Sozialhilfe im Kanton Nidwalden 2020

Sozialhilfequote steigt auf 1,0 Prozent

2020 wurden 435 Nidwaldner/innen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt (2019: 398 Pers.). Das sind mehr als im Vorjahr; die Zunahme beträgt 9,3 Prozent. Die ständige Wohnbevölkerung ist im Kanton gleichzeitig leicht gesunken. Die Nidwaldner Sozialhilfequote, welche die Sozialhilfebeziehenden ins Verhältnis zur Kantonsbevölkerung setzt, ist von 0,9 auf 1,0 Prozent gestiegen. Dies, nachdem sie seit 2011 unverändert bei 0,9 Prozent gelegen hatte (Ausnahme 2016: 1,0%). Trotz des Anstiegs weist Nidwalden – 2020 zusammen mit Obwalden – wie in den vergangenen Jahren weiterhin die tiefste Sozialhilfequote aller Zentralschweizer Kantone aus (ZCH insgesamt: unverändert 1,9%) und liegt auch im gesamtschweizerischen Vergleich tief (CH 2019: 3,2%).

2020 war als erstes Jahr von der Corona-Pandemie geprägt. Es gilt zu beachten, dass sich die Veränderungen im ersten Corona-Jahr noch nicht zwangsläufig auf die Sozialhilfezahlen auswirken, zumal vorgelagert diverse pandemiespezifische Leistungen des Bundes und des Kantons in Form von Sozialversicherungs- und bedarfsabhängigen Sozialleistungen zur Anwendung kamen.

Sozialhilferisiko bei Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss am höchsten

Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss tragen ein besonders hohes Sozialhilferisiko. Im Kanton Nidwalden lag die Sozialhilfequote entsprechender Personen 2020 bei 2,0 Prozent. Ein tieferes Bildungsniveau vermindert die Chancen für den Zugang zum Arbeitsmarkt und ist auch im Kanton Nidwalden mit ein Grund für die höhere Sozialhilfequote der ausländischen Wohnbevölkerung (2020: 3,9%) gegenüber jener von Schweizer/innen (0,5%).

Gegenüber dem Vorjahr ist die Sozialhilfequote der Ausländer/innen im Kanton um 0,9 Prozentpunkte gestiegen, während jene der Schweizer Bevölkerung um 0,1 Prozentpunkt gesunken ist. Die Zahl der sozialhilfebeziehenden Niedergelassenen mit Bewilligung C ist 2020 mit Ausnahme von Nidwalden in allen Zentralschweizer Kantonen gesunken. Dadurch, dass die finanzielle Verantwortung von Flüchtlingen nach 5 Jahren vom Bund auf die Kantone und Gemeinden übergeht, ist diese Gruppe 2020 in Nidwalden (+32,6%) – wie in nahezu allen Zentralschweizer Kantonen – gewachsen. Dies ist eine Auswirkung der Flüchtlingswelle der Jahre 2014 bis 2016.

Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko eines Sozialhilfebezugs sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (Quote 2020: 2,1%). Der Wert entsprechender Altersgruppe ist gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte gestiegen. Mit dem Alter sinkt in der Regel das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein. Die Altersgruppe der 65- bis 79-Jährigen bezog 2020 im Kanton Nidwalden erneut am seltensten Sozialhilfe (Quote: 0,1%). Personen im Rentenalter haben im Bedarfsfall Anrecht auf Ergänzungsleistungen zur AHV, sodass sie nur in Ausnahmefällen auf das letzte sozialstaatliche Auffangnetz der wirtschaftlichen Sozialhilfe angewiesen sind.

