Konjunktur 3. Quartal 2022 - Industrie

Eingetrübte Geschäftslage

Die Befragten aus den Luzerner Industriebetrieben beurteilten ihre Geschäftslage anfangs Oktober als "befriedigend". Gegenüber dem Vorquartal, als gesamthaft noch von einer guten Geschäftslage berichtet wurde, hat sich die Einschätzung damit deutlich eingetrübt. Schweizweit ist derselbe Trend zu einer pessimistischeren Einschätzung feststellbar.

Ungünstigere Ertragslage

Insgesamt beurteilten 24 Prozent der befragten Luzerner Industrievertreter/innen ihre Geschäftslage als "gut". Demgegenüber gaben 17 Prozent der Befragten an, ihre Lage sei "schlecht". Bei 59 Prozent war sie "befriedigend".

Diese Einschätzung, die pessimistischer als im Vorquartal ausfällt, passt zur Beurteilung der Ertragslage: Diese hat sich in den Augen von 43 Prozent der befragten Luzerner Industriebetriebe während der letzten drei Monate verschlechtert. Für einen fast ebenso grossen Anteil blieb sie unverändert (45%). Nur 12 Prozent berichteten von einer Verbesserung ihrer Ertragslage.

Wettbewerbsposition im Ausland gerät unter Druck

Anfang Oktober konstatierte zwar mehr als die Hälfte (62%) der stark exportorientierten Industriebetriebe im Kanton Luzern (Exportanteil ≥67%) eine gute Geschäftslage. Gegenüber dem Vorquartal hat aber der Anteil jener deutlich zugenommen, die ihre Lage als "schlecht" bezeichneten (von 2% auf 27%). Dies dürfte unter anderem damit zusammenhängen, dass öfter von einer Verschlechterung der Wettbewerbsposition im Ausland – vor allem ausserhalb der EU – berichtet wurde. Schweizweit fielen die Einschätzungen diesbezüglich etwas weniger pessimistisch aus als im Kanton Luzern.

Primär binnenmarktorientierte Industriebetriebe (Exportanteil ≤33%) wussten grossmehrheitlich von einer "befriedigenden" Geschäftslage zu berichten. Dazu passt, dass sich die Wettbewerbsposition der Luzerner Industriebetriebe im Inland kaum verändert hat.

Exportorientierte Betriebe stärker ausgelastet – trotz schwieriger Wettbewerbsposition im Ausland

Die Luzerner Industriebetriebe bezeichneten ihren Auftragsbestand anfangs Oktober insgesamt als "normal". Der Bestand an Auslandaufträgen jedoch wurde als "zu klein" taxiert. Gegenüber dem Vormonat konnte ein Anstieg der Bestellungseingänge vermeldet werden. Insgesamt erreichten die Bestellungen ein ähnliches Niveau wie im Vorjahr.

Der durchschnittliche Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten lag mit 86 Prozent auf hohem Niveau, was bereits im Vorquartal der Fall gewesen war. Die schwierigere Wettbewerbsposition im Ausland scheint sich bisher auch nicht auf die Auslastung ausgewirkt zu haben: Mit einem Auslastungsgrad von durchschnittlich 88 Prozent respektive 89 Prozent hoben sich im Kanton Luzern die Betriebe mit hohem Exportanteil (≥67 Prozent) und jene mit mittlerem Exportanteil (34–66%) etwas von den primär binnenmarktorientierten Industriebetrieben (Auslastung: 82%) ab.

Schweizweit belief sich der durchschnittliche Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten auf 84 Prozent. Obwohl die Reichweite der Aufträge schweizweit zuletzt rückläufig war, lag sie mit 5,4 Monaten immer noch deutlich höher als im Kanton Luzern. Hier vermeldete die Industrie einen Arbeitsvorrat von 3,7 Monaten.

Mangelnde Nachfrage zunehmend ein Hemmnis

Anfangs Oktober wurde die Zahl der Beschäftigten insgesamt als "zu klein" eingestuft. Dies ist in erster Linie auf mittlere (50–249 Beschäftigte) und grosse Unternehmen (ab 250 Beschäftigte) zurückzuführen. Kleine Unternehmen (<50 Beschäftigte) hingegen stuften ihren Personalbestand als "normal" ein.

Wie schon im Vorquartal wurde der Mangel an Arbeitskräften am häufigsten als wichtiges Produktionshemmnis genannt: Fast die Hälfte (47%) der Befragten sprach sich dahingehend aus (2. Quartal 2022: 51%). Neu folgte an zweiter Stelle eine "ungenügende Nachfrage", die von 24 Prozent der Luzerner Industriebetriebe genannt wurde (2 Quartal 2022: 18%). Demgegenüber scheinen "Engpässe bei technischen Kapazitäten" etwas in den Hintergrund zu treten: Sie wurden noch von 8 Prozent der Befragten bemängelt, während dies drei Monate zuvor noch bei 22 Prozent der Fall war.

Verschlechterung der Geschäftslage erwartet

Bis im Frühjahr 2023 erwarten die Luzerner Industriebetriebe eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Dies trifft stärker auf Betriebe zu, die einen beachtlichen Teil ihres Umsatzes (>33%) im Ausland erwirtschaften. Unternehmen, welche Vorprodukte und Investitionsgüter herstellen, schauen zudem deutlich pessimistischer in die Zukunft als Hersteller von Verbrauchs- oder Konsumgütern. Letztere rechnen mit einer gleich bleibenden Geschäftslage.

Obwohl bis Ende Jahr eine unveränderte Produktion, gleichbleibende Exporte, aber weniger Bestellungseingänge erwartet werden, gehen die Luzerner Industriebetriebe von einer Zunahme der Anzahl der Beschäftigten aus.

Auch schweizweit wird für das nächste Halbjahr eine Verschlechterung der Geschäftslage erwartet; bis Ende Jahr wird allerdings nicht mit einer Veränderung der Zahl der Beschäftigten gerechnet.

Schweizweit wie auch im Kanton Luzern wird schliesslich für die kommenden drei Monate an breiter Front mit weiteren Preissteigerungen gerechnet – sowohl bei den Einkaufs- wie bei den Verkaufspreisen.

Kontakt

Enrico Moresi

E-Mail: enrico.moresi@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 56 29

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