Aus- und Weiterbildung 2021

Mit steigendem Alter bilden sich Männer häufiger weiter als Frauen

2021 gaben gut zwei Drittel der Luzerner Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 74 Jahren an, in den letzten 12 Monaten mindestens an einer Bildungsaktivität teilgenommen zu haben. Das heisst, sie absolvierten eine Ausbildung, besuchten ein Weiterbildungsangebot oder bildeten sich selbständig weiter (informelles Lernen). Jeweils nicht ganz die Hälfte nahm an mindestens einer Weiterbildung teil und/oder nutzte informelles Lernen.

Im vorliegenden Webartikel werden die wichtigsten Ergebnisse des Mikrozensus Aus- und Weiterbildung 2021 für den Kanton Luzern präsentiert. Der Mikrozensus ist eine der fünf thematischen Erhebungen des Volkszählungssystems, welche im 5-Jahres-Rhythmus durch das Bundessamt für Statistik erhoben werden. Mit dieser vertieften Befragung werden die Daten der öffentlichen Statistik mit Informationen zum Bildungsverhalten der Bevölkerung ergänzt. Die Stichprobe umfasst in der Schweiz wohnhafte Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren. Die Befragung wurde im zweiten Quartal 2021 durchgeführt. Da sich die Fragen auf die 12 Monate vor dem Befragungszeitpunkt beziehen, deckt sich der Referenzzeitraum 2021 mit einer Phase, in welcher Bildungsaktivitäten vor Ort aufgrund der Covid-19-Pandemie teilweise nicht möglich gewesen waren.

Knapp die Hälfte der Luzerner Bevölkerung bildet sich weiter

2021 gaben 69 Prozent der Luzerner Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 74 Jahren an, in den letzten 12 Monaten an mindestens einer Bildungsaktivität teilgenommen zu haben. Die Teilnahme variiert deutlich nach Alter: Die höchste Bildungsaktivität wiesen die 15- bis 24-Jährigen aus, am wenigsten bildungsaktiv waren die 65- bis 74-Jährigen. Von den 15- bis 24-Jährigen nutzten 91 Prozent mindestens ein Bildungsangebot − sei es in Form von Ausbildung, Weiterbildung oder informellem Lernen. Ein Grossteil dieser Altersgruppe befand sich noch in Ausbildung (75%). Mit steigendem Alter nimmt der Anteil in Ausbildung stehender Personen ab: 2021 waren von den 25- bis 34-Jährigen 24 Prozent dabei, eine Ausbildung zu absolvieren, und von den 35- bis 44-Jährigen 11 Prozent.

Weiterbildungen und informelles Lernen variieren etwas weniger stark nach Alter als die Ausbildungen. Insgesamt berichtete 2021 jeweils knapp die Hälfte der Luzerner/innen im Alter zwischen 15 und 74 Jahren, in den letzten 12 Monaten an einer Weiterbildung (47%) teilgenommen und/oder sich selbständig weitergebildet (49%) zu haben.

Schweizweit ist die Bevölkerung in ähnlichem Ausmass bildungsaktiv wie im Kanton Luzern: Gesamtschweizerisch gaben 44 Prozent an, innert Jahresfrist an einer Weiterbildung teilgenommen zu haben; 48 Prozent hatten sich selbständig weitergebildet.

Gemäss den Angaben von 2021 wurde im Kanton Luzern deutlich seltener an einer Weiterbildung teilgenommen als noch 2016: 47 Prozent der Luzerner Bevölkerung berichtete 2021, an mindestens einer Weiterbildung teilgenommen zu haben. 2016 war das noch bei 64 Prozent der Fall gewesen. Dies lässt sich zum einen damit begründen, dass der Referenzzeitraum der Befragung 2021 mitten in die Zeit der Covid-19-Pandemie fiel, als Weiterbildungen vor Ort teilweise nicht möglich gewesen waren. Weiter haben auch Änderungen im Erhebungsdesign dazu geführt, dass die Resultate zwischen 2016 und 2021 nur bedingt miteinander vergleichbar sind.

2021 konkret nach dem Hinderungsgrund gefragt, an einer Weiterbildung teilzunehmen, machten 41 Prozent der Luzerner/innen ab 15 Jahren die Covid-19-Pandemie verantwortlich, 32 Prozent nannten den Zeitmangel und 20 Prozent die zu hohen Kosten. Für 19 Prozent war die familiäre Beanspruchung zu hoch. Diese vier Hinderungsgründe wurden auch schweizweit am häufigsten aufgeführt.

