Krebs in den Kantonen der Zentralschweiz 2016–2020

Krebsbedingte Mortalitätsrate nimmt ab

In den vier Zentralschweizer Kantonen Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden sind im Zeitraum 2016–2020 jährlich 0,5 Prozent der Bevölkerung neu an Krebs erkrankt und rund 0,2 Prozent an Krebs gestorben. Zwischen 2011–2015 und 2016–2020 hat die Zahl der krebsbedingten Neuerkrankungen leicht zugenommen.

Kein Anstieg der Inzidenzrate im Vergleich zu 2011–2015

In den Zentralschweizer Kantonen Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden erhielten im Zeitraum von 2016–2020 jährlich im Schnitt 1'448 Männer und 1'186 Frauen neu eine Krebsdiagnose. In der Periode davor (2011–2015) waren 1'292 Männer und 1'104 Frauen neu an Krebs erkrankt.

Die Zahl älterer Menschen hat in diesem Zeitraum zugenommen. Da das Krebserkrankungsrisiko mit zunehmendem Alter steigt, wird deshalb für den zeitlichen Vergleich der Neuerkrankungen die altersstandardisierte Inzidenzrate (Neuerkrankungsrate) verwendet.

Zentralschweizer Krebsregister

LUSTAT Statistik Luzern ist vom Zentralschweizer Krebsregister (ZKR) unter der Leitung von Prof. Dr. med. Joachim Diebold beauftragt, die Registerdaten der Kantone Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden jährlich auszuwerten.

Das ZKR registriert seit 2010 die Krebsfälle des Kantons Luzern und seit 2011 jene der Kantone Uri, Ob- und Nidwalden.

Mit dem Datenjahr 2020 sind erstmals für alle vier Zentralschweizer Kantone zwei separate 5-Jahresperioden vorhanden (2011-2015 und 2016-2020). Anhand dieser 5-Jahres-Durchschnittswerte können zeitliche Entwicklungen analysiert werden.

In den Jahren 2016–2020 lag die altersstandardisierte Inzidenzrate der vier Zentralschweizer Kantone Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden im Durchschnitt bei 403 Erkrankungsfällen pro 100'000 Männern. Die Inzidenzrate der Männer war damit gleich hoch wie in der Periode zuvor (2011–2015). Bei den Frauen reduzierte sich die Rate geringfügig von 322 Erkrankungsfällen pro 100'000 Frauen (2011–2015) auf 318 Erkrankungsfälle (2016–2020).

Tiefere Mortalitätsraten im Vergleich zu 2011–2015

Nahezu jeder vierte Todesfall der Zentralschweizer Kantone Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden war im Zeitraum 2016–2020 auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Bei den Männern waren es 28 Prozent aller Todesfälle, bei den Frauen 21 Prozent. Im Schnitt starben jährlich 550 Männer und 425 Frauen an Krebs. Das sind etwas weniger als in der Periode zuvor (2011–2015: 555 Männer, 428 Frauen).

Die vier Zentralschweizer Kantone zusammen betrachtet, hat die altersstandardisierte Mortalitätsrate (Sterberate) im Zeitraum 2016–2020 gegenüber der Vorperiode (2011–2015) somit abgenommen. Bei den Männern reduzierte sich die Rate von 163 auf 139 Sterbefälle pro 100'000 Männer, bei den Frauen nahm die Rate von 103 auf 92 Sterbefälle pro 100'000 Frauen ab. Verbesserte Diagnosemöglichkeiten und Vorsorgeangebote haben dazu beigetragen, dass Krebserkrankungen häufiger und früher festgestellt werden und weniger Menschen an Krebs sterben.

Inzidenz und Mortalität in der Zentralschweiz leicht tiefer als in Gesamtschweiz

Im Zeitraum 2016–2020 ist auch in der Gesamtschweiz die Inzidenzrate gegenüber der Vorperiode (2011–2015) relativ stabil geblieben. Die Mortalitätsraten nehmen insgesamt seit längerer Zeit ab.

