Kantonsratswahlen 2023 - Panaschierstimmen der Gewählten

Fremde Stimmen machen Unterschied aus

Stimmen, die den Kandidierenden von parteifremden und von freien Listen zufliessen, sind wichtig. Sie können eine kandidierende Person in der parteiinternen Rangliste um Plätze nach vorne schieben, wodurch diese in der Folge einen Sitz gewinnen kann.

Gewählte SVP-Kantonsräte/-innen können am häufigsten auf parteieigene Stimmen zählen

Wie in der Analyse zu den Stimmenflüssen zwischen den Parteien festgestellt, erhalten die Parteien einen Grossteil der Stimmen von der eigenen Liste. Das trifft auch auf die Zusammensetzung der erhaltenen Stimmen der 2023 gewählten Kantonsräte/-innen zu. Auch bei ihnen leisten die Stimmen der eigenen Partei den grössten Beitrag zum Wahlerfolg. In der nachfolgenden Analyse wird detaillierter betrachtet, welche Stimmenanteile die gewählten Kantonsräte/-innen von der eigenen Partei und welche sie von parteifremden oder freien Listen bekommen haben. Für diese Betrachtung werden die Stimmenanteile von parteifremden sowie von freien Listen berücksichtigt, unabhängig davon, wie viele Fremdlisten im entsprechenden Wahlkreis abgegeben wurden.

Den höchsten Stimmenanteil der eigenen Partei und damit den geringsten Anteil Stimmen von parteifremden und freien Listen erzielte bei den Kantonsratswahlen 2023 in allen Wahlkreisen jeweils ein gewählter SVP-Kantonsrat oder eine gewählte SVP-Kantonsrätin. Die Gewählten mit dem höchsten Anteil Stimmen von parteifremden oder freien Listen gehörten anderseits in den verschiedenen Wahlkreisen unterschiedlichen Parteien an: Im Wahlkreis Luzern-Stadt erzielte Korintha Bärtsch (Grüne) den grössten Anteil der Stimmen ausserhalb der eigenen Partei und im Wahlkreis Entlebuch Sabine Wermelinger (FDP). Korintha Bärtsch erhielt insgesamt 44 Prozent der Stimmen von parteifremden sowie von freien Listen, bei Sabine Wermelinger betrug dieser Anteil 47 Prozent. In den weiteren 4 Wahlkreisen gewann jeweils eine gewählte SP-Kantonsrätin oder ein gewählter SP-Kantonsrat den grössten Anteil an Stimmen von parteifremden und freien Listen.

Die unten stehenden Grafiken zeigen je Wahlkreis einerseits, wie viele Stimmen die 2023 gewählten Kantonsräte/-innen in absoluten Zahlen erhalten haben. Anderseits zeigen sie auch, woher den Gewählten diese Stimmen zugeflossen sind. Dabei ist aber zu beachten, dass im System der Proporzwahl die zu vergebenden Mandate je Wahlkreis nicht über die absolute Zahl der Stimmen, die ein/e Kandidierende/r erzielt hat, verteilt werden. Vielmehr erfolgt die Sitzverteilung proportional danach, wie viele Parteistimmen eine Partei (oder eine Listenverbindung) erhalten hat. Erst wenn die Mandate auf Listenverbindungen, Unterlistenverbindungen und schliesslich auf die jeweiligen Listen verteilt sind, werden die zugesprochenen Sitze listenintern auf die Kandidierenden mit den meisten erhaltenen Stimmen verteilt. Ob ein/e Kandidierende/r gewählt wird, also einen Sitz im Kantonsrat erhält oder nicht, entscheidet sich dementsprechend erst in zweiter Linie über die absolute Zahl der Stimmen, die er oder sie erhalten hat.

Im Vergleich zwischen den Gewählten pro Wahlkreis zeigt sich zum Beispiel, dass im Wahlkreis Luzern-Stadt die beiden gewählten Kantonsrätinnen Ylfete Fanaj (SP) und Korintha Bärtsch (Grüne) 2023 überdurchschnittlich viele Stimmen von anderen Parteien und freien Listen erhalten haben. Beide erzielten damit deutlich mehr Stimmen als die weiteren gewählten Kantonsräte/-innen der jeweils gleichen Liste. Das trifft in ähnlichem Mass auch auf Armin Hartmann (SVP) und Thomas Meier (FDP) im Wahlkreis Sursee, auf Stephan Schärli (Mitte) im Wahlkreis Willisau und auf Pius Kaufmann (Mitte) im Wahlkreis Entlebuch zu. Überdurchschnittlich viele Stimmen von parteifremden sowie freien Listen erhielten zudem im Wahlkreis Luzern-Land Riccarda Schaller und Urs Brücker (beide GLP) und im Wahlkreis Hochdorf Martin Birrer (FDP).

