Sozialhilfe im Kanton Uri 2022

Weniger Sozialhilfebeziehende im Kanton Uri

2022 wurden 411 Urner/innen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt (2021: 469 Pers.). Das entspricht einer Sozialhilfequote von 1,1 Prozent. Die Urner Sozialhilfequote, welche die Sozialhilfebeziehenden ins Verhältnis zur Kantonsbevölkerung setzt, ist damit gegenüber dem Vorjahr erneut gesunken, diesmal um 0,2 Prozentpunkte. Verglichen mit der Sozialhilfequote der Gesamtschweiz (neustes verfügbares Datenjahr 2021: 3,1%) ist die Urner Sozialhilfequote unterdurchschnittlich. Sie ist auch tiefer als jene der Zentralschweiz insgesamt. Diese ist 2022 um 0,1 Prozentpunkte auf 1,8 Prozent gesunken.

Sozialhilfequote bei wenigen Altersgruppen leicht gestiegen

Die Sozialhilfequote nahm im Kanton Uri 2022 bei den 18- bis 25-Jährigen von 1,2 auf 1,4 Prozent zu. Leicht gestiegen ist sie auch bei den 65- bis 79-Jährigen und den 80-Jährigen und Älteren. Bei den restlichen Altersgruppen blieb die Quote konstant oder sank.

Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko eines Sozialhilfebezugs war auch 2022 jene der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren (Quote: 1,9%). Ihre Quote ist allerdings gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Prozentpunkte gesunken. Mit steigendem Alter sinkt in der Regel das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein: Die 65- bis 79-jährigen Urner/innen bezogen 2022 von allen Altersgruppen am seltensten Sozialhilfe (Quote: 0,1%). Bei Urner/innen im Alter von 80 Jahren und mehr lag die Quote bei ebenfalls tiefen 0,3 Prozent. Personen im Rentenalter haben im Bedarfsfall Anrecht auf Ergänzungsleistungen zur AHV/IV, sodass sie nur in Ausnahmefällen auf das letzte sozialstaatliche Auffangnetz der wirtschaftlichen Sozialhilfe angewiesen sind.

Erneut weniger Sozialhilfebeziehende mit Niederlassungsbewilligung C

Ein tiefes Bildungsniveau erhöht das Sozialhilferisiko beträchtlich. Die Sozialhilfequote von Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss lag im Kanton Uri 2022 gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 1,8 Prozent. Ein tieferes Bildungsniveau vermindert die Chancen am Arbeitsmarkt und ist auch im Kanton Uri mit ein Grund für die höhere Sozialhilfequote der ausländischen Wohnbevölkerung gegenüber der schweizerischen. 2022 betrug die Quote der Sozialhilfebeziehenden mit Schweizer Nationalität unverändert 0,5 Prozent. Die Quote der Sozialhilfebeziehenden mit ausländischer Nationalität ist erneut deutlich gesunken: von 6,5 auf 5,3 Prozent.

Innerhalb der ausländischen Bevölkerung sank die Anzahl der Sozialhilfebeziehenden mit Aufenthaltsbewilligung C erneut deutlich. Im Kanton Uri – wie in mehreren Zentralschweizer Kantonen – währt dieser Rückgang seit 2019 (2019: 75 Pers; 2022: 41 Pers.). Die rückläufige Tendenz deckt sich zeitlich mit der Einführung des revidierten Ausländer- und Integrationsgesetzes im Jahr 2019, welche eine Verschärfung der ausländerrechtlichen Bestimmungen mit sich brachte.

2022 gehörten im Kanton Uri 70 Prozent der ausländischen Sozialhilfebeziehenden zu den Flüchtlingen mit Ausweis B oder F (2021: 63%). Dadurch, dass die finanzielle Verantwortung von Flüchtlingen nach 5 respektive 7 Jahren vom Bund auf die Kantone und Gemeinden übergeht, wuchs diese Gruppe der Flüchtlinge 2022 in den meisten Zentralschweizer Kantonen erneut, in Uri um 3,8 Prozentpunkte auf 49,1 Prozent. Hier wirkte sich die grosse Zahl der 2014 bis 2016 in die Schweiz zugewanderten Flüchtlinge aus. Im Kanton Uri zeigt sich das hauptsächlich in der Gruppe der vorläufig aufgenommenen Personen, die bereits seit mehr als 7 Jahren in der Schweiz leben (2021: 16 Pers.; 2022: 31 Pers.). Für Flüchtlinge können höhere Hürden bei der beruflichen Integration (z.B. fehlende Sprachkenntnisse) bestehen, wodurch ihr Sozialhilferisiko überdurchschnittlich ist.