25- bis 44-Jährige nutzen informelles Lernen am häufigsten

Während der Zeit der formalen Bildung (Ausbildung) fallen Weiterbildung und informelles Lernen naturgemäss noch nicht sehr stark ins Gewicht. Diese gewinnen in der Regel im Lauf des Erwerbslebens an Bedeutung. Da die jüngste Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen sich grossteils noch in ihrer (Erst-)Ausbildung befindet, wird sie in den nachfolgenden Analysen zum Weiterbildungsverhalten und zum selbständigen Lernen ausgeklammert.

Über die Hälfte der 25- bis 59-jährigen Luzerner/innen gab 2021 an, sich in den letzten 12 Monaten einer Weiterbildung gewidmet zu haben. Bei den 60- bis 74-Jährigen war dies bei 30 Prozent der Fall. In der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen besuchten Frauen (52%) ungefähr gleich häufig eine Weiterbildung wie Männer (49%). Bei den 45- bis 59-Jährigen stiegen die Weiterbildungsaktivitäten bei den Männern (58%) deutlicher an, als das bei den Frauen (55%) der Fall war. Bei den 60- bis 74-Jährigen besuchten Frauen (25%) klar seltener eine Weiterbildung als Männer (36%).

Über alle drei betrachteten Altersgruppen bildete sich die Luzerner Bevölkerung mit einem Abschluss auf Tertiärstufe häufiger weiter als jene mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II. Ebenfalls wies die Luzerner Bevölkerung ohne Migrationshintergrund eine höhere Weiterbildungsteilnahme aus als diejenige mit Migrationshintergrund.

Beim selbständigen Lernen − auch informelles Lernen genannt − sind insgesamt ähnliche Tendenzen zu beobachten, nicht jedoch bei der Entwicklung nach Alter: Informelles Lernen nutzten die 25- bis 44-Jährigen sowohl insgesamt als auch nach den betrachteten soziodemografischen Kriterien am häufigsten. Zudem zeigte sich bei der Häufigkeit des informellen Lernens nur ein geringer Unterschied zwischen den Bevölkerungsanteilen mit und ohne Migrationshintergrund. Bei den Weiterbildungsaktivitäten bestanden hier grössere Unterschiede.

Weiterbildung ist häufig beruflich begründet

Von den 47 Prozent der Luzerner Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 74 Jahren, die 2021 angaben, in den letzten 12 Monaten mindestens eine Weiterbildung besucht zu haben, nahmen 40 Prozent an einer beruflichen Weiterbildung teil und 17 Prozent an einer ausserberuflichen. Insgesamt nahmen Männer (42%) häufiger an beruflich begründeten Weiterbildungen teil als Frauen (37%). Frauen (19%) absolvierten anderseits häufiger ausserberufliche Weiterbildungen als Männer (15%).

Im Alter zwischen 25 und 59 Jahren wurden Weiterbildungen vor allem zu beruflichen Zwecken besucht. Während 25- bis 44-jährige Luzerner und Luzernerinnen berufliche Weiterbildungen gleich häufig besuchten (je 47%), bildeten sich die 45- bis 59-jährige Männer (55%) häufiger beruflich weiter als die gleichaltrigen Frauen (46%); ausserberufliche Weiterbildungen besuchten die Frauen (21%) häufiger als die Männer (12%). Im Alter zwischen 60 und 74 Jahren nutzten Männer die Weiterbildung gleichermassen zu beruflichen (20%) und zu ausserberuflichen Zwecken (21%). Die Frauen dieses Alters bildeten sich häufiger ausserberuflich (17%) als beruflich (11%) weiter.

Den Besuch einer Weiterbildung − sei sie beruflich oder ausserberuflich motiviert − begründete die Luzerner Bevölkerung 2021 am häufigsten damit, die Arbeit besser machen zu wollen (56%). Weiter war für 53 Prozent das persönliche Interesse am Thema ausschlaggebend. Für 25 Prozent erfolgte diese aufgrund des organisatorischen und/oder des technologischen Wandels am Arbeitsplatz und für 21 Prozent war die Teilnahme obligatorisch.

Die Luzerner/innen, welche 2021 angaben, mindestens eine Weiterbildung aus beruflichen Gründen absolviert zu haben, taten dies in 42 Prozent der Fälle aus eigenem Antrieb, 34 Prozent erfüllten eine Anforderung des Arbeitsgebers und 20 Prozent folgten einem Vorschlag des Arbeitgebers.

