Arbeitslosigkeit 2020

Deutlicher Anstieg der Arbeitslosenquote wegen Corona

2020 waren im Kanton Luzern durchschnittlich 5'198 Personen als arbeitslos gemeldet. Das sind 1'431 Personen mehr als im Vorjahr und entspricht einer Arbeitslosenquote von 2,2 Prozent (2019: 1,6%). Letztmals war die Arbeitslosenquote während der Finanzkrise vor zehn Jahren so hoch gewesen (2009: 2,9%, 2010: 2,4%). 2020 lag der Grund für den starken Anstieg in der Corona-Pandemie. Die gesamtschweizerische Arbeitslosenquote betrug 3,1 Prozent (2019: 2,3%).

Weitere Informationen zu den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Wirtschaft im Kanton Luzern finden sich auf einer eigenen, laufend aktualisierten Webseite.

Zentralschweizer Kantone mit nach wie vor relativ tiefer Arbeitslosenquote

Die aussergewöhnliche Lage während der Pandemie liess 2020 die Zahl der Arbeitslosen in allen Schweizer Kantonen ansteigen. Am stärksten war der Anstieg in den Kantonen Ob- und Nidwalden sowie in Graubünden. Diese drei Kantone meldeten fast 70 Prozent mehr Arbeitslose als im Vorjahr. Mit Arbeitslosenquoten von 1,2 Prozent (OW), 1,4 Prozent (NW) und 1,9 Prozent (GR) blieben aber alle drei Kantone deutlich unter dem Schweizer Gesamtschnitt von 3,1 Prozent.

Die tiefste Arbeitslosenquote wies 2020 der Kanton Appenzell Innerrhoden mit 1,1 Prozent aus. Über 4 Prozent und somit am höchsten waren die Werte in Genf (4,9%), Jura (4,7%), Neuenburg (4,6%) und Waadt (4,5%). Die Zentralschweiz mit einer Arbeitslosenquote von 2,0 Prozent (2019: 1,5%) war die Grossregion mit der tiefsten Quote schweizweit.

Innerhalb des Kantons Luzern lag die Arbeitslosenquote im Agglomerationskern und in der Stadt Luzern mit 3,0 respektive 2,9 Prozent am höchsten. Niedrig blieben die Quoten im Entlebuch (0,7%), in der Region Rottal-Wolhusen (1,2%) und in der Region Willisau (1,4%) mit einem geringen Anstieg gegenüber 2019.

Jugendarbeitslosigkeit am stärksten angestiegen

Im Kanton Luzern waren 2020 im Schnitt 732 Jugendliche und junge Erwachsene (Altersgruppe 15–24 Jahre) arbeitslos. Dies entspricht gegenüber 2019 einem Anstieg um 220 Personen oder 43,0 Prozent. Die Jugendarbeitslosenquote betrug damit 2,4 Prozent (2019: 1,6%). Sie lag gleichauf mit der Arbeitslosenquote der mittleren Altersgruppe (25- bis 49-Jährige).

Mit 1,9 Prozent verhältnismässig gering war 2020 die Arbeitslosenquote der Altersgruppe 50+ (2019: 1,5%). Die Zahl der 50-jährigen und älteren Arbeitslosen war gegenüber dem Vorjahr um 327 Luzerner/innen oder 30,4 Prozent gestiegen. Dies entspricht dem geringsten Anstieg aller Altersgruppen im Kanton.

Wie in Luzern hat auch in der Schweiz insgesamt die Jugendarbeitslosigkeit am stärksten und die Arbeitslosigkeit der Altersgruppe 50+ am schwächsten zugenommen. Gesamtschweizerisch betrug 2020 die Jugendarbeitslosenquote 3,2 Prozent, die Quote der mittleren Generation 3,4 Prozent und die Arbeitslosenquote der Altersgruppe ab 50 Jahren 2,7 Prozent. Die Luzerner Werte blieben in allen Altersklassen deutlich unter dem Gesamtschweizer Schnitt.

