2023 wurden im Kanton Luzern 781 Firmen- und Privatkonkursverfahren neu eröffnet, das sind 5,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 654 Verfahren wurden über 80 Prozent dieser Konkurse gestützt auf das Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG) eröffnet (+7,0% gegenüber Vorjahr). Die restlichen 127 Konkurseröffnungen betrafen Gesellschaftsauflösungen aufgrund von Mängeln in der Organisation gemäss schweizerischem Obligationenrecht (OR).
Abgeschlossen wurden im Lauf des Jahres 625 Konkursverfahren. Die Verluste aus den 294 durch Liquidation erledigten Konkursverfahren beliefen sich insgesamt auf rund 32 Millionen Franken.
Die meisten der 2023 im Kanton Luzern eröffneten Konkurse betrafen im Handelsregister eingetragene Gesellschaften. Insgesamt wurden 392 Verfahren gegen solche juristischen Personen oder Personengesellschaften nach SchKG eröffnet (Insolvenzen). Weitere 127 Eröffnungen erfolgten aufgrund von Mängeln in der Organisation nach OR (Art. 731b). Bei dieser zweiten Konkursart ist anzumerken, dass sie häufig dem administrativen Zweck dient, das Handelsregister um bereits nicht mehr existierende Gesellschaften zu bereinigen. Die dritte Konkursart betrifft nicht im Handelsregister eingetragene Personen. Hier belief sich die Zahl der Konkurseröffnungen 2023 auf 262 Konkurse (2022: 236 Verfahren). Ein Grossteil davon waren Konkurse aufgrund von ausgeschlagenen Erbschaften (236 Verfahren). Die Zahl der Firmen- und Privatkonkurse hat 2023 gegenüber dem Vorjahr von 744 auf 781 Fälle zugenommen (+5,0%).
Die Konkurse aufgrund von Organisationsmängeln nach OR gingen 2023 leicht zurück (−4,5%), wobei ihre Zahl über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre lag. In diesen Ergebnissen zeigt sich unter anderem die Wirkung zweier Gesetzesänderungen, die anfangs 2021 in Kraft getreten sind: Erstens gilt seither auch das Fehlen eines Rechtsdomizils als Organisationsmangel (OR 731b Abs. 1 Ziff. 5), der zur Auflösung entsprechender Gesellschaft führt. Zweitens werden Konkurse, welche aufgrund von Organisationsmängeln erfolgen, bei Überschuldung ab 2021 nach SchKG abgewickelt (OR 731b Abs. 4). Letzteres führte 2023 zu 100 Konkurseröffnungen von im Handelsregister eingetragenen Gesellschaften.
2023 wurden im Kanton Luzern total 625 Konkursverfahren abgeschlossen. Diese Zahl hat gegenüber 2022 zugenommen (+7,0%) und liegt über dem Durchschnitt der Jahre seit 2010. Bei über der Hälfte der abgeschlossenen Konkurse wurde das Verfahren mangels Aktiven eingestellt (317 Abschlüsse). 294 Abschlüsse erfolgten über eine Liquidation. In 14 Fällen wurde der Konkurs widerrufen.
Insgesamt 144 Konkursverfahren wurden im Lauf des Jahres 2023 aufgehoben. Dies sind 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr und deutlich mehr als in den Jahren 2010 bis 2021.
Die finanziellen Verluste aus Liquidationen beliefen sich kantonsweit auf 31,6 Millionen Franken. Diese Summe war 29,9 Prozent kleiner als im Vorjahr. Seit 2020 geht die Verlustsumme stetig zurück und liegt aktuell noch tiefer als 2017, als der bislang niedrigste Wert seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1994 registriert worden war.
Findet das Konkursamt nicht genügend aktive Mittel, um die Verfahrenskosten eines Konkursverfahrens zu decken, beantragt es beim zuständigen Bezirksgerichtspräsidium die Einstellung des Verfahrens. Der Beschluss über die Einstellung wird im Kantonsblatt publiziert mit dem Hinweis, die Gläubiger könnten die Einstellung durch die Bezahlung eines Kostenvorschusses verhindern.
Über natürliche Personen und nicht im Handelsregister eingetragene Gesellschaften wird selten der Konkurs eröffnet. Vielmehr unterliegen diese in der Regel der Betreibung auf Pfändung oder Pfandverwertung (Ausnahme: Privatkonkurs). Gegenüber dem Vorjahr stieg 2023 die Zahl der Betreibungsverfahren um 11,3 Prozent auf 111'679 ausgestellte Zahlungsbefehle an. Noch nie seit Beginn der Messreihe 1995 waren mehr Zahlungsbefehle ausgestellt worden. Gestiegen ist 2023 auch die Zahl der Pfändungen auf 55'057 Vollzüge (+2,3%). Demgegenüber nahm die Zahl der Pfandverwertungen, also öffentlichen Versteigerungen oder Freihandverkäufen von Vermögenswerten, ab; es wurden insgesamt 33'097 Verwertungen vorgenommen (−11,4%).
2023 wurden im Kanton Luzern insgesamt 31'125 Verlustscheine über einen Gesamtbetrag von gut 97 Millionen Franken ausgestellt. Diese Verlustsumme ist der tiefste Wert seit 2007. Ein Verlustschein lautete 2023 durchschnittlich auf rund 3'100 Franken.
Neben obiger Analyse, die auf die Daten des Luzerner Kantonsgerichts abstützt, aktualisiert LUSTAT die Daten über Konkurse juristischer Personen quartalsweise und publiziert sie als Wirtschaftskennzahl. Diese stützt auf die Meldungen des Schweizerischen Handelsamtsblatt ab. Die Kennzahl weist – mit Blick auf die Konjunkturentwicklung – ausschliesslich die Konkursmeldungen juristischer Personen aus.
Autorin: Sibylle Haas, 26. März 2024
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