Bevölkerungsszenarien 2023–2050

Bevölkerungszahl steigt bis 2050 weiter an

Im mittleren Luzerner Bevölkerungsszenario (Referenzszenario) wird bis im Jahr 2050 mit einem Anstieg der ständigen Wohnbevölkerung von 424'851 (Ende 2022) auf rund 491'400 Einwohner/innen gerechnet. Dies entspricht einem Zuwachs um rund 66'600 Personen oder 15,7 Prozent. Hauptsächlich vom Wachstum betroffen ist die Gruppe der Personen im Alter ab 65 Jahren. So werden im Jahr 2050 voraussichtlich 26,7 Prozent der Luzerner Bevölkerung mindestens 65 Jahre alt sein (2022: 18,5%). Das Wachstum wird sich bis 2050 voraussichtlich im Lauf der Zeit abschwächen.

Tiefes, hohes und mittleres Szenario (Referenzszenario)

Die 2023 erstellten LUSTAT-Bevölkerungsszenarien wurden in drei Varianten berechnet. Diese unterscheiden sich in ihren Hypothesen, die den Berechnungen zugrunde liegen. Dabei markiert das hohe und tiefe Szenario die obere und untere Grenze einer plausiblen Bevölkerungsentwicklung, während das Referenzszenario (mittleres Szenario) den zum Zeitpunkt der Berechnungen wahrscheinlichsten Verlauf darstellt.

Mittleres Bevölkerungswachstum rechnet bis 2050 mit Bevölkerungswachstum um 15,7 Prozent

Im mittleren Luzerner Bevölkerungsszenario wird bis 2050 mit einem Anstieg der ständigen Wohnbevölkerung auf 491'422 Einwohnern/innen gerechnet. Dies entspricht gegenüber Ende 2022 einem Zuwachs um rund 66'600 Personen oder 15,7 Prozent. Das tiefe Szenario geht für den Kanton Luzern von einem Wachstum um rund 28'200 Personen aus (+6,6%). Beim hohen Szenario wurde ein Zuwachs um rund 105'900 Personen (+24,9%) errechnet. Bei allen drei Varianten erfolgt die Zunahme hauptsächlich durch Wanderungsgewinne. Gleichzeitig wird der Anteil der älteren Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung stark zunehmen. Die Stärke dieser Effekte unterscheidet sich je nach Szenariovariante.

Nachfolgend werden ausschliesslich die Ergebnisse des mittleren Szenarios analysiert.

Bisheriges Referenzszenario hat Wachstum leicht unterschätzt

Per 31.12.2022 hatten 424'851 Personen im Kanton Luzern ihren ständigen Wohnsitz. Gemäss den letzten errechneten Szenarien (Stand April 2021) rechnete man im mittleren Szenario mit 423'517 Personen, im hohen Szenario mit 425'738 und im tiefen Szenario mit 421'240 Personen. Das tatsächliche kantonale Bevölkerungswachstum lag also zwischen dem Referenz- und dem hohen Szenario. Die Unterschätzung gemessen am Referenzszenario ist auf das Wachstum der ausländischen Wohnbevölkerung zurückzuführen. Die Zahl der Ausländer/innen wuchs sogar stärker als im hohen Szenario angenommen. Demgegenüber war das Wachstum der Schweizer Bevölkerung in etwa gleich hoch wie im tiefen Szenario angenommen.

Hypothesen des Bundesamts für Statistik als Berechnungsgrundlage

Die LUSTAT-Bevölkerungsszenarien schätzen unter der Annahme von Modellparametern die Bevölkerungsentwicklung der Jahre 2023 bis 2050 für den Kanton Luzern sowie seine statistischen Analyseregionen und Gemeinden. Als Anfangsbestand dient den Szenarien die ständige Wohnbevölkerung per 31.12.2022 inklusive der Personen mit Schutzstatus S. Für die kantonalen, regionalen und kommunalen Szenarien wurden jeweils drei Varianten berechnet (mittel, hoch, tief). Die Ergebnisse der drei Varianten beruhen auf unterschiedlichen Kombinationen von Hypothesen, die sich aus bestimmten soziodemografischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen heraus ergeben. Die Hypothesen beziehen sich nicht nur auf Geburten, Sterbefälle und Wanderungen, sondern auch auf dahinterstehende Annahmen wie Lebenserwartung, Bildungsverhalten oder Familiengründung. Die Modellberechnungen beruhen auf Hypothesen des Bundesamts für Statistik (BFS). Für den Kanton Luzern traf das BFS Annahmen über die zukünftige Entwicklung von Fertilität, Sterblichkeit, internationale und interkantonale Wanderungen sowie den Erwerb des Schweizer Bürgerrechts. Für die Bevölkerungsszenarien der einzelnen Analyseregionen und Gemeinden hat LUSTAT zusätzliche Einflussfaktoren berücksichtigt, die aufgrund regionaler und lokaler Gegebenheiten begünstigend oder hemmend auf die kantonalen Fortschreibungskomponenten wirken. Dadurch wird die kantonale Entwicklung der Geburten sowie der Ein- und Auswanderungen nach unten oder nach oben korrigiert.

