ausser dem Bereich Finanzen und Steuern verzeichnete die Nettobelastung in allen Aufgabenbereichen einen Zuwachs. Der höchste Anstieg resultierte im Bereich Bildung (+46,9 Mio. Fr.). Insbesondere die Personalkosten im Bereich der Primar- und Sekundarschule sind angestiegen. Bei den Musikschulen war es im Vorjahr zu Nachzahlungen von Beiträgen gekommen, die 2024 wieder wegfielen. Auch die Aufwände für die Schulliegenschaften nahmen zu. Den zweithöchsten Anstieg der Nettobelastung gegenüber dem Vorjahr verzeichnete der Aufgabenbereich soziale Sicherheit (+30,5 Mio. Fr.). In diesem Aufgabenbereich verantworteten unter anderem die Beiträge an den Kanton für soziale Einrichtungen sowie Mehraufwände zusammen mit Mindererträgen bei der Sozialhilfe und den Sozialämtern den Anstieg.
Im Zeitverlauf sind insbesondere die Massnahmen der Aufgaben- und Finanzreform 18 (AFR18) im Jahr 2020 sichtbar. So zeigen sich aufgrund der Reform Verschiebungen der Nettobelastung gegenüber dem Vorjahr in den Aufgabenbereichen Bildung, soziale Sicherheit sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung.
Nettoinvestitionen von 337 Millionen Franken
Die Investitionen können im Zeitverlauf und zwischen den Gemeinden erheblich schwanken. 2024 wurden netto 336,5 Millionen Franken investiert (+27,3 Mio. Fr. gegenüber Vorjahr). Der grösste Anteil davon floss in den Aufgabenbereich Bildung (153,1 Mio. Fr.). Dieser Bereich verzeichnete auch den grössten Anstieg gegenüber dem Vorjahr (+38,1 Mio. Fr.). Bis auf zwei Gemeinden wiesen alle Investitionen im Aufgabenbereich Bildung aus (Gebietsstand 2025). Mit 58,9 Millionen Franken der zweithöchste Anteil floss in den Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung, gefolgt vom Bereich Umweltschutz und Raumordnung mit 52,6 Millionen Franken. Auch in diesen beiden Bereichen verbuchte die überwiegende Mehrheit der Gemeinden Investitionsausgaben.
Autorin: Anita Brunner / 15. Juli 2025