Sozialhilferisiko in Einelternfamilien deutlich erhöht

2022 bezogen im Kanton Uri 1,4 Prozent aller Privathaushalte Sozialhilfe. Bei verheirateten Paaren mit Kindern waren es 0,9 Prozent. Mit 10,2 Prozent um ein Vielfaches höher war dieser Anteil bei Haushalten, in denen ein alleinerziehender Elternteil (überwiegend Mütter) mit seinen Kindern zusammenlebt. Das Einkommen alleinerziehender Mütter und Väter reicht häufig nicht aus, um den Lebensbedarf der Familie zu decken. 2022 ist der Anteil der unterstützten Einelternfamilien im Kanton Uri allerdings gegenüber dem Vorjahr erneut gesunken (–3,6 Prozentpunkte).

Familien mit Kindern werden mit weiteren, der wirtschaftlichen Sozialhilfe vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen unterstützt. 2022 wurden im Kanton Uri 38 Kindern und jungen Erwachsenen die Alimente bevorschusst. Das sind erneut weniger als im Vorjahr.

Anteil der unterstützten Vollzeit-Erwerbstätigen erneut gesunken

2022 waren von den Urner Sozialhilfebeziehenden im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren 38 Prozent erwerbstätig – überwiegend in Form einer Teilzeitanstellung. Das sind leicht weniger als im Vorjahr. Erwerbstätigen wird die wirtschaftliche Sozialhilfe als Ergänzung zum Lohn ausbezahlt, wenn dieser zusammen mit anderen Einkommensquellen nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht.

Von den erwerbstätigen Sozialhilfebezüger/innen (ohne Lernende) waren 43 Prozent in einem Teilzeitpensum unter 50 Prozent beschäftigt. Das entspricht einer erneuten Zunahme, diesmal um 6 Prozentpunkte. 34 Prozent arbeiteten entweder in mehreren Teilzeitpensen oder in einem Teilzeitpensum von 50 Prozent oder mehr. Jede vierte Person arbeitete Vollzeit (23%) – erneut weniger als im Vorjahr. Männer sind unter den sozialhilfebeziehenden Vollzeitbeschäftigten häufiger als Frauen. Umgekehrt ist der Frauenanteil unter den unterstützten Teilzeitbeschäftigten höher als jener der Männer.

61 Prozent der 2022 im Kanton Uri Unterstützten im erwerbsfähigen Alter gingen keiner beruflichen Tätigkeit nach. Davon waren 34 Prozent erwerbslos. Das heisst, sie wären zwar für die Aufnahme einer Tätigkeit verfügbar gewesen, blieben aber ohne bezahlte Arbeit. 27 Prozent waren Nichterwerbspersonen.

Erneut mehr Dossiers aufgrund verbesserter Erwerbssituation geschlossen

Die Sozialhilfe dient in erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. Von den seit 2018 eröffneten Dossiers wurde im Kanton Uri gut die Hälfte innerhalb eines Jahrs wieder abgeschlossen (54%). Die mittlere Bezugsdauer lag bei 11 Monaten. 12 Prozent waren Langzeitbeziehende, die länger als vier Jahre mit Sozialhilfe unterstützt wurden.

13 Prozent der Urner Sozialhilfedossiers wurden 2022 durch eine andere Sozialleistung abgelöst (z.B. IV-Rente). Das sind 17 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Bei 29 Prozent der Fallabschlüsse endete die Zuständigkeit der involvierten Sozialdienste, meist wegen Wegzug oder Kontaktabbruch der unterstützten Person. 51 Prozent wurden aufgrund einer verbesserten Erwerbssituation abgeschlossen. Das sind erneut deutlich mehr als im Vorjahr (+14 Pp.).

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