Bevölkerungsszenarien 2020-2050 – Tiefes Szenario

Tiefes Szenario erwartet Bevölkerungswachstum von 9 Prozent

Das tiefe Bevölkerungsszenario lässt von 2019 bis 2050 einen Anstieg der ständigen Wohnbevölkerung auf 450'814 Personen erwarten. Das entspricht einem Wachstum von 9,1 Prozent. Durchschnittlich wird die Zahl der Luzerner/innen jährlich um 0,3 Prozent wachsen. Das Wachstum schwächt sich über die Zeit ab. In den Jahren bis 2030 wird das durchschnittliche Wachstum bei jährlich 0,6 Prozent liegen, in den Jahren 2030 bis 2040 bei 0,3 Prozent, ab dem Jahr 2043 wird sogar mit jährlichen Bevölkerungsrückgängen (im Durchschnitt –0,1%) gerechnet.

Tiefe Geburtenzahlen führen zu negativem Geburtenüberschuss

Im tiefen Szenario wird davon ausgegangen, dass die Geburtenhäufigkeit etwas zurückgeht. Trotz der angenommenen Verbesserungen in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wünschen sich die Frauen weniger Kinder. Die berufliche Karriere wird stärker gewichtet. Gleichzeitig verbessert sich das Gesundheitsverhalten der Bevölkerung weniger stark als im mittleren Szenario. Die Lebenserwartung steigt dementsprechend weniger stark an. Diese Faktoren führen gesamthaft dazu, dass der Geburtenüberschuss kleiner bzw. ab dem Jahr 2036 negativ werden wird. Ein negativer Geburtenüberschuss bedeutet, dass es in einem Jahr weniger Geburten gibt als Todesfälle. Er wird sich von rund 1'100 Personen im Jahr 2020 auf −1'000 im Jahr 2050 verringern.

Beim tiefen Szenario rechnet man mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum in der Schweiz, was die Lohndifferenz verringert und somit die Schweiz als Einwanderungsland weniger attraktiv macht. Gleichzeitig werden auch weniger neue Arbeitsplätze geschaffen. Unter dieser Annahme wird der Wanderungssaldo von rund 1'600 Personen im Jahr 2020 auf rund 600 Personen im Jahr 2050 abnehmen.

Das Bevölkerungswachstum von rund 37'700 Personen bis 2050 geht im tiefen Szenario mit 93 Prozent fast ausschliesslich auf Wanderungsgewinne zurück (+35'000 Personen). Ein vergleichsweise kleiner Teil des Wachstums ist auf die Geburtenüberschüsse zurückzuführen (+2'700 Personen). Sowohl die Zahl der schweizerischen (+8,6%) als auch der ausländischen (+11,3%) Wohnbevölkerung wird bis 2050 ansteigen.

Veränderung der Altersstruktur

Die zunehmende Lebenserwartung und das Älterwerden der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre (sog. „Babyboomer“) führen zu einer Verschiebung der Altersstruktur der Luzerner Bevölkerung. Diese zeigt sich in den Verhältnisquoten. Der Altersquotient wird sich im tiefen Szenario von 28,9 im Jahr 2019 auf 49,8 im Jahr 2050 erhöhen. Der Jugendquotient weist während des betrachteten Zeitraums geringere Schwankungen auf und wird mit 31,6 im Jahr 2050 nahe dem Ausgangswert von 2019 (32,8) liegen. Der Altersquotient wird 2027 den Jugendquotienten übertreffen. Das bedeutet, dass dann erstmals mehr Menschen im Alter über 64 Jahren im Kanton Luzern leben werden als Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 19 Jahren.

1992

Rückgang der Jungen

Werden die Altersgruppen differenzierter betrachtet, ist das Wachstum besonders bei den älteren Personen hoch. Am stärksten wachsen werden gemäss dem tiefen Szenario die Gruppen der 70- bis 79-Jährigen (+41,8%) sowie der 80-Jährigen und Älteren (+140,1%). Letztere allein werden mit einem Plus von knapp 29'570 Personen einen Grossteil des absoluten Bevölkerungswachstums ausmachen. 2050 werden die Hochbetagten (80-jährig und älter) 11,2 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Ihr Anteil wird damit mehr als doppelt so gross sein wie noch 2019 (5,1%). Die Anzahl der Luzerner/innen im Alter unter 30 Jahren wird bis 2050 um rund 10'400 Personen oder um −7,5 Prozent abnehmen. Auch bei den Personen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren zeigt sich eine Abnahme (−6'900 Pers., −3,9%).

Diese unterschiedlichen Entwicklungen in den Altersklassen bewirken eine Verschiebung der Bevölkerungspyramidenform. Während die Pyramide bei den höheren Altersklassen im Laufe der Zeit breiter wird, wird sie bei den Personen im erwerbsfähigen Alter und bei den Kindern und Jugendlichen schmäler. Dies ist in der obenstehenden animierten Grafik visualisiert.

Drei Regionen mit Bevölkerungsrückgang

Die Bevölkerung des Kantons Luzern wird nach dem tiefen Szenario im Zeitraum von 2019 bis 2050 in 8 der 11 statistischen Analyseregionen zunehmen und in 3 Regionen abnehmen. Negative Wachstumsraten werden in den ländlichen Regionen Entlebuch (−16,3%) und Rottal-Wolhusen (−5,1%) erwartet. Ebenso wird die Bevölkerungszahl der Stadt Luzern (−4,0%) sinken. Die Regionen Willisau (+4,1%) und Seetal (+6,6%) zeigen ebenfalls unterdurchschnittliche Wachstumsraten. Währenddessen wird in den übrigen Regionen ein überdurchschnittliches Wachstum erwartet, wobei die Regionen Rooterberg/Rigi (+32,0%) und Sursee/Sempachersee (+28,6%) die höchsten Wachstumsraten aufweisen.

Gemäss dem tiefen Szenario werden in den Regionen Entlebuch, Stadt Luzern und Rottal-Wolhusen im gesamten Zeitraum mehr Wegzüge als Zuzüge erwartet. Alle übrigen Regionen werden einen positiven Wanderungssaldo aufweisen. Dieser wird sich zwischen rund +900 Personen in der Region Willisau und rund +15'700 Personen im Agglomerationskern bewegen. In den urbanen Regionen Stadt Luzern, Agglomerationskern und Agglomerationsgürtel sowie der ländlichen Region Entlebuch werden gemäss dem tiefen Szenario bis 2050 mehr Todesfälle als Geburten erwartet. Im Agglomerationskern und dem Agglomerationsgürtel werden die negativen Geburtenüberschüsse allerdings durch Wanderungsgewinne kompensiert werden. Bei den übrigen 7 Regionen werden während des Zeitraums mehr Geburten als Todesfälle erwartet.

Bei allen bevölkerungsmässig wachsenden Regionen haben die Wanderungsgewinne einen höheren Anteil am jeweiligen Bevölkerungswachstum als die Geburtenüberschüsse. Bei ihnen macht der Wanderungssaldo mehr als 60 Prozent des Wachstums aus. Bei 2 der 3 Regionen, welche gemäss dem tiefen Szenario bis 2050 einen Rückgang der Bevölkerungszahl verzeichnen werden, ist der negative Wanderungssaldo der Haupttreiber des Rückgangs. Nicht so bei der Stadt Luzern: Hier ist die Abnahme der Bevölkerungszahl aufgrund des negativen Geburtenüberschusses grösser als aufgrund des negativen Wanderungssaldos.

Kontakt

Sibylle Haas

E-Mail: sibylle.haas@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 73 23

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