Sozialhilfe im Kanton Uri 2019

Sozialhilfequote bleibt unverändert

2019 wurden 443 Urner/innen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt (2018: 440 Pers.), das entspricht 1,2 Prozent der Wohnbevölkerung. Die Urner Sozialhilfequote blieb damit gegenüber dem Vorjahr unverändert. Verglichen mit der Gesamtschweiz (2018: 3,2%) ist die Sozialhilfequote des Kantons Uri unterdurchschnittlich. Sie ist auch tiefer als die Quote der Zentralschweiz insgesamt, welche 2019 bei 1,9 Prozent lag.

In bevölkerungsarmen Kantonen bewirken bereits kleine Veränderungen grössere Schwankungen. So stieg im Kanton Uri 2019 die Sozialhilfequote bei Sozialhilfebeziehenden in der Altersgruppe der 18-bis-25-Jährigen um 0,1 Prozent an, während die Anzahl der Personen unverändert blieb.

Kinder aus bildungsfernen Familien sind besonders gefährdet

Ein tiefes Bildungsniveau erhöht das Sozialhilferisiko beträchtlich. Die Sozialhilfequote entsprechender Personen lag im Kanton Uri 2019 bei 1,8 Prozent (2018: 1,7%). Kinder bedürfen gemäss Berechnungen des Bundesamts für Statistik besonders dann häufig der sozialstaatlichen Unterstützung, wenn sie in einer bildungsfernen Familie aufwachsen. Im Kanton Uri waren 2019 denn auch in jeder zweiten unterstützten Familie beide Elternteile ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss. Ein tieferes Bildungsniveau vermindert die Chancen am Arbeitsmarkt und ist auch im Kanton Uri mit ein Grund für die höhere Sozialhilfequote der ausländischen Wohnbevölkerung (2019: 5,9%) gegenüber der schweizerischen (0,6%). Die Anzahl der Sozialhilfebeziehenden mit ausländischer Nationalität erhöhte sich 2019 leicht auf 266 Personen (+2,3%).

Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko eines Sozialhilfebezugs waren 2019 im Kanton Uri die Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren (Quote: 2,2%). Mit steigendem Alter sinkt in der Regel das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein: Die Über-65-jährigen Urner/innen bezogen 2019 von allen Altersgruppen am seltensten Sozialhilfe (Quote: 0,1%). Personen im Rentenalter haben im Bedarfsfall Anrecht auf Ergänzungsleistungen zur AHV, sodass sie nur in Ausnahmefällen auf das letzte sozialstaatliche Auffangnetz der wirtschaftlichen Sozialhilfe angewiesen sind.

Kinder in Einelternhaushalten tragen erhöhtes Sozialhilferisiko

Kinder und Jugendliche, die mit nur einem Elternteil zusammenleben, sind einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. 2019 bezogen im Kanton Uri 1,5 Prozent aller Privathaushalte Sozialhilfe; bei verheirateten Paaren mit Kindern waren es 1,0 Prozent. Mit 12,5 Prozent um ein Vielfaches höher war dieser Anteil bei Haushalten, in denen ein alleinerziehender Elternteil (überwiegend Mütter) mit seinen Kindern zusammenlebte. Das Einkommen alleinerziehender Mütter und Väter reicht häufig nicht aus, um den Lebensbedarf der Familie zu decken.

Familien mit Kindern werden mit weiteren, der wirtschaftlichen Sozialhilfe vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen unterstützt. 2019 wurden im Kanton Uri 50 Kindern und jungen Erwachsenen die Alimente bevorschusst.

Jede dritte mit Sozialhilfe unterstützte erwerbstätige Person arbeitet Vollzeit

2019 waren von den Urner Sozialhilfebeziehenden im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren 36,6 Prozent erwerbstätig – überwiegend in Form einer Teilzeitanstellung. Erwerbstätigen wird die wirtschaftliche Sozialhilfe als Ergänzung zum Lohn ausbezahlt, wenn dieser zusammen mit anderen Einkommensquellen nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht.

Von den erwerbstätigen Sozialhilfebezüger/innen (ohne Lernende) waren 28,9 Prozent in einem Teilzeitpensum unter 50 Prozent beschäftigt. Jede dritte Person arbeitete Vollzeit (37,3%). Männer sind unter den sozialhilfebeziehenden Vollzeitbeschäftigten häufiger als Frauen. Umgekehrt gibt es im Kanton Uri mehr teilzeitbeschäftigte Frauen mit Sozialhilfeleistungen als Männer.

60,3 Prozent der 2019 im Kanton Uri Unterstützten im erwerbsfähigen Alter gingen keiner beruflichen Tätigkeit nach. Fast die Hälfte von ihnen war erwerbslos. Das heisst, sie wären zwar für die Aufnahme einer Tätigkeit verfügbar, sind aber ohne bezahlte Arbeit. Die Übrigen der erwerbslosen Urner Sozialhilfebeziehenden waren Nichterwerbspersonen.

Mehr als ein Drittel der Fälle nach sechs Monaten abgeschlossen

Die Sozialhilfe dient in erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. 2019 wurden im Kanton Uri 2 von 5 Fällen innerhalb eines Jahres wieder abgeschlossen (44,2%).

Bei den 2019 abgeschlossenen Dossiers gingen 37,6 Prozent auf eine verbesserte Erwerbssituation zurück, bei 23,8 Prozent wurde die Sozialhilfe durch eine andere Sozialleistung abgelöst (z.B. IV-Rente). Bei 35,6 Prozent der Fallabschlüsse endete die Zuständigkeit der involvierten Sozialdienste, meist wegen Wegzug oder Kontaktabbruch der unterstützten Person.

Von den in den letzten fünf Jahren im Kanton Uri eröffneten Sozialhilfedossiers waren mehr als ein Drittel nach sechs Monaten wieder geschlossen (38,8%). Langzeitbeziehende, die länger als vier Jahre mit Sozialhilfe unterstützt werden, machten gut einen Neuntel aus (Abschlussquote nach 48 Monaten: 88,4%).

Kontakt

David von Holzen

E-Mail: David.vonHolzen@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 66 01

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