Bevölkerungsszenarien 2020-2050 – Mittleres Szenario (Referenzszenario)

Luzerner Bevölkerung wächst bis im Jahr 2050 um 19 Prozent

Im mittleren Luzerner Bevölkerungsszenario (Referenzszenario) wird bis im Jahr 2050 mit einem Anstieg der ständigen Wohnbevölkerung von 413'120 (Ende 2019) auf 490'172 Einwohner/innen gerechnet. Dies entspricht einem Zuwachs um insgesamt 18,7 Prozent. Die durchschnittliche Zunahme pro Jahr wird 0,6 Prozent betragen. Das Wachstum schwächt sich voraussichtlich über die Zeit ab. In den Jahren bis 2030 wird das Wachstum bei jährlich rund 0,8 Prozent liegen, in den Jahren 2030 bis 2040 bei 0,5 Prozent und in den Jahren 2040 bis 2050 bei 0,3 Prozent.

Steigende Sterbezahlen, rückläufiger Wanderungsgewinn

Dass das Bevölkerungswachstum allmählich nachlassen wird, hat zwei Gründe. Der erste Grund sind die steigenden Sterbezahlen infolge der zunehmenden Alterung der Bevölkerung. Sie schwächen den anfänglich noch hohen Geburtenüberschuss langsam ab. Erwartet man 2020 noch einen Geburtenüberschuss von rund 1'300 Personen, wird er 2050 mit 37 Personen nur noch knapp im positiven Bereich liegen. Der zweite Grund liegt in der Entwicklung des Wanderungssaldos. Zwar wird in den kommenden 30 Jahren voraussichtlich durchgehend ein Wanderungsgewinn resultieren. Das heisst, dass die Zuwanderung grösser ist als die Abwanderung. Der Wanderungsgewinn wird 2050 mit 1'100 Personen jedoch einiges tiefer ausfallen als 2020, wo mit einem Plus von 2'100 Personen gerechnet wird.

Gemäss Szenario wird das Bevölkerungswachstum von rund 77'100 Personen bis 2050 zu gut zwei Dritteln von Wanderungsgewinnen (+52'600 Personen) und knapp einem Drittel von Geburtenüberschüssen (+24'500) getragen sein. Voraussichtlich werden sowohl die schweizerische (+16,0%) als auch die ausländische Bevölkerung (+30,2%) zahlenmässig wachsen.

Zunehmende demografische Alterung

Die zukünftige Entwicklung der Luzerner Bevölkerung ist nicht nur durch das beschriebene Wachstum charakterisiert, sondern auch durch eine Verschiebung im Altersaufbau. Dieser Aufbau wird sich in den kommenden 30 Jahren weiter markant in Richtung der älteren Bevölkerungsgruppen verschieben. Dazu tragen die zunehmende Lebenserwartung und das Älterwerden der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre bei (sog. „Babyboomer“). Der bereits in der Vergangenheit beobachtete verjüngende Effekt der Zuwanderung verlangsamt diese Alterung zwar, hält sie aber nicht auf. Zugewanderte weisen im Durchschnitt eine jüngere Altersstruktur auf als die einheimische Bevölkerung.

Die Verschiebung der Altersstruktur zeigt sich in den Verhältnisquoten. Diese Quoten setzen die im Allgemeinen wirtschaftlich abhängigen Personen – Kinder und Jugendliche sowie Personen im Rentenalter – ins Verhältnis zu den Personen im erwerbsfähigen Alter. Der Altersquotient zeigt das Verhältnis der 65-jährigen und Älteren zur 20- bis 64-jährigen Bevölkerung. Er wird sich von 28,9 im Jahr 2019 auf 49,1 im Jahr 2050 erhöhen. Der Jugendquotient zeigt das Verhältnis der Unter-20-Jährigen zu den 20- bis 64-Jährigen. Er weist über den gesamten betrachteten Zeitraum nur geringe Schwankungen auf und wird mit 34,6 im Jahr 2050 nahe dem Ausgangswert von 2019 (32,8) liegen. Der Altersquotient wird 2027 den Jugendquotienten übertreffen. Das bedeutet, dass dann erstmals mehr Menschen im Alter über 64 Jahren im Kanton Luzern leben werden als Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 19 Jahren. Die Verschiebung der Altersstruktur über die Zeit wird in der unten stehenden animierten Grafik visualisiert.