Steigende Sterbezahlen, rückläufiger Wanderungsgewinn

Gemäss Referenzszenario wird das Bevölkerungswachstum von Ende 2022 bis 2050 zu gut zwei Dritteln von Wanderungsgewinnen (+44'700 Personen) und zu knapp einem Drittel von Geburtenüberschüssen (+21'900 Personen) getragen. Sowohl für die schweizerische (+14,4%) als auch für die ausländische Bevölkerung (+20,9%) wird eine Zunahme erwartet.

Das Bevölkerungswachstum wird sich künftig allmählich abschwächen. Dies aus zwei Gründen: Zum einen steigt die Zahl der Sterbefälle aufgrund der zunehmenden Alterung der Bevölkerung. Die zunehmenden Sterbefälle schwächen den anfänglich noch hohen Geburtenüberschuss langsam ab. Während im Jahr 2023 noch mit einem Geburtenüberschuss von rund 1'500 Personen gerechnet wird, liegt dieser im Jahr 2050 mit 45 Personen nur noch knapp im positiven Bereich. Der zweite Grund liegt in der Entwicklung des Wanderungssaldos. Zwar wird für die nächsten knapp dreissig Jahre mit einem kontinuierlichen Wanderungsgewinn gerechnet. Allerdings wird dieser im Jahr 2050 mit rund 1'100 Personen geringer ausfallen als im Jahr 2023, für das ein Plus von rund 1'900 Personen erwartet wird.

Demografische Alterung schreitet voran

Die zukünftige Entwicklung der Luzerner Bevölkerung ist nicht nur durch Wachstum, sondern auch durch eine Verschiebung der Altersstruktur gekennzeichnet. Diese wird sich in den nächsten knapp dreissig Jahren weiter deutlich in Richtung der älteren Bevölkerungsgruppen verschieben. Dazu tragen die zunehmende Lebenserwartung und das Älterwerden der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre bei (sog. „Babyboomer“). Der bereits in Vergangenheit beobachtete verjüngende Effekt der Zuwanderung verlangsamt die demografische Alterung zwar, hält sie aber nicht auf. Die Zuwanderer/-innen weisen im Allgemeinen im Durchschnitt eine jüngere Altersstruktur auf als die einheimische Bevölkerung.

Betrachtet man die Altersgruppen differenziert, zeigt sich ein besonders starkes Wachstum bei den älteren Personen. Die Zahl der 65-Jährigen und Älteren wächst von Ende 2022 bis ins Jahr 2050 um 66,6 Prozent auf rund 131'200 Personen. Damit werden im Jahr 2050 voraussichtlich 26,7 Prozent der Luzerner Bevölkerung mindestens 65 Jahre alt sein (2022: 18,5%). Im gleichen Zeitraum wächst die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20–64 Jahre) auf knapp 267'600 Personen an. Dies entspricht einem vergleichsweise geringen Zuwachs von 2,8 Prozent. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung sinkt von 61,2 Prozent im Jahr 2022 auf 54,4 Prozent im Jahr 2050. Auch der Anteil der Unter-20-Jährigen nimmt in den nächsten knapp dreissig Jahren ab (2022: 20,2%; 2050: 18,8%).

Grafisch hat die Alterspyramide im Kanton Luzern spätestens seit den 1980er Jahren ihre klassische Form mit breitem Sockel und schmaler Spitze verloren. Die Alterspyramide gleicht gegenwärtig (2022) einer Urnenform mit einer Ausbuchtung bei den mittleren Altersjahrgängen. Diese Form wird sich bis 2050 weiter akzentuieren. Die Verschiebung der Altersstruktur im Lauf der Zeit wird in der unten stehenden animierten Grafik visualisiert.