Risiko von Langzeitarbeitslosigkeit steigt mit Alter

Jugendliche und junge Erwachsene sind zwar insgesamt eher von Arbeitslosigkeit betroffen, gliedern sich jedoch in der Regel schnell wieder in den Arbeitsmarkt ein. 2020 haben im Kanton Luzern knapp 84 Prozent der von Arbeitslosigkeit betroffenen Unter-25-Jährigen innerhalb von 6 Monaten wieder eine Stelle gefunden. Dies gegenüber 2,5 Prozent, die mit einer Arbeitslosigkeit von über 1 Jahr unter die Langzeitarbeitslosen fielen. Im Allgemeinen dauert die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt mit zunehmendem Alter länger. Bei den 55-jährigen und älteren Luzerner Arbeitslosen fand 2020 knapp jede/r Zweite innerhalb eines halben Jahres eine Stelle, und jede/r Vierte war von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.

Wesentliche Unterschiede zum Vorjahr und somit zur Zeit vor der Corona-Pandemie konnten bislang nicht festgestellt werden. Anteilmässig war im Jahresmittel 2020 keine der Alterskategorien wesentlich länger arbeitslos als 2019.

Arbeitslosenquote im Gastgewerbe stark angestiegen

Wie schon in den vergangenen Jahren lag 2020 die Arbeitslosenquote im Bau- und Gastgewerbe am höchsten (vgl. Definition Arbeitslosenquote in den Branchen). Diese beiden Branchen sind zudem stark saisonalen Schwankungen ausgesetzt und vermelden jeweils in den Wintermonaten höhere Quoten. Die Corona-Krise hat das Gastgewerbe besonders hart getroffen – insbesondere das Luzerner Gastgewerbe, welches stark vom ausländischen Tourismus abhängig ist. 2020 waren im Jahresmittel im Luzerner Gastgewerbe 594 Personen arbeitslos, im Baugewerbe 622 Personen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 61,4 Prozent im Gastgewerbe (+226 Personen) und um 35,5 Prozent im Baugewerbe (+163 Personen).

Unter den grössten Branchen im Kanton Luzern erlebte der Handel (inkl. Motorfahrzeuge) einen ähnlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen wie das Baugewerbe. Entsprechende Betriebe waren im Frühling neben dem Gastgewerbe am stärksten von den im Lockdown angeordneten Geschäftsschliessungen betroffen. Im Handel stiegen 2020 denn auch die Arbeitslosenzahlen um 194 Personen respektive um 35,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Deutlich geringer fiel der Anstieg der Arbeitslosen in der Warenherstellung aus: 137 zusätzliche Arbeitslose wurden in dieser Branche gezählt, was einem Anstieg um 21,7 Prozent entspricht.

Kurzarbeit konnte stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern

Dass die Arbeitslosigkeit 2020 trotz Pandemie-Umständen nicht stärker angestiegen ist, ist unter anderem auf die massive Vergabe von Kurzarbeitsentschädigungen zurückzuführen. Dank des Covid-19-Bundesbeitrags konnten viele Arbeitnehmende von der Kurzarbeit profitieren, und die Arbeitslosigkeit konnte in vielen Fällen verhindert werden.

Die Zahl der abgerechneten Kurzarbeitsentschädigungen bewegte sich im Kanton Luzern bis Februar 2020 auf sehr tiefem Niveau. Mit dem Lockdown im März stieg sie jedoch sprunghaft an. Für 44'048 Arbeitnehmende wurde im März eine Kurzarbeitsentschädigung bezogen. Im April stieg diese Zahl auf 63'349 Personen an, bevor sie sich ab Mai bis Oktober wieder stetig absenkte. Zuletzt wurde im Oktober für 9'442 Personen eine Kurzarbeitsentschädigung abgerechnet.

Mit den jüngsten Verschärfungen der Corona-Massnahmen und den damit verbundenen Einschränkungen wirtschaftlicher Tätigkeiten sind die Anträge auf Kurzarbeitsentschädigungen erneut angestiegen. Wie viele effektiv abgerechnet werden, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

Corona beeinflusst die Arbeitslosenquote auch 2021 und 2022

Die Expertengruppe des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO erstellt quartalsweise Konjunkturprognosen für die folgenden zwei Jahre. Gemäss aktuellsten Einschätzungen werden auch die Jahre 2021 und 2022 noch stark von der gegenwärtigen Pandemie beeinflusst. Für das Jahr 2021 rechnet die Expertengruppe mit einer schweizweiten Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent. Diese soll 2022 wieder auf 3,0 Prozent sinken. Kantonale Prognosen, beispielsweise für den Kanton Luzern, liegen keine vor.

Autorin: Barbara Rohner / 8. Februar 2021

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