Konjunktur 2. Quartal 2022 - Industrie

Wettbewerbsfähigkeit im Ausland verschlechtert sich

Die Verantwortlichen aus den Luzerner Industriebetrieben beurteilten ihre Geschäftslage anfangs Juli als "gut". Gegenüber dem Vorquartal hat sich diese Einschätzung zwar verschlechtert, konnte sich aber auf hohem Niveau halten. Aus Gesamtschweizer Sicht blieb die positive Einschätzung konstant. Auch wenn die Lage nach wie vor als "gut" bezeichnet wird, weisen doch einige Anzeichen auf einen möglichen Abschwung in naher Zukunft hin.

(Noch) gute Geschäftslage bei exportorientierten Unternehmen

Insgesamt beurteilten 31 Prozent der befragten Luzerner Industrievertreter ihre Geschäftslage als "gut". Demgegenüber gaben 10 Prozent der Befragten an, ihre Lage sei "schlecht". Bei 59 Prozent war sie "befriedigend".

Besonders positiv beurteilten Luzerner Unternehmen mit hohem Exportanteil ihre Lage. Unter den Betrieben mit einem Exportanteil von 67 bis 100 Prozent gab jeder zweite an, seine Geschäftslage sei "gut". Befragte Betriebe mit einem tieferen Exportanteil beurteilten ihre Geschäftslage im Schnitt lediglich als "befriedigend". Unter den Industrieunternehmen der Gesamtschweiz war die Euphorie etwas grösser: Hier beurteilten die Betriebe jeglicher Exportklassen ihre Geschäftslage im Schnitt als "gut".

Hoher Auslastungsgrad und guter Auftragsbestand

Der Auftragsbestand wurde anfangs Juli von den Luzerner Industriebetrieben insgesamt als "gross" bezeichnet. Die Bestellungseingänge bewegen sich auf ähnlichem Niveau wie im April 2022 und im Juli 2021. Der durchschnittliche Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten liegt mit 85 Prozent auf ähnlichem Niveau wie im Vorquartal und die Reichweite der Produktion ist im gleichen Zeitraum lediglich von 3,5 auf 3,3 Monate gesunken.

Speziell hoch ist der durchschnittliche Auslastungsgrad und die Reichweite der Produktion bei Unternehmen mit einem mittleren Exportanteil von 34 bis 66 Prozent. Ihr Auslastungsgrad beträgt im Schnitt 91 Prozent und ihre Produktionsaufträge reichen noch für 6,4 Monate. Am geringsten sind die Werte bei Betrieben mit einem kleinen Exportanteil von 0 bis 33 Prozent: Ihr durchschnittlicher Auslastungsgrad beträgt 80 Prozent und die Reichweite der Produktion beläuft sich auf 2,8 Monate.

Schweizweit beläuft sich der durchschnittliche Auslastungsgrad insgesamt ebenfalls auf 85 Prozent, aber die Reichweite der Produktion ist mit 5,5 Monaten etwas mehr als 2 Monate länger als bei den Luzerner Betrieben.

Schlechtere Ertragslage und steigende Preise

Obwohl der Bestand an Auslandaufträgen als normal bezeichnet wird, die technischen Kapazitäten ausreichen, die Beurteilung zu den Lager an Fertig- und Vorprodukten gegenüber dem Vorquartal gleich und die Produktion konstant geblieben sind, könnte die zweite Jahreshälfte etwas getrübt werden. Im Verlauf des 2. Quartals sind die Verkaufspreise gestiegen und die Ertragslage hat sich verschlechtert.

Steigende Verkaufspreise sind bei den Unternehmen jeglicher Exportklasse festzustellen. Die Ertragslage hat sich aber unterschiedlich entwickelt: Betriebe mit einem kleinen Exportanteil von weniger als 34 Prozent bemängelten klar eine Verschlechterung der Ertragslage. Bei den Unternehmen mit einem Exportanteil von 34 bis 66 Prozent ist die Ertragslage gleich geblieben, und bei den exportorientierten Unternehmen mit einem Anteil von über 66 Prozent hat sie sich gar verbessert.