1992

Bald mehr Personen im Pensionsalter als Kinder und Jugendliche

Die Verschiebung der Altersstruktur spiegelt sich auch in den Verhältnisquoten wider. Diese Quoten setzen die in der Regel wirtschaftlich abhängigen Personen – Kinder und Jugendliche sowie Personen im Rentenalter – ins Verhältnis zu den Personen im erwerbsfähigen Alter. Der Altersquotient gibt das Verhältnis der 65-jährigen und Älteren zur Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren an. Er wird von 30,3 im Jahr 2022 auf 49,0 im Jahr 2050 ansteigen. Der Jugendquotient zeigt das Verhältnis der Unter-20-Jährigen zu den 20- bis 64-Jährigen. Er weist über den gesamten Betrachtungszeitraum nur geringe Schwankungen auf und wird 2050 mit 34,6 nahe dem Ausgangswert von 2022 (33,0) verbleiben. Im Jahr 2028 wird der Altersquotient den Jugendquotienten übersteigen. Das bedeutet, dass dann erstmals mehr Menschen im Alter über 64 Jahren im Kanton Luzern leben werden als Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 19 Jahren.

Regionen entwickeln sich unterschiedlich

Regional dürfte die Bevölkerungsentwicklung stark differenziert verlaufen. So wird erwartet, dass sich die Unterschiede zwischen dem ländlichen Südwesten und dem übrigen Kantonsgebiet weiter verstärken. Die höchsten Wachstumsraten werden in den Analyseregionen Rooterberg/Rigi (+26,6%) und Agglomerationskern (+26,4%) erwartet. Dahinter werden das Untere Wiggertal (+23,5%) und die Stadt Luzern (+21,1%) ebenfalls eine Bevölkerungsdynamik aufweisen, welche über dem durchschnittlichen kantonalen Wachstum von 15,7 Prozent liegt. Demgegenüber wird das Wachstum in den Regionen Sursee/Sempachersee (+14,5%), Michelsamt/Surental (+10,0%) und Agglomerationsgürtel (+8,0%) unterdurchschnittlich ausfallen und in der Region Willisau (+2,2%) sowie in der Region Rottal-Wolhusen (+2,0%) stagnieren. Einen Rückgang des Bevölkerungbestandes wird in der Region Seetal (−3,6%) und im Entlebuch (−12,6%) erwartet.

Mitbedingt durch seine periphere Lage werden im Entlebuch bis 2050 mehr Wegzüge als Zuzüge erwartet. Gemäss Referenzszenario wird der Wanderungssaldo dort über den gesamten Zeitraum insgesamt rund minus 1'500 Personen betragen. Auch in der Region Seetal wird der Wanderungssaldo mit rund minus 600 Personen negativ ausfallen. Beide Regionen weisen zudem über den gesamten Zeitraum hinweg als einzige Regionen im Kanton Luzern einen negativen Geburtenüberschuss aus. Vergleichsweise gering bzw. negativ ist der erwartete Wanderungssaldo auch in den Regionen Rottal-Wolhusen (−9 Personen) und Willisau (+400 Personen). Demgegenüber sind in Regionen mit besonders gut ausgebauter Verkehrsanbindung höhere Wanderungssaldi zu erwarten. So werden der Agglomerationskern und die Stadt Luzern bis ins Jahr 2050 mit Wanderungssaldi von rund plus 22'200 bzw. plus 10'200 Personen hohe Nettozuwanderungen ausweisen. Auch in der Region Rooterberg/Rigi wird mit einem Saldo von rund plus 3'700 Personen einen vergleichsweise hohen Wanderungssaldo erwartet.

Datenangebot zu den Bevölkerungsszenarien

Die Ergebnisse der LUSTAT-Bevölkerungsszenarien stehen interessierten Personen in unterschiedlichen Ausführungen zur Verfügung. Im LUSTAT-Online-Angebot werden die Ergebnisse des Gesamtkantons und der einzelnen Analyseregionen präsentiert. Zudem können Ergebnisse mit weitergehenden räumlichen, zeitlichen oder sachlichen Differenzierungen bei LUSTAT gegen eine Bearbeitungsgebühr bezogen werden. Darüber hinaus können die Gemeindedaten in Rohform als Opendata über die Plattform opendata.swiss als csv-Daten heruntergeladen werden.

Autorin: Sibylle Haas, 14. Dezember 2023

Kontakt

Sibylle Haas

E-Mail: sibylle.haas@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 73 23

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