Sozialhilfe im Kanton Luzern 2019 – Risikogruppen

Kinder aus bildungsfernen Familien besonders gefährdet

Die Wahrscheinlichkeit, wirtschaftliche Sozialhilfe zu beziehen, ist nicht für alle Bevölkerungsgruppen gleich gross. Je nach Alter kann sich das Sozialhilferisiko beträchtlich unterscheiden. Die Sozialhilfequote bei Minderjährigen (0–17 Jahre) ist mit 4,1 Prozent (2019) im Kanton Luzern erheblich höher als die durchschnittliche kantonale Quote (2,4%). Die Altersgruppe mit der tiefsten Sozialhilfequote (0,3%) ist diejenige der 65- bis 79-Jährigen; ihre Existenzsicherung wird überwiegend über die AHV-Rente und mittels Ergänzungsleistungen zur AHV/IV sichergestellt. Bei Hochbetagten im Alter von 80 und mehr Jahren liegt die Quote wieder höher (1,7%). Meist trägt die Sozialhilfe in diesen Fällen die ungedeckten Kosten eines Heimaufenthalts.

Ein tiefes Bildungsniveau erhöht das Sozialhilferisiko beträchtlich. Die Sozialhilfequote von Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss beträgt im Kanton Luzern überdurchschnittliche 4,5 Prozent (2019). Eine abgeschlossene Ausbildung erleichtert nicht nur den Zugang zum Arbeitsmarkt, sondern erhöht auch die Arbeitsplatzsicherheit und garantiert in der Regel ein ausreichendes Erwerbseinkommen. Personen mit einem Hochschulabschluss oder einer höheren Berufsbildung haben eine besonders geringe Wahrscheinlichkeit, Sozialhilfe zu beziehen (0,3%).

Ausländer/innen sind deutlich häufiger auf Sozialhilfe angewiesen als Schweizer/innen. Gründe dafür sind unter anderen ein im Schnitt tieferes Bildungsniveau, schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt sowie oftmals nicht ausreichende Einkommen aufgrund von Erwerbstätigkeit in Tieflohnbranchen. Nach der letztjährigen Abnahme hat sich 2019 die Differenz wieder vergrössert: Die Sozialhilfequote der Ausländer/innen ist von 5,9 auf 6,2 Prozent gestiegen, während die Quote der Schweizer/innen von 1,6 Prozent auf 1,5 Prozent gesunken ist.

Minderjährige in bildungsfernen und in Eineltern-Haushalten mit erhöhtem Sozialhilferisiko

2019 bezogen im Kanton Luzern 2,8 Prozent aller Privathaushalte wirtschaftliche Sozialhilfe (WSH). Das Sozialhilferisiko unterscheidet sich jedoch nicht nur nach Alter, sondern auch nach Haushaltskonstellation beträchtlich. Dies zeigt sich am deutlichsten bei Haushalten mit minderjährigen Kindern. 2019 wurden 1,1 Prozent der verheirateten Paare mit Kindern mit WSH unterstützt. Mit 21,1 Prozent um ein Vielfaches höher war dieser Anteil bei Haushalten mit einem alleinerziehenden Elternteil (überwiegend Mütter). Minderjährige sind somit nicht generell einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt, sondern hauptsächlich, wenn sie mit nur einem Elternteil zusammenleben.

Ausserdem bedürfen Kinder gemäss Berechnungen des Bundesamts für Statistik besonders dann häufig der sozialstaatlichen Unterstützung, wenn sie in einer bildungsfernen Familie aufwachsen. Im Kanton Luzern waren denn auch in jeder zweiten unterstützten Familie beide Elternteile ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss.

Kontakt

David von Holzen

E-Mail: David.vonHolzen@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 66 01

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