Krebsneuerkrankungen sind in den vier Zentralschweizer Kantonen Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden seltener als in der Gesamtschweiz, bei den Männern zeigte sich die Differenz etwas ausgeprägter als bei den Frauen. Im Durchschnitt der Jahre 2016–2020 betrug die altersstandardisierte Inzidenzrate gemäss Nationaler Krebsregistrierungsstelle NKRS für die gesamte Schweiz 431 Erkrankungsfälle pro 100'000 Männer (ZCH: 403) und 333 Erkrankungsfälle pro 100'000 Frauen (ZCH: 318).

Nationales Krebsregistrierungsgesetz

Seit dem 1. Januar 2020 unterliegt die Krebsregistrierung in der Schweiz dem Krebsregistrierungsgesetz (KRG). Die Regelung baut auf den bestehenden Strukturen auf, schafft aber rechtlich und organisatorisch schweizweit einheitliche Bedingungen.

Die Krebsregistrierung dient als Datengrundlage für Früherkennungsmassnahmen, zur Evaluation der Versorgungs-, Diagnose- und Behandlungsqualität, der Krebsforschung sowie der Unterstützung der kantonalen Versorgungsplanung.

Eingeschlossen sind alle Fälle von bösartigen Primärtumoren, mit Ausnahme von nichtmelanotischem Hautkrebs. Primärtumore werden nach den Regeln der International Agency for Research on Cancer (IARC)/International Association of Cancer Registries (IACR)/European Network of Cancer Registries (ENCR) definiert.

Auch krebsbedingte Todesfälle liegen in der Zentralschweiz leicht unter dem Gesamtschweizer Durchschnitt: Im Zeitraum 2016–2020 lag die altersstandardisierte Mortalitätsrate für die gesamte Schweiz bei den Männern bei 148 Todesfällen (ZCH: 139) und bei den Frauen bei 101 Todesfällen (ZCH: 92).

Geschlechtsspezifische Krebsarten am häufigsten

Im Zeitraum 2016–2020 wurde in den Zentralschweizer Kantonen Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden bei den Männern am häufigsten Prostatakrebs diagnostiziert, nämlich im jährlichen Durchschnitt in 31 Prozent der Krebsneuerkrankungen. Bei den Frauen erkrankten mit 33 Prozent die meisten an Brustkrebs. Neben diesen geschlechtsspezifischen Krebsarten waren Neuerkrankungen infolge Lungenkrebs (10%), Dickdarmkrebs (9%) und Hautkrebs (8%) am häufigsten. Männer und Frauen zusammengenommen entfielen 59 Prozent aller Krebsneuerkrankungen auf diese fünf Lokalisationen.

Programme zur Darmkrebsvorsorge in den Kantonen Luzern und Uri

Der Kanton Luzern hat im Oktober 2022 ein systematisches Darmkrebsvorsorgeprogramm lanciert. Das Programm richtet sich an jede im Kanton Luzern wohnhafte Person im Alter zwischen 50 und 69 Jahren, sofern die medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind. Die Vorsorgeuntersuchung hat zum Ziel, im Darm Polypen zu erkennen, bevor sie sich zu Tumoren entwickeln, und Tumore zu erkennen, bevor sie andere Organe angreifen.

Der Kanton Uri bietet als schweizweiter Vorreiter bereits seit 2013 ein kantonales Darmkrebsvorsorgeprogramm an. Das Programm ermöglicht allen interessierten Urnerinnen und Urnern im Alter von 50 bis 69 Jahren eine kostenlose Vorsorgeuntersuchung.

Im Zeitraum 2016–2020 gingen in den Zentralschweizer Kantonen Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden die Krebstodesfälle bei den Männern am häufigsten auf Lungen- (19%), Prostata- (17%) und Dickdarmkrebs (9%) zurück. Bei den Frauen waren die Krebstodesfälle am häufigsten auf Tumore der Brust (19%), der Lunge (14%) und des Dickdarms (9%) zurückzuführen. Insgesamt war der Lungenkrebs für die meisten Todesfälle verantwortlich.

