Altersstruktur der Bevölkerung
Demografische Alterung schreitet voran
Die demografische Alterung beschreibt die Veränderung der Altersstruktur einer Bevölkerung hin zu einer Zunahme des Anteils älterer Altersgruppen. Dieser Wandel entsteht vor allem durch zwei Faktoren: eine sinkende Geburtenrate und eine steigende Lebenserwartung. Zusätzlich spielt die Altersstruktur der Ein- und Auswandernden eine Rolle.
Dieser Trend hat weitreichende Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und das Sozialsystem, da mehr Menschen im Rentenalter auf Versorgung angewiesen sind, während weniger junge Menschen ins Arbeitsleben eintreten.
Babyboomer erreichen das Pensionsalter
Die demografische Alterung lässt sich auch im Kanton Luzern beobachten. So war Ende 2023 knapp jede fünfte im Kanton wohnhafte Person über 64 Jahre alt; gegenüber 1991 ist der Anteil der über 64-Jährigen von 13,5 auf 18,7 Prozent gestiegen. Demgegenüber hat der Anteil der Unter-20-Jährigen im beobachteten Zeitraum abgenommen, nämlich von 25,5 auf 20,3 Prozent. Die Verschiebung der Altersstruktur zeigt sich auch deutlich in der Bevölkerungspyramide, wo die stark besetzten Jahrgänge im Laufe der Jahre nach und nach in höhere Altersgruppen aufrücken.
Mehrere Effekte beeinflussen die demografische Alterung
Mit statistisch gesehen durchschnittlich 1,37 Kindern pro Frau liegt heute die zusammengefasste Geburtenziffer kantonsweit unter dem Niveau von 2,1 Kindern pro Frau, welche für den Generationenerhalt notwendig wäre. Werte unter diesem Niveau führen zu einer Alterung der Bevölkerung, da den Generationen der Kinder immer weniger Personen angehören als jenen der Eltern. Dies führt auch im Kanton Luzern zu einer anteilmässigen Abnahme der jungen Altersgruppen. Im Jahr 1991 hatte die zusammengefasste Geburtenziffer im Kanton Luzern mit 1,72 noch wesentlich höher gelegen als heute.
Lebenserwartung von Frauen und Männern steigt
Neben dem Rückgang der durchschnittlichen Kinderzahl führt auch die steigende Lebenserwartung zur demografischen Alterung. 2023 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im Kanton Luzern für Männer 81,8 Jahre und für Frauen 85,7 Jahre. Seit 1981 ist die Lebenserwartung der Männer um 9,9 Jahre gestiegen, während jene der Frauen um 6,5 Jahre zugenommen hat.
Im Jahr 2023 können 70-jährige Frauen im Kanton Luzern durchschnittlich mit weiteren 18,2 Lebensjahren rechnen. Bei gleichaltrigen Männern liegt die ferne Lebenserwartung mit 15,8 Jahren niedriger. Im Jahr 1981 lagen die entsprechenden Werte noch deutlich tiefer (Frauen: 14,2 Jahre, Männer: 10,7 Jahre).
Internationale Migration verlangsamt Alterung der Bevölkerung
Die Altersstruktur der Bevölkerung wird ausserdem durch die internationale Migration beeinflusst. Betrachtet man das Alter der Personen, die aus dem Ausland in den Kanton Luzern ziehen (inkl. Übertritte der nichtständigen Wohnbevölkerung zur ständigen Wohnbevölkerung), zeigt sich eine starke Konzentration in der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen. Die Nettozuwanderung betrug bei dieser Altersgruppe im Jahr 2023 insgesamt 3'577 Personen. Damit machten diese Personen 58,1 Prozent des internationalen Wanderungssaldos aus. Bei den Personen im Rentenalter (65 Jahre und älter) war der Wanderungssaldo 2023 hingegen mit 60 Personen deutlich tiefer. Besonders rund um das Renteneintrittsalter fällt der Wanderungssaldo ins Negative. So zeigt sich bei den Personen im Alter von 61 bis 66 Jahren ein durchgehend negativer Wanderungssaldo, was bedeutet, dass mehr Menschen in diesem Alter den Kanton Luzern ins Ausland verliessen, als Menschen von dort zuzogen.
Die demografische Alterung wird auch durch unterschiedliche Geburtenraten zwischen Schweizerinnen und Ausländerinnen verlangsamt. Im schweizweiten Durchschnitt bekommen Ausländerinnen mit einer zusammengefassten Geburtenziffer von 1,58 im Schnitt mehr Kinder als Schweizerinnen, deren Geburtenziffer bei 1,23 liegt.
