Sozialhilfe im Kanton Obwalden 2019
Sozialhilfequote stabil bei 1,1 Prozent
2019 wurden 405 Obwaldner/innen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt, das sind 2 Personen oder 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr. In weniger urbanen Kantonen bewirken schon kleine Veränderungen grössere Schwankungen. So sank die Sozialhilfequote in den Jahren 2011 bis 2015 von 1,2 Prozent auf 1,0 Prozent und stieg dann bis 2017 wieder auf 1,2 Prozent an. Seit 2018 ist die Quote unverändert bei 1,1 Prozent.
Verglichen mit der Gesamtschweiz (2018: 3,2%) ist die Sozialhilfequote im Kanton Obwalden mit 1,1 Prozent unterdurchschnittlich. Sie ist auch tiefer als die Quote der Zentralschweiz insgesamt, welche 2019 bei 1,9 Prozent lag.
Kinder aus bildungsfernen Familien sind besonders gefährdet
Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss tragen ein besonders hohes Sozialhilferisiko. Im Kanton Obwalden lag die Sozialhilfequote entsprechender Personen 2019 deutlich höher als jene der Obwaldner Wohnbevölkerung insgesamt (1,6 vs. 1,1%). Kinder bedürfen gemäss Berechnungen des Bundesamts für Statistik besonders dann häufig der sozialstaatlichen Unterstützung, wenn sie in einer bildungsfernen Familie aufwachsen. Im Kanton Obwalden waren 2019 denn auch gut in jeder zweiten unterstützten Familie beide Elternteile ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss. Ein tieferes Bildungsniveau vermindert die Chancen am Arbeitsmarkt und ist auch im Kanton Obwalden mit ein Grund für die höhere Sozialhilfequote der ausländischen Wohnbevölkerung (2019: 3,6%) gegenüber Schweizer/innen (0,6%).
Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko eines Sozialhilfebezugs sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (Quote 2019: 1,7%). Mit steigendem Alter sinkt in der Regel das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein: Die Über-65-jährigen Obwaldner/innen bezogen 2019 von allen Altersgruppen am seltensten Sozialhilfe (Quote: 0,2%). Personen im Rentenalter haben im Bedarfsfall Anrecht auf Ergänzungsleistungen zur AHV, sodass sie nur in Ausnahmefällen auf das letzte sozialstaatliche Auffangnetz der wirtschaftlichen Sozialhilfe angewiesen sind.
Kinder in Einelternhaushalten tragen erhöhtes Sozialhilferisiko
Kinder und Jugendliche, die mit nur einem Elternteil zusammenleben, sind einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. 2019 bezogen im Kanton Obwalden 1,4 Prozent aller Privathaushalte Sozialhilfe; bei verheirateten Paaren mit Kindern waren es 0,4 Prozent. Mit 8,6 Prozent deutlich höher war dieser Anteil bei Haushalten, in denen ein alleinerziehender Elternteil (überwiegend Mütter) mit seinen Kindern zusammenlebt. Das Einkommen alleinerziehender Mütter und Väter reicht häufig nicht aus, um den Lebensbedarf der Familie zu decken.
Familien mit Kindern werden mit weiteren, der wirtschaftlichen Sozialhilfe vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen unterstützt. 2019 wurden im Kanton Obwalden 93 Kindern und jungen Erwachsenen die Alimente bevorschusst (–6,1% gegenüber dem Vorjahr).
Fast jede sechste unterstützte erwerbstätige Person arbeitet Vollzeit
2019 waren von den Obwaldner Sozialhilfebeziehenden im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren 30,2 Prozent erwerbstätig – überwiegend in Form einer Teilzeitanstellung. Erwerbstätigen wird die wirtschaftliche Sozialhilfe als Ergänzung zum Lohn ausbezahlt, wenn dieser zusammen mit anderen Einkommensquellen nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht.
Von den erwerbstätigen Sozialhilfebezüger/innen (ohne Lernende) waren 44,9 Prozent in einem Teilzeitpensum unter 50 Prozent beschäftigt. Fast jede sechste Person arbeitete Vollzeit (15,9%). Männer sind unter den sozialhilfebeziehenden Vollzeitbeschäftigten häufiger als Frauen. Umgekehrt gibt es im Kanton Obwalden mehr teilzeitbeschäftigte Frauen mit Sozialhilfeleistungen als Männer.
67,6 Prozent der 2019 im Kanton Obwalden Unterstützten im erwerbsfähigen Alter gingen keiner beruflichen Tätigkeit nach. Gut zwei Fünftel von ihnen waren erwerbslos. Das heisst, sie wären zwar für die Aufnahme einer Tätigkeit verfügbar, sind aber ohne bezahlte Arbeit. Die Übrigen der erwerbslosen Obwaldner/innen waren Nichterwerbspersonen.
2 von 5 Fällen nach sechs Monaten abgeschlossen
Die Sozialhilfe dient in erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. Im Kanton Obwalden wurde 2019 über die Hälfte der Fälle innerhalb eines Jahres wieder abgeschlossen (54,8%).
Bei den 2019 abgeschlossenen Dossiers gingen 33,6 Prozent auf eine verbesserte Erwerbssituation zurück, bei 37,2 Prozent wurde die Sozialhilfe durch eine andere Sozialleistung abgelöst (z.B. IV-Rente). Bei 23,0 Prozent der Fallabschlüsse endete die Zuständigkeit der involvierten Sozialdienste, meist wegen Wegzug oder Kontaktabbruch der unterstützten Person.
Von den in den letzten fünf Jahren im Kanton Obwalden eröffneten Sozialhilfedossiers waren zwei Fünftel nach sechs Monaten wieder geschlossen (41,1%). Langzeitbeziehende, die länger als vier Jahre mit Sozialhilfe unterstützt werden, machten weniger als einen Neuntel aus (Abschlussquote nach 48 Monaten: 88,6%).