Gewählte von SP und Grünen profitieren von gegenseitigen Panaschierstimmen

Von welchen parteifremden Listen erhielten die gewählten Kantonsräte-/innen 2023 ihre Stimmen?

Im Wahlkreis Luzern-Stadt erhielten die Gewählten der Mitte Stimmen von der FDP sowie in geringerem Mass von der SVP, der GLP und der SP. Die SVP-Kantonsräte/-innen konnten vor allem auf Stimmen der FDP zählen. Gewählte der FDP bekamen Stimmen der Mitte, der SVP und der GLP. Die Gewählten der SP verbuchten vor allem Stimmen der Grünen und etwas seltener von der GLP. Die gewählten Kantonsräte/-innen der Grünen konnten auf überdurchschnittlich viele Stimmen der SP und auch auf solche der GLP zählen. Die beiden GLP-Gewählten erhielten Stimmen von der Mitte, der FDP, der SP und den Grünen.

Im Wahlkreis Luzern-Land erhielten die gewählten Mitte-Kantonsräte/-innen Stimmen von der FDP, der SVP und der GLP sowie in geringerem Mass von der SP. Gewählte SVP-Mandatsträger/innen konnten vor allem auf Stimmen der FDP und der Mitte zählen. Gegenüber anderen Parteien blieb ihr Fremdstimmenanteil aber gering. Gewählte der FDP profitierten von Stimmen der Mitte, der SVP und der GLP. Die SP-Kantonsräte/-innen verbuchten vor allem Stimmen von den Grünen sowie etwas seltener von der Mitte und der GLP. Die Gewählten der Grünen profitierten überdurchschnittlich von SP-Stimmen und in geringem Mass von GLP- und Mitte-Stimmen. Die GLP-Gewählten erhielten Stimmen von der Mitte, der FDP sowie etwas seltener von der SP und den Grünen; von Listen der SVP erhielten sie wenige Stimmen.

Im Wahlkreis Hochdorf erhielten die Mitte-Kantonsräte/-innen Stimmen von der FDP, der SVP und der GLP. Die Gewählten der SVP konnten vor allem auf Stimmen der Mitte und der FDP zählen. Gewählte der FDP bekamen Stimmen der Mitte, der SVP und in etwas geringerem Mass von der GLP. Die Gewählten der SP erhielten vor allem Stimmen von der Mitte, etwas weniger oft von den Grünen und der GLP sowie in geringem Mass von der FDP. Die Kantonsrätin der Grünen konnte auf Stimmen der Mitte, der SP und der GLP sowie in geringem Mass auf solche der FDP zählen. Die GLP-Gewählte erhielt Stimmen von der Mitte, der FDP, der SP und der Grünen.

Im Wahlkreis Sursee erhielten die Kantonsräte/-innen der Mitte Stimmen von der FDP, der SVP und in geringerem Mass von der GLP. Die Gewählten der SVP konnten vor allem auf Stimmen von Mitte und FDP zählen. Gewählte der FDP profitierten von Stimmen der Mitte, der SVP und in etwas geringerem Mass von der GLP. Die beiden Gewählten der SP verbuchten vor allem Stimmen der Grünen, der Mitte, der GLP und teils auch von der FDP. Den beiden Kantonsräten der Grünen fielen Stimmen der Mitte, der SP, der GLP sowie in geringem Mass der FDP zu. Die GLP-Gewählten erhielten Stimmen von der Mitte, etwas seltener von der FDP, der SP und den Grünen sowie in kleinen Mass von der SVP.

Im Wahlkreis Willisau profitierten die Mitte-Kantonsräte/-innen von Stimmen der FDP und der SVP. Die Gewählten der SVP konnten vor allem auf Stimmen von Mitte und FDP zählen. Gewählte der FDP erhielten Stimmen von der Mitte und in etwas geringerem Mass von der SVP. Die Gewählten der SP verbuchten vor allem Stimmen der Mitte, der Grünen, der FDP und der GLP. Der gewählten Kantonsrätin der Grünen fielen Stimmen der SP, der Mitte und in geringem Mass der GLP und der FDP zu.

Im Wahlkreis Entlebuch konnten die Gewählten der Mitte auf Stimmen der SVP und etwas weniger häufig der FDP zählen. Zudem bekamen sie in geringem Mass Stimmen von der SP. Den Gewählten der SVP fielen vor allem Stimmen der Mitte und in geringerem Mass solche der FDP zu. Die gewählte Kantonsrätin der FDP profitierte von Stimmen der Mitte, der SVP und in geringem Mass von solchen der SP.

Autorin: Andrea Oppliger, 19. April 2023

Kontakt

Andrea Oppliger

E-Mail: andrea.oppliger@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 59 47

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