1992

Der Anteil der Hochbetagten wird sich bis 2050 mehr als verdoppeln

Betrachtet man die Altersgruppen differenzierter, ist das Wachstum besonders bei den älteren Personen hoch. Am stärksten wachsen werden die Gruppen der 80-Jährigen und Älteren (+162,9%) sowie der 70- bis 79-Jährigen (+46,7%). Erstere allein werden mit einem Plus von knapp 34'400 Personen etwa gleich stark zulegen wie die 40- bis 79-Jährigen zusammen (+35'600). 2050 werden die Hochbetagten (80-jährig und älter) 11,3 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Ihr Anteil wird damit mehr als doppelt so gross sein wie im Jahr 2019 (5,1%).

Grafisch gesehen hat im Kanton Luzern die Alterspyramide ihre klassische Pyramidenform mit breitem Sockel und schmaler Spitze spätestens seit den 1980er-Jahren verloren. Gleicht die Alterspyramide gegenwärtig (2019) einer Urnenform mit einer Ausbuchtung bei den mittleren Altersjahrgängen, wird sie 2050 durch das Älterwerden dieser stark besetzten Jahrgänge eher eine Pilzform annehmen.

Geografische Lage hat Einfluss auf Wanderungsgewinne

Die Bevölkerungsentwicklung dürfte von 2019 bis 2050 regional stark differenziert verlaufen. Die Unterschiede zwischen dem ländlichen Südwesten und dem übrigen Kantonsgebiet dürften sich weiter akzentuieren. Die Bandbreite reicht von einem erwarteten Bevölkerungswachstum von 49,6 Prozent in der Region Rooterberg/Rigi bis hin zu einem Rückgang des Bevölkerungsbestands im Entlebuch (−10,4%). Dazwischen werden die Analyseregionen Sursee/Sempachersee (+42,1%), Unteres Wiggertal (+35,2%), Michelsamt/Surental (+30,2%), Agglomerationskern (+24,1%) und Agglomerationsgürtel (+21,0%) eine überdurchschnittliche Bevölkerungsdynamik aufweisen. Währenddessen wird das Wachstum in den Regionen Seetal (+14,8%) und Willisau (+11,2%) unterdurchschnittlich und in der Stadt Luzern (+2,2%) sowie in der Region Rottal-Wolhusen (+1,1%) stagnierend ausfallen.

Mitbedingt durch seine periphere Lage werden im Entlebuch bis 2050 mehr Wegzüge als Zuzüge erwartet. Der Wanderungssaldo wird dort rund −1'800 Personen betragen. Auch in der Region Rottal-Wolhusen wird der Wanderungssaldo mit rund −900 Personen negativ sein. Beide Regionen werden hingegen über den gesamten Zeitraum hinweg einen Geburtenüberschuss verzeichnen. Dieser wird in der Region Rottal-Wolhusen den negativen Wanderungssaldo sogar kompensieren. Vergleichsweise gering ist der erwartete Wanderungssaldo auch in der Stadt Luzern (+800 Personen) und in Willisau (+1'600 Personen).

In allen anderen Regionen des Kantons werden die Wanderungsgewinne einen höheren Anteil am jeweiligen Bevölkerungswachstum haben als die Geburtenüberschüsse. Dabei zeigt sich der Einfluss der räumlichen Lage: Wanderungsgewinne dominieren dort, wo zum Beispiel die Verkehrsanbindung besonders gut ausgebaut ist. So werden der Agglomerationsgürtel (+80%) und der Agglomerationskern (+78%) die höchsten Wachstumsanteile durch Wanderungsgewinne aufweisen. In absoluten Zahlen bedeutet das eine Nettozuwanderung von rund 21'800 Personen gegenüber einem Geburtenüberschuss von rund 6'000 (Agglomerationskern) beziehungsweise eine Nettozuwanderung von rund 5'000 Personen gegenüber einem Geburtenüberschuss von rund 1'300 (Agglomerationsgürtel). Auch an der verkehrlich gut erschlossenen Hauptentwicklungsachse werden die Wanderungsgewinne einen überdurchschnittlich hohen Anteil am Bevölkerungswachstum haben (Rooterberg/Rigi: +76%, Sursee/Sempachersee: +72%). Währenddessen werden in den Regionen Unteres Wiggertal, Seetal und Michelsamt/Surental die Anteile des Wanderungsgewinns am Gesamtwachstum bei jeweils um die 60 Prozent liegen.

Kontakt

Sibylle Haas

E-Mail: sibylle.haas@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 73 23

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