Diese teilweise positive Einschätzung wird getrübt durch die Wettbewerbsposition im In- und Ausland. Insgesamt wird die Wettbewerbsposition im Inland als unverändert beurteilt, im Ausland hat sie sich jedoch verschlechtert. Auffällig ist dabei, dass sich die Wettbewerbsposition der exportorientierten Firmen mit einem Exportanteil von 34 Prozent und mehr im Ausland verschlechtert hat. Dies dürfte unter anderem auch eine Folge des aufgewerteten Schweizer Frankens gegenüber dem Euro sein.

Arbeitskräftemangel als grösstes Hemmnis

Anfangs Juli wurde die Zahl der Beschäftigten insgesamt als zu klein eingestuft. Einzig Firmen mit einem Exportanteil von 66 Prozent und mehr beurteilten ihre Beschäftigtenzahl als ausreichend.

So überrascht es nicht, dass als grösstes Hemmnis der Mangel an Arbeitskräften angegeben wird. Knapp die Hälfte (48%) der Befragten sprachen sich dahingehend aus. Im Vorquartal war das erst bei gut jedem Vierten (28%) der Fall gewesen. An zweiter und dritter Stelle wurden "Engpässe bei technischen Kapazitäten" (20%) und die "ungenügende Nachfrage" (18%) bemängelt. Bei den Unternehmen mit einem mittleren Exportanteil von 34 bis 66 Prozent stellten "finanzielle Restriktionen" ein zusätzliches Hemmnis dar.

Schlechtere Geschäftslage erwartet

Bis Ende Jahr erwarten die Luzerner Industriebetriebe eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Dies trifft hauptsächlich auf Betriebe zu, die einen beachtlichen Teil ihres Umsatzes (>33%) im Ausland erwirtschaften. Im 3. Quartal 2022 wird mit weiteren Preissteigerungen gerechnet. Davon betroffen wären sowohl Einkaufs- als auch Verkaufspreise. Dies und die verschlechterte Wettbewerbsposition führt dazu, dass bis Ende September grösstenteils mit einem Rückgang der Exporte und der Bestellungseingänge gerechnet wird. Einzig die Betriebe mit einem mittleren Exportanteil (34–66%) rechnen mit einer Zunahme ihrer Exporte und Bestellungen.

Die Zahl der Beschäftigten insgesamt soll gemäss den Luzerner Industrieunternehmen bis Ende 3. Quartal konstant bleiben.

Schweizweit wird bis Ende Jahr eine gleichbleibende Geschäftslage erwartet, und die Zahl der Beschäftigten soll im 3. Quartal 2022 ansteigen.

Kontakt

LUSTAT Statistik Luzern

E-Mail: info@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 56 35

Analysen

Löhne 2022

Tieflohnanteil in Luzerner Privatwirtschaft vergleichsweise klein

Der Webartikel beantwortet Fragen rund um die Löhne in Luzerner Privatunternehmen. Betrachtet werden unter anderem Lohnunterschiede zwischen einzelnen Branchen und zwischen den Geschlechtern. Besonders beleuchtet werden die Tieflohnstellen.

Tourismus im Kanton Luzern 2023

Übernachtungszahlen der Luzerner Hotels auf neuem Höchststand

Der Webartikel zum Tourismus im Kanton Luzern betrachtet die Entwicklung der Logiernächte sowie der Herkunft und der Aufenthaltsdauer der Gäste im Kanton.

Konkurse und Betreibungen 2023

Zahl der Konkurseröffnungen steigt weiter

Der Webartikel behandelt das Thema Konkurse und Betreibungen im Kanton Luzern. Die Auswertung bezieht sich auf die Daten des Kantonsgerichts sowie der Betreibungs- und Konkursämter. Neben der neusten Auswertung der Konkursdaten des Kantonsgerichts aktualisiert LUSTAT die Konkurse juristischer Personen quartalsweise und publiziert sie als Wirtschaftskennzahl. Diese stützt auf das Schweizerische Handelsamtsblatt ab.