Weiterbildungen zum Thema Wirtschaft und Arbeit sind am häufigsten

Die Bandbreite der Weiterbildungsthemen ist gross. Am häufigsten gab die Luzerner Bevölkerung 2021 an, in den letzten 12 Monaten Weiterbildungen zum Thema Wirtschaft und Arbeit absolviert zu haben. 42 Prozent der Luzerner/innen im Alter zwischen 25 und 74 Jahren nahmen an einer Weiterbildung zu diesem Thema teil, 32 Prozent bildeten sich zum Thema Informatik weiter und 31 Prozent zum Thema Wissenschaft und Technik. Diese drei Themenbereiche wurden auch schweizweit am häufigsten genannt.

Die weiterbildungsaktive Luzerner Bevölkerung nahm 2021 im Durchschnitt pro Person an 2,8 Weiterbildungen teil. 2016 waren es noch 2,4 Weiterbildungen pro Person gewesen. Die Zunahme zeigt sich insbesondere bei den drei am häufigsten genannten Themen. So bildeten sich die Luzerner/innen 2021 deutlich häufiger zum Thema Wirtschaft und Arbeit (2021: 42% vs. 2016: 22%), Informatik (32% vs. 11%) sowie Wissenschaft und Technik (31% vs. 16%) weiter. Im Gegensatz zu 2021 hatte 2016 zudem noch das Weiterbildungsthema Gesundheit zu den drei meistbesuchten gehört.

Männer und Frauen zeigen unterschiedliche Präferenzen hinsichtlich ihrer Weiterbildungsthemen. 2021 wählten Luzerner Männer häufiger die Themen Wirtschaft und Arbeit, Wissenschaft und Technik sowie Informatik als Frauen. Die Luzerner Frauen hingegen besuchten öfter Weiterbildungen zu den Themen Gesundheit, Sozialkompetenz, Sprachen sowie Sport, Kunst oder Kreatives. Diese Unterschiede widerspiegeln auch die vorhandenen geschlechtsspezifischen Berufspräferenzen.

Bei beruflich orientierten Weiterbildungen bieten Arbeitgeber häufig Unterstützung

Die Kosten für die Weiterbildung werden entweder selbst bezahlt oder mindestens teilweise durch den Arbeitgeber, den Staat oder andere getragen. Die Höhe der persönlichen Ausgaben zu Weiterbildungszwecken unterscheidet sich deshalb stark von Fall zu Fall. 57 Prozent der Luzerner Bevölkerung gaben 2021 an, Weiterbildungen besucht zu haben, ohne für diese bezahlen zu müssen. Das heisst, dass entweder keine Gebühren bestanden oder die Kosten vom Arbeitgeber oder einer anderen Instanz übernommen worden sind. 14 Prozent gaben für ihre Weiterbildungen bis zu 500 Franken aus und 9 Prozent zwischen 501 und 1'000 Franken. 20 Prozent investierten mehr als 1'000 Franken in ihre Weiterbildungen.

Die Luzerner/innen, welche 2021 berichteten, in den letzten 12 Monaten an mindestens einer vollständig oder teilweise selbst finanzierten Bildungsaktivität teilgenommen zu haben, gaben im Schnitt rund 1'900 Franken dafür aus. Der Median lag bei 900 Franken; das bedeutet, dass die eine Hälfte der Personen weniger, die andere Hälfte mehr als diesen Betrag für die eigene Weiterbildung aufwendete.

Wird eine Weiterbildung vom Arbeitgeber unterstützt, geschieht dies in der Regel in der Form von zur Verfügung gestellter Arbeitszeit und/oder durch eine Beteiligung an den Kosten. Von der 25- bis 64-jährigen erwerbstätigen Luzerner Bevölkerung gaben 2021 insgesamt 46 Prozent an, in den letzten 12 Monaten eine oder mehrere beruflich orientierte Weiterbildung(en) absolviert zu haben und dabei vom Arbeitgeber entweder zeitlich oder finanziell unterstützt worden zu sein. 13 Prozent erhielten für ihre beruflich orientierte Weiterbildung keine derartige Unterstützung. Die restlichen 41 Prozent besuchten im betrachteten Zeitraum keine beruflich orientierte Weiterbildung.

Autorin: Andrea Oppliger / 2. Februar 2023

Kontakt

Andrea Oppliger

E-Mail: andrea.oppliger@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 59 47

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