Kantonsratswahlen 2023 - Stimmenflüsse zwischen den Parteien

Wenig Austausch zwischen den Luzerner Parteien

Der Stimmenaustausch zwischen den Parteien zeigt sich in den Panaschierstimmen. Die Partei, auf deren Liste eine (parteifremde) Person aufgeführt wird, verliert durch das Panaschieren eine Stimme. Die Partei, welche die Stimme (der auf der fremden Liste panaschierten Person) erhält, gewinnt hingegen eine Stimme.

Grossteil der Stimmen von der eigenen Partei

Im Hinblick auf die Panaschierstimmen lassen sich die Wahlergebnisse der Parteien nach dem Stimmenanteil der eigenen Partei und dem Stimmenanteil von fremden Parteien (Panaschierstimmen) analysieren. Diese Betrachtung zeigt, dass bei den Wahlen 2023 insgesamt ein Grossteil der Stimmen innerhalb der eigenen Liste und innerhalb der eigenen Partei abgegeben worden ist. Das heisst, dass die Parteien einen Grossteil der Stimmen von Listen der eigenen Partei (Hauptliste oder Unterlisten) bekommen haben. Diese Anteile unterschieden sich – im Durchschnitt aller Parteien – je nach Wahlkreis: In Luzern-Land kamen 87 Prozent der Stimmen von einer eigenen Liste, in Luzern-Stadt 85 Prozent und im Wahlkreis Hochdorf 81 Prozent. In den Wahlkreisen Sursee (79%), Willisau (77%) und Entlebuch (74%) lagen diese Anteile unter 80 Prozent.

Unterschiede zeigen sich auch darin, wie viele Stimmen die Parteien von ihren eigenen Listen (Hauptlisten und – falls vorhanden – Unterlisten) erhalten haben: Die SVP konnte im Schnitt über alle Wahlkreise am häufigsten auf Parteistimmen ihrer eigenen Partei zählen (90%), gefolgt von der Mitte und der FDP, welche je 81 Prozent der Stimmen von eigenen Listen erhielten. Bei der SP und der GLP kamen je 78 Prozent und bei den Grünen 75 Prozent der erhaltenen Parteistimmen von eigenen Listen. Dabei floss nur ein geringer Teil der Stimmen zwischen verschiedenen Listen derselben Partei. Dieser Anteil lag bei den Wahlen 2023 bei maximal 5 Prozent (Grüne Wahlkreis Sursee).

Positiver Panaschierstimmensaldo für FDP, Grüne und Mitte

Um die erhaltenen und die abgegebenen Panaschierstimmen pro Partei zu betrachten, werden die Parteistimmen jeweils nach Partei aggregiert. Der Stimmenfluss einer Unterliste an die Hauptliste der eigenen Partei oder umgekehrt wird dementsprechend nicht als Panaschierstimme, sondern als parteiinterne Stimmabgabe gezählt.

FDP, Grüne und die Mitte haben 2023 in fast allen Wahlkreisen mehr Panaschierstimmern erhalten, als dass von ihren Listen abgegeben worden sind – unabhängig der total erhaltenen Parteistimmen. Umkehrt sind auf den Listen der GLP und der SVP jeweils mehr Panaschierstimmen weggeflossen als hinzugekommen. Für die SP war der Effekt der Panaschierstimmen je nach Wahlkreise unterschiedlich: In den Wahlkreisen Luzern-Land, Hochdorf, Willisau und Sursee erhielt die SP mehr Panaschierstimmen, als sie abgeben musste. In den Wahlkreisen Luzern-Stadt und Entlebuch flossen hingegen mehr Panaschierstimmen von der SP weg als sie entgegennahm.

Stimmenaustausch zwischen den Parteien schwach

Der Stimmenaustausch findet nicht zwischen allen Parteien gleich ausgeprägt statt und ist zwischen zwei Parteien nicht zwingend ausgeglichen; vielmehr können wesentlich mehr Stimmen von einer Partei zu einer anderen abfliessen, als ihr im Gegenzug von dieser zufliessen.

Bei den Wahlen 2023 blieben den Parteien die Stimmen ihrer eigenen Listen mehrheitlich erhalten. Dies zeigen auch die Grafiken zu den Stimmenflüssen in den sechs verschiedenen Wahlkreisen. Ein sichtbarer Stimmenaustausch ist jedoch im Wahlkreis Luzern-Stadt erkennbar: Dort haben die Grünen und die SP in beide Richtungen Stimmen getauscht. Weiter erhielten diese beiden Parteien auch öfter Stimmen von freien Listen als andere Parteien.

Die Mitte verzeichnete in den Wahlkreisen Hochdorf, Sursee, Willisau und Entlebuch einen überdurchschnittlichen Eingang an Stimmen von freien Listen. In Entlebuch machte der Anteil der Stimmen aus freien Listen, die der Mitte zuflossen, 13 Prozent aus.

Im Wahlkreis Willisau berücksichtigten sich die FDP und die Mitte jeweils gut sichtbar gegenseitig in der Stimmenabgabe. Zudem zeigt sich ein sichtbarer Stimmenfluss von der SVP zur Mitte. In umgekehrter Richtung war der Fluss weniger stark.

Im Wahlkreis Entlebuch profitierte neben der Mitte auch die SVP von Stimmen von freien Listen. Zudem ist ein reger Stimmenaustausch von der SVP hin zur Mitte und – in geringerem Mass – in umgekehrter Richtung zu beobachten.

Weitere Daten zum Stimmenaustausch zwischen den Parteien:

Autorin: Andrea Oppliger, 6. April 2023

Kontakt

Andrea Oppliger

E-Mail: andrea.oppliger@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 59 47

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