Kinder in Einelternhaushalten leicht seltener von Sozialhilfe betroffen

Kinder und Jugendliche, die mit nur einem Elternteil zusammenleben, sind einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. 2020 bezogen im Kanton Nidwalden unverändert 1,0 Prozent aller Privathaushalte Sozialhilfe; bei verheirateten Paaren mit Kindern waren es unverändert 0,4 Prozent. Mit 11,5 Prozent um ein Vielfaches höher war dieser Anteil bei Haushalten, in denen ein alleinerziehender Elternteil (überwiegend Mütter) mit seinen Kindern zusammenlebt. 2020 ist entsprechender Wert im Kanton Nidwalden allerdings um 0,6 Prozentpunkte gesunken.

Familien mit Kindern werden mit weiteren, der wirtschaftlichen Sozialhilfe vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen unterstützt. 2020 wurden im Kanton Nidwalden 102 Kindern und jungen Erwachsenen die Alimente bevorschusst (+3,0% gegenüber dem Vorjahr).

Gut jede fünfte unterstützte erwerbstätige Person arbeitet Vollzeit

2020 waren von den Nidwaldner Sozialhilfebeziehenden im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren 37,1 Prozent erwerbstätig – überwiegend in Form einer Teilzeitanstellung. Das sind leicht mehr als im Vorjahr. Erwerbstätigen wird die wirtschaftliche Sozialhilfe als Ergänzung zum Lohn ausbezahlt, wenn dieser zusammen mit anderen Einkommensquellen nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht.

Von den erwerbstätigen Sozialhilfebezüger/innen (ohne Lernende) waren 45,0 Prozent in einem Teilzeitpensum unter 50 Prozent beschäftigt. Mehr als jede fünfte Person arbeitete Vollzeit (21,3%). Männer sind unter den sozialhilfebeziehenden Vollzeitbeschäftigten häufiger als Frauen. Umgekehrt gibt es im Kanton Nidwalden mehr teilzeitbeschäftigte Frauen mit Sozialhilfeleistungen als Männer.

60,3 Prozent der 2020 im Kanton Nidwalden Unterstützten im erwerbsfähigen Alter gingen keiner beruflichen Tätigkeit nach. 26,8 Prozent waren erwerbslos. Das heisst, sie wären zwar für die Aufnahme einer Tätigkeit verfügbar, sind aber ohne bezahlte Arbeit. Die Übrigen waren Nichterwerbspersonen.

Weniger Dossiers aufgrund verbesserter Erwerbssituation abgeschlossen

Die Sozialhilfe dient in erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. Im Kanton Nidwalden wurden 2020 gut drei Fünftel der Dossiers innerhalb eines Jahres wieder abgeschlossen (62,1%).

Bei den 2020 abgeschlossenen Dossiers gingen 34,4 Prozent auf eine verbesserte Erwerbssituation zurück, bei 29,0 Prozent wurde die Sozialhilfe durch eine andere Sozialleistung abgelöst (z.B. IV-Rente). Bei 32,3 Prozent der Fallabschlüsse endete die Zuständigkeit der involvierten Sozialdienste, meist wegen Wegzug oder Kontaktabbruch der unterstützten Person. In Nidwalden konnten 2020 – wie in nahezu allen Zentralschweizer Kantonen – weniger Dossiers aufgrund einer verbesserten Erwerbssituation geschlossen werden als im Vorjahr (–5,9%). Hingegen wurden mehr Dossiers von einer anderen Sozialversicherungsleistung abgelöst (+3,8%).

Von den in den letzten fünf Jahren im Kanton Nidwalden eröffneten Sozialhilfedossiers waren 41,2 Prozent nach 6 Monaten wieder geschlossen (2015–2019: 40,0%). Langzeitbeziehende, die länger als vier Jahre mit Sozialhilfe unterstützt werden, machten gut einen Zehntel aus. Die Abschlussquote nach 48 Monaten betrug 88,1 Prozent. Bei den Sozialhilfedossiers, welche in den Jahren 2015 bis 2019 eröffnet worden waren, hatte die Abschlussquote bei 86,9 Prozent gelegen.

Kontakt

David von Holzen

E-Mail: David.vonHolzen@lustat.ch

Telefon: +41 41 228 66 01

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