Vorschulische Bildungs- und Betreuungsangebote
Der frühkindlichen Förderung wird seit einigen Jahren zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt, da im Vorschulalter (Geburt bis Eintritt Kindergarten oder Basisstufe) wichtige Entwicklungsschritte für die kognitive, emotionale, motorische, sprachliche und soziale Entwicklung erfolgen.
Mehrere Studien (vgl. Meier Magistrelli/Walter-Laager 2016) haben mittlerweile belegt, dass Kinder von früher Förderung profitieren. Vor allem für sozial benachteiligte Kinder stellt die frühe Förderung eine bedeutende Präventionsmassnahme dar, die zur Chancengerechtigkeit beiträgt. Im Bereich der frühkindlichen Förderung werden keine umfassenden statistischen Erhebungen durchgeführt, sodass nur Daten zu einzelnen Angeboten vorliegen.
Kantonales Konzept zur frühen Förderung
Mit dem Konzept "Frühe Förderung" will der Kanton Luzern die frühe Förderung stärken, sie zum Gegenstand der Diskussion machen und ihre Weiterentwicklung anregen. Die Zuständigkeit für die einzelnen Angebote liegt bei verschiedenen Stellen auf kantonaler und kommunaler Ebene. Ergänzend dazu kommen viele private Angebote. Die verschiedenen staatlichen und privaten Angebote der frühen Förderung lassen sich dem Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen zuordnen und können zu den drei folgenden Angebotskategorien der frühen Förderung zusammengefasst werden: Allgemeine Angebote, Selektive Angebote und Indizierte Angebote (vgl. Abb. unten).

Familienergänzende Kinderbetreuung
Die Familie bietet einem Kind die Basis für seine Entwicklung und die Erweiterung seiner Lebenswelten. Daneben stellen auch familienergänzende Betreuungsangebote wichtige Orte frühkindlicher Bildung dar. Sie schaffen vielfältige Lernmöglichkeiten für Kinder und ermöglichen den Austausch und das Spielen mit Gleichaltrigen. Die familienergänzende Betreuung kann sich positiv auf die späteren Bildungschancen von Kindern auswirken (SKBF 2023) und unterstützt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Der Regierungsrat des Kantons Luzern beabsichtigt, dem Kantonsrat einen breit abgestützten Gegenentwurf zur Volksinitiative "Bezahlbare Kitas für alle" zu unterbreiten. Dieser Gegenentwurf, ein neues Gesetz über die familienergänzende Kinderbetreuung, soll ein ausreichendes Angebot gewährleisten, die Betreuungsqualität garantieren, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern sowie den Wohn- und Wirtschaftsstandort Luzern stärken. Die Vernehmlassung des Gesetzesentwurfs dauerte vom 3. April bis am 28. Juni 2024.
Zahl der Kitas hat sich innert zehn Jahren verdoppelt
Im Jahr 2022 wurden im Kanton Luzern 120 Kitas betrieben, das sind doppelt so viele wie im Jahr 2012 (62). Die 120 Kitas verteilten sich auf 45 der 80 Luzerner Gemeinden. Seit 2012 hat die Abdeckung mit Kitas in den Gemeinden kontinuierlich zugenommen (Anzahl Gemeinden mit Kitas: 2012: 23; 2017: 35).
Insgesamt 16 Tagesfamilienorganisationen (TFO) waren 2022 für 61 der 80 Luzerner Gemeinden tätig. Diese Organisationen vermitteln Betreuungsplätze und beraten die Tagesfamilien fachlich. Zudem übernehmen sie die administrativen Aufgaben und kümmern sich um versicherungs- und arbeitsrechtliche Fragen.
Frühe Sprachförderung
Die Sprachentwicklung in der frühen Kindheit findet primär im familiären Umfeld statt. Jedoch können nicht alle Familien ihre Kinder ausreichend fördern. Ziel des Angebots der "Frühen Sprachförderung" ist, dass diese Kinder bereits vor dem Eintritt in den Kindergarten gefördert werden, damit sie bei Beginn ihrer schulischen Laufbahn über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen und nicht von vornherein im Nachteil sind. Die Luzerner Gemeinden können Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen verpflichten, im Jahr vor dem obligatorischen Schuleintritt ein Angebot der frühen Sprachförderung zu besuchen (§ 55a des Volksschulbildungsgesetzes).
Im Jahr 2022 erhielten im Kanton Luzern 620 Kinder eine frühe Sprachförderung in Spielgruppen oder anderen Kinderbetreuungseinrichtungen (vgl. Bildungsindikator Frühe Sprachförderung). Diese Zahl hat sich seit 2017 mehr als vervierfacht (2017: 146 Kinder). Die Zunahme hängt unter anderem auch damit zusammen, dass inzwischen in mehr Gemeinden frühe Sprachförderung im Vorschulbereich angeboten wird. Im Jahr 2022 wiesen 25 Luzerner Gemeinden ein solches Angebot aus, was gegenüber dem Jahr 2017 einer Zunahme von 18 Gemeinden entspricht.
Datenbasis und Literatur
Literatur
- Meier Magistretti, Claudia; Catherine Walter-Laager (2016): Kriterien wirksamer Praxis in der frühen Förderung. Evidenzbasierte Gestaltung von Angeboten der frühen Förderung mit einem speziellen Fokus auf Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Bundesamt für Sozialversicherungen. Bern.
- Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung (2023): Bildungsbericht Schweiz 2023. Aarau.