Sozialhilfe im Kanton Obwalden 2020
Sozialhilfequote sinkt auf 1,0 Prozent
2020 wurden im Kanton Obwalden 363 Personen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt, das sind 42 Obwaldner/innen oder 10,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Obwaldner Sozialhilfequote, welche die Sozialhilfebeziehenden mit der Kantonsbevölkerung ins Verhältnis setzt, sank auf 1,0 Prozent (2019: 1,1%). Damit weist Obwalden 2020 zusammen mit Nidwalden die niedrigste Quote der Zentralschweiz aus (ZCH insgesamt: unverändert 1,9%). Auch verglichen mit der Gesamtschweiz (2019: 3,2%) ist die Sozialhilfequote im Kanton Obwalden unterdurchschnittlich. Allerdings bewirken in weniger urbanen Kantonen schon kleine Veränderungen grössere Schwankungen. Die Obwaldner Quote bewegt sich seit 2011 zwischen 1,0 und 1,2 Prozent.
2020 war als erstes Jahr von der Corona-Pandemie geprägt. Es gilt zu beachten, dass sich die Veränderungen im ersten Corona-Jahr noch nicht zwangsläufig auf die Sozialhilfezahlen auswirken, zumal vorgelagert diverse pandemiespezifische Leistungen des Bundes und des Kantons sowie Sozialversicherungs- und bedarfsabhängige Sozialleistungen zur Anwendung kamen.
Bildungsniveau prägt Sozialhilferisiko
Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss tragen ein besonders hohes Sozialhilferisiko. Im Kanton Obwalden lag die Sozialhilfequote entsprechender Personen 2020 bei 1,6 Prozent. Ein tieferes Bildungsniveau vermindert die Chancen am Arbeitsmarkt und ist auch im Kanton Obwalden mit ein Grund für die höhere Sozialhilfequote der ausländischen Wohnbevölkerung (2020: 3,5%) gegenüber Schweizer/innen (0,5%). Sowohl die Quote der Schweizer/innen als auch jene der Ausländer/innen ist im Kanton 2020 um 0,1 Prozentpunkt gesunken.
Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko eines Sozialhilfebezugs waren 2020 für einmal nicht die Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren (Quote: 1,3%), sondern die 18- bis 25-Jährigen (1,5%). Mit steigendem Alter sinkt in der Regel das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein: Die 65- bis 79-jährigen Obwaldner/innen bezogen 2020 von allen Altersgruppen am seltensten Sozialhilfe (0,1%). Personen im Rentenalter haben im Bedarfsfall Anrecht auf Ergänzungsleistungen zur AHV, sodass sie nur in Ausnahmefällen auf das letzte sozialstaatliche Auffangnetz der wirtschaftlichen Sozialhilfe angewiesen sind.
Kinder in Einelternhaushalten weniger von Sozialhilfe betroffen
Kinder und Jugendliche, die mit nur einem Elternteil zusammenleben, sind einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. 2020 bezogen im Kanton Obwalden wie schon in den Vorjahren 1,4 Prozent aller Privathaushalte Sozialhilfe; bei verheirateten Paaren mit Kindern waren es 0,3 Prozent. Mit 5,9 Prozent deutlich höher war dieser Anteil bei Haushalten, in denen ein alleinerziehender Elternteil (überwiegend Mütter) mit seinen Kindern zusammenlebt. Das Einkommen alleinerziehender Mütter und Väter reicht häufig nicht aus, um den Lebensbedarf der Familie zu decken. Gegenüber dem Vorjahr ist diese Quote 2020 im Kanton Obwalden aber um 2,7 Prozentpunkte gesunken (2019: 8,6%).
Familien mit Kindern werden mit weiteren, der wirtschaftlichen Sozialhilfe vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen unterstützt. 2020 wurden im Kanton Obwalden 90 Kindern und jungen Erwachsenen die Alimente bevorschusst (–3,2% gegenüber dem Vorjahr).
Mehr als jede fünfte unterstützte erwerbstätige Person arbeitet Vollzeit
2020 waren von den Obwaldner Sozialhilfebeziehenden im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren 35,6 Prozent erwerbstätig – überwiegend in Form einer Teilzeitanstellung. Erwerbstätigen wird die wirtschaftliche Sozialhilfe als Ergänzung zum Lohn ausbezahlt, wenn dieser zusammen mit anderen Einkommensquellen nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht.
Von den erwerbstätigen Sozialhilfebezüger/innen (ohne Lernende) waren 39,7 Prozent in einem Teilzeitpensum unter 50 Prozent beschäftigt. Mehr als jede fünfte Person arbeitete Vollzeit (21,9%). Dieser Wert ist um 6,0 Prozentpunkte gestiegen. Männer sind unter den sozialhilfebeziehenden Vollzeitbeschäftigten häufiger als Frauen. Umgekehrt gibt es im Kanton Obwalden mehr teilzeitbeschäftigte Frauen mit Sozialhilfeleistungen als Männer.
64,0 Prozent der 2020 im Kanton Obwalden Unterstützten im erwerbsfähigen Alter gingen keiner beruflichen Tätigkeit nach. 24,9 Prozent waren erwerbslos. Das heisst, sie wären zwar für die Aufnahme einer Tätigkeit verfügbar, sind aber ohne bezahlte Arbeit. Die Übrigen waren Nichterwerbspersonen.
Über die Hälfte der Dossiers innert Jahresfrist abgeschlossen
Die Sozialhilfe dient in erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. Im Kanton Obwalden wurde 2020 über die Hälfte der Fälle innerhalb eines Jahres wieder abgeschlossen (58,9%).
Bei den 2020 abgeschlossenen Dossiers gingen 37,3 Prozent auf eine verbesserte Erwerbssituation zurück, bei 34,3 Prozent wurde die Sozialhilfe durch eine andere Sozialleistung abgelöst (z.B. IV-Rente). Bei 28,4 Prozent der Fallabschlüsse endete die Zuständigkeit der involvierten Sozialdienste, meist wegen Wegzug oder Kontaktabbruch der unterstützten Person.
Von den in den letzten fünf Jahren im Kanton Obwalden eröffneten Sozialhilfedossiers waren zwei Fünftel nach sechs Monaten wieder geschlossen (41,2%). Langzeitbeziehende, die länger als vier Jahre mit Sozialhilfe unterstützt werden, machten weniger als einen Neuntel aus (Abschlussquote nach 48 Monaten: 88,4%).