Geschlechtsspezifische Entwicklung der Inzidenz und Mortalität bei Lungenkrebs

Im Zeitraum 2016–2020 betrug in den Zentralschweizer Kantonen Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden die altersstandardisierte Inzidenzrate der geschlechtsspezifischen Krebsarten bei Prostatakrebs 123 Fälle pro 100'000 Männer und bei Brustkrebs 111 Fälle pro 100'000 Frauen. Die Mortalitätsrate des Prostatakrebs lag im Schnitt bei 21 Fällen, jene des Brustkrebs bei 18 Fällen.

Aus der Differenz zwischen Inzidenz- und Mortalitätsrate kann die Prognose abgeleitet werden: Liegen die Inzidenz- und die Mortalitätsrate einer Krebsart weit auseinander, ist die Überlebenschance gross; nahe beieinander liegende Werte deuten auf eine schlechte Prognose hin. Gute Prognosen weisen in der Regel die an Brust-, Prostata- und Dickdarmkrebs Erkrankten auf. Eine schlechte Prognose haben Personen mit Lungenkrebs.

Die Inzidenzrate bei Prostatakrebs ist in der Periode 2016–2020 gegenüber der Vorperiode (2011–2015) um 17 Prozent gestiegen, jene beim Brustkrebs um 6 Prozent. In der gleichen Zeitspanne nahm die Inzidenz von Lungenkrebs bei Männern ab (–8%) und bei Frauen zu (+17%). Erkrankungen an Dickdarmkrebs nahmen sowohl bei Männern als auch bei Frauen ab (–9 bzw. –15%). Die altersstandardisierte Mortalitätsrate hat bei all diesen vier Krebsarten sowohl bei Männern als auch bei Frauen abgenommen, mit Ausnahme einer geringen Zunahme der Mortalitätsrate der Frauen bei Lungenkrebs (+3%).

Die Inzidenzraten von Prostata-, Brust- und Hautkrebs der Zentralschweizer Kantone entsprachen nahezu dem gesamtschweizerischen Durchschnitt. Beim Lungen- und Dickdarmkrebs lagen die Zentralschweizer Inzidenzraten leicht tiefer als jene der Gesamtschweiz.

Im Alter erkranken und sterben Männer häufiger an Krebs als Frauen

62 Prozent der neu an Krebs Erkrankten in den vier Zentralschweizer Kantonen Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden waren 65 Jahre oder älter (Durchschnitt 2016–2020). Frauen erkranken insgesamt zwar seltener an Krebs als Männer, erkranken aber häufig in jüngeren Jahren. So lag die altersspezifische Inzidenzrate der 30- bis 54-jährigen Frauen über derjenigen der gleichaltrigen Männer. Das liegt unter anderem daran, dass Brustkrebs in der Regel in jüngeren Jahren auftritt als Prostatakrebs.

Im Alter ab 55 Jahren waren Männer häufiger von Krebs betroffen als Frauen. Zwischen 60 bis 84 Jahren lag ihre Inzidenzrate 1,6-mal höher als jene der Frauen und ab 85 Jahren war sie fast doppelt so hoch (1,8-mal höher). Auch die Mortalitätsrate war bei den 85-jährigen und älteren Männern doppelt so hoch wie jene der Frauen.

7 Prozent der Hospitalisierungen krebsbedingt

Im Zeitraum 2016–2020 waren in den vier Zentralschweizer Kantonen Luzern, Uri, Ob- und Nidwalden jährlich im Schnitt 5'151 Hospitalisierungen und damit 7 Prozent der stationären Spitalaufenthalte krebsbedingt. Dabei wurden mehr Männer mit der Hauptdiagnose Krebs stationär behandelt als Frauen, ausser in der Altersgruppe der 40- bis 54-Jährigen. Das ist unter anderem dadurch bedingt, dass Männer zwar häufiger, aber eher in höherem Alter an Krebs erkranken als Frauen. In 34 Prozent der krebsbedingten stationären Hospitalisierungen wurde das Spital aufgrund der häufigsten Krebsarten Brust-, Dickdarm-, Lungen- oder Prostatakrebs aufgesucht.

Autorin: Agnes Zwimpfer / 12. Dezember 2023

Kontakt

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E-Mail: agnes.zwimpfer@lustat.ch

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