Sozialhilfe im Kanton Uri 2020

Sozialhilfequote steigt auf 1,4 Prozent

2020 wurden 506 Urner/innen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt (2019: 443 Pers.), das entspricht einer Sozialhilfequote von 1,4 Prozent. Die Urner Sozialhilfequote, welche die Sozialhilfebeziehenden ins Verhältnis zur Kantonsbevölkerung setzt, stieg damit gegenüber dem Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte. Verglichen mit der Gesamtschweiz (2019: 3,2%) bleibt die Urner Quote unterdurchschnittlich. Sie ist auch tiefer als jene der Zentralschweiz insgesamt, welche 2020 unverändert bei 1,9 Prozent lag.

Die Sozialhilfequote stieg im Kanton Uri 2020 bei allen jüngeren Altersgruppen an. Bei den 56- bis 64-Jährigen und den Über-65-Järigen blieb sie gegenüber dem Vorjahr konstant.

2020 war als erstes Jahr von der Corona-Pandemie geprägt. Die Veränderungen im ersten Corona-Jahr wirken sich aber noch nicht zwangsläufig auf die Sozialhilfezahlen aus, zumal vorgelagerte pandemiebedingte Leistungen des Bundes und des Kantons sowie Sozialversicherungs- und bedarfsabhängige Sozialleistungen zur Anwendung kamen.

Weniger Sozialhilfebeziehende mit Niederlassungsbewilligung C

Ein tiefes Bildungsniveau erhöht das Sozialhilferisiko beträchtlich. Die Sozialhilfequote entsprechender Personen lag im Kanton Uri 2020 bei 1,9 Prozent (2019: 1,8%). Ein tieferes Bildungsniveau vermindert die Chancen am Arbeitsmarkt und ist auch im Kanton Uri mit ein Grund für die höhere Sozialhilfequote der ausländischen Wohnbevölkerung (2020: 6,9%) gegenüber der schweizerischen (0,6%).

Die Anzahl der Sozialhilfebeziehenden mit ausländischer Nationalität erhöhte sich 2020 von 266 auf 320 Personen (+20,3%). Die Zahl der Niedergelassenen mit Bewilligung C ist 2020 in Uri wie nahezu in allen Zentralschweizer Kantonen gesunken (–5,3%). Dadurch, dass die finanzielle Verantwortung von Flüchtlingen nach 5 Jahren vom Bund auf die Kantone und Gemeinden übergeht, ist diese Gruppe 2020 in Uri (+25,9%) – wie in nahezu allen Zentralschweizer Kantonen – gewachsen. Dies ist eine Auswirkung der Flüchtlingswelle der Jahre 2014 bis 2016.

Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko eines Sozialhilfebezugs waren auch 2020 im Kanton Uri die Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren (Quote: 2,6%). Mit steigendem Alter sinkt in der Regel das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein: Die Über-65-jährigen Urner/innen bezogen 2020 von allen Altersgruppen am seltensten Sozialhilfe (Quote: 0,1%). Personen im Rentenalter haben im Bedarfsfall Anrecht auf Ergänzungsleistungen zur AHV, sodass sie nur in Ausnahmefällen auf das letzte sozialstaatliche Auffangnetz der wirtschaftlichen Sozialhilfe angewiesen sind.

Kinder in Einelternhaushalten tragen erhöhtes Sozialhilferisiko

Kinder und Jugendliche, die mit nur einem Elternteil zusammenleben, sind einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. 2020 bezogen im Kanton Uri 1,8 Prozent aller Privathaushalte Sozialhilfe; bei verheirateten Paaren mit Kindern waren es 1,0 Prozent. Mit 16,7 Prozent um ein Vielfaches höher war dieser Anteil bei Haushalten, in denen ein alleinerziehender Elternteil (überwiegend Mütter) mit seinen Kindern zusammenlebte. Dieser Anteil ist 2020 im Kanton Uri gestiegen (2019: 12,5%). Das Einkommen alleinerziehender Mütter und Väter reicht häufig nicht aus, um den Lebensbedarf der Familie zu decken.

Familien mit Kindern werden mit weiteren, der wirtschaftlichen Sozialhilfe vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen unterstützt. 2020 wurden im Kanton Uri 45 Kindern und jungen Erwachsenen die Alimente bevorschusst. Das sind 5 Personen weniger als noch 2019.

Jede dritte mit Sozialhilfe unterstützte erwerbstätige Person arbeitet Vollzeit

2020 waren von den Urner Sozialhilfebeziehenden im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren 34,0 Prozent erwerbstätig – überwiegend in Form einer Teilzeitanstellung. Erwerbstätigen wird die wirtschaftliche Sozialhilfe als Ergänzung zum Lohn ausbezahlt, wenn dieser zusammen mit anderen Einkommensquellen nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht.

Von den erwerbstätigen Sozialhilfebezüger/innen (ohne Lernende) waren 29,8 Prozent in einem Teilzeitpensum unter 50 Prozent beschäftigt. Jede dritte Person arbeitete Vollzeit (34,5%). Männer sind unter den sozialhilfebeziehenden Vollzeitbeschäftigten häufiger als Frauen. Umgekehrt gibt es im Kanton Uri mehr teilzeitbeschäftigte Frauen mit Sozialhilfeleistungen als Männer.

64,1 Prozent der 2020 im Kanton Uri Unterstützten im erwerbsfähigen Alter gingen keiner beruflichen Tätigkeit nach. 34,3 Prozent waren erwerbslos. Das heisst, sie wären zwar für die Aufnahme einer Tätigkeit verfügbar, sind aber ohne bezahlte Arbeit. Die Übrigen waren Nichterwerbspersonen.

Weniger Dossiers aufgrund verbesserter Erwerbssituation abgeschlossen

Die Sozialhilfe dient in erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. 2020 wurden im Kanton Uri über die Hälfte der Fälle innerhalb eines Jahres wieder abgeschlossen (60,4%).

Bei den 2020 abgeschlossenen Dossiers gingen 36,4 Prozent auf eine verbesserte Erwerbssituation zurück, bei 28,3 Prozent wurde die Sozialhilfe durch eine andere Sozialleistung abgelöst (z.B. IV-Rente). Bei 27,3 Prozent der Fallabschlüsse endete die Zuständigkeit der involvierten Sozialdienste, meist wegen Wegzug oder Kontaktabbruch der unterstützten Person. In Uri konnten 2020 – wie nahezu allen Zentralschweizer Kantonen – weniger Dossiers aufgrund einer verbesserten Erwerbssituation geschlossen werden als im Vorjahr (–5,3%). Hingegen wurden mehr Dossiers von einer anderen Sozialversicherungsleistung abgelöst (+16,7%).

Von den in den letzten fünf Jahren im Kanton Uri eröffneten Sozialhilfedossiers waren mehr als ein Drittel nach sechs Monaten wieder geschlossen (37,4%). Langzeitbeziehende, die länger als vier Jahre mit Sozialhilfe unterstützt werden, machten rund einen Neuntel aus (Abschlussquote nach 48 Monaten: 87,8%).

Kontakt

David von Holzen

E-Mail: David.vonHolzen@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 66 01

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