Jede fünfte Person ist älter als 64 Jahre
1991 hatte der Anteil der 65-Jährigen und Älteren an der gesamten ständigen Wohnbevölkerung noch bei 13,5 Prozent gelegen, im Jahr 2023 lag er bei 18,7 Prozent. Das bedeutet, dass Ende 2023 knapp jede fünfte ständig im Kanton wohnhafte Person über 64 Jahre alt war. Der Anteil der 20- bis 64-Jährigen blieb über den Zeitraum relativ konstant (2023: 61,0%; 1991: 60,9%). Der Anteil der 0- bis 19-Jährigen verringerte sich von 25,5 Prozent im Jahr 1991 auf 20,3 Prozent im Jahr 2023. Der Anteil der älteren Bevölkerung ist in den letzten gut dreissig Jahren also um mehr als 5 Prozentpunkte gestiegen, während der Anteil der jüngeren Bevölkerung um denselben Wert schrumpfte.
Bis 1950 wurden keine 100-Jährige und Ältere gezählt
Dass sich die Altersstruktur in den letzten Jahrzehnten verändert hat, zeigt sich auch an der Zahl der 100-Jährigen und Älteren. So lebten Ende 2023 kantonsweit 66 Personen, die 100 Jahre oder älter waren. Im Jahr 1991 waren es insgesamt 15 Personen gewesen. Bis ins Jahr 1950 war im Kanton Luzern keine Person registriert worden, welche 100 Jahre oder älter gewesen wäre.
Bald mehr Pensionierte als Kinder und Jugendliche
Die Verschiebung der Altersstruktur spiegelt sich auch im Verhältnis zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Entsprechende Quoten setzen die im Allgemeinen nicht erwerbstätigen Personen – Kinder und Jugendliche sowie Personen im Rentenalter – ins Verhältnis zu den Personen im erwerbsfähigen Alter.
Der Altersquotient zeigt das Verhältnis der 65-jährigen und älteren Bevölkerung zur 20- bis 64-jährigen Bevölkerung. Dieser Quotient erhöhte sich von 22,2 im Jahr 1991 auf 30,6 im Jahr 2023. Der Jugendquotient zeigt das Verhältnis der unter-20-jährigen zur 20- bis 64-jährigen Bevölkerung. Dieser Quotient ging im betrachteten Zeitraum von 41,9 im Jahr 1991 auf 33,2 im Jahr 2023 zurück. Der leicht gesunkene Gesamtquotient (1991: 64,2; 2023: 63,8), der die Summe von Jugend-und Altersquotient abbildet, ist also in erster Linie eine Folge des sinkenden Jugendquotienten.
In wenigen Jahren wird Altersquotient Jugendquotienten übersteigen
Zukünftig wird eine weitere Verschiebung der Altersstruktur stattfinden. Gemäss dem Referenzszenario der LUSTAT-Bevölkerungsszenarien wird im Jahr 2028 der Altersquotient den Jugendquotienten übersteigen. Das bedeutet, dass dann erstmals mehr Menschen im Alter über 64 Jahren im Kanton Luzern leben werden als Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 19 Jahren. Kommen im Jahr 2023 im Kanton Luzern auf 1 Person im Rentenalter rund 3 Personen im erwerbsfähigen Alter, wird dieses Verhältnis im Jahr 2050 bei 1 zu 2 liegen.
Betrachtet man die Bevölkerung nach ihrer Staatsangehörigkeit fällt auf, dass bei den Schweizer/innen der Altersquotient bereits seit 2019 den Jugendquotienten übersteigt. Bei der ausländischen ständigen Wohnbevölkerung ist der Jugendquotient im Jahr 2023 dagegen beinahe dreimal so hoch wie der Altersquotient.
Luzerner Gemeinden mit unterschiedlichen Altersstrukturen
Das Verhältnis zwischen älteren und jüngeren Personen unterscheidet sich deutlich zwischen den Luzerner Gemeinden und stellt diese vor unterschiedliche Herausforderungen in Bezug auf die lokale Infrastruktur, Dienstleistungen oder Wohnraum. Ende 2023 war der Anteil der Über-64-Jährigen in den Gemeinden Meggen (27,7%) und Weggis (27,4%) am höchsten, wo jeweils mehr als ein Viertel der Bevölkerung im Rentenalter war. Im Gegensatz dazu hatten Alberswil (12,0%) und Honau (12,5%) die niedrigsten Anteile an älteren Personen. Bei der jüngeren Altersgruppe (0–19 Jahre) wiesen Schlierbach (25,8%), Meierskappel (25,2%) und Rain (25,1%) die höchsten Anteile auf. Die Gemeinden Weggis (14,7%), Vitznau (14,9%) und Luzern (16,4%) verzeichneten hingegen die niedrigsten Anteile.
LUSTAT Statistik Luzern / 31. Oktober 2024 / Autorin: Sibylle Haas