Strassenverkehrsunfälle 2022

Langjährige rückläufige Entwicklung hat sich abgeschwächt

Im Jahr 2022 nahm die Zahl der Strassenverkehrsunfälle und der verunfallten Personen im Kanton Luzern im Vorjahresvergleich zu. Die langjährige rückläufige Entwicklung hat sich in den letzten Jahren abgeschwächt. Insgesamt ist die Zahl polizeilich registrierter Strassenverkehrsunfälle und dabei verletzter Personen seit den 1990er-Jahren rückläufig. Dies obwohl das Verkehrsaufkommen stetig wächst, der Motorisierungsgrad steigt und die Verkehrsflächen zunehmen. Das zeigen aktuelle Auswertungen zu den Strassenverkehrsunfällen aus der Fachanwendung ASTRANA des Bundesamts für Strassen.

2022 verunfallen mehr als 1'300 Personen auf Luzerner Strassen

2022 ereigneten sich auf den Luzerner Strassen 2'334 Verkehrsunfälle. Das sind 138 Strassenverkehrsunfälle mehr als im Vorjahr (+6,3%). Bei 1'264 Unfällen entstand allein Sachschaden, bei 1'070 kamen auch Personen zu Schaden. 202 Personen wurden schwer (+9) und 1'142 leicht verletzt (+174). Insgesamt verloren 10 Menschen ihr Leben (+1 Pers. gegenüber 2021). 2022 lag die Unfalldichte bei Strassenverkehrsunfällen mit Personenschaden bei 2,6 Unfällen pro 1'000 Einwohner/innen. Das ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Unfälle pro 1'000 Einwohner/innen.

Die Unfallstatistik der vergangenen 25 Jahre zeigt im Kanton Luzern eine rückläufige Zahl polizeilich registrierter Strassenverkehrsunfälle (1997–2022: –31,4%). Auch die Zahl der Verletzten (–5,8%) und Getöteten (–56,5%) hat 2022 gegenüber 1997 deutlich abgenommen. Im Vergleich gab es etwas mehr Leichtverletzte (1'142 vs. 1'107 Pers.) zu beklagen, der langjährige Trend bei den Unfallopfern war jedoch rückläufig. Die langjährige rückläufige Entwicklung hat sich in den letzten Jahren aber abgeschwächt.

Zwei Drittel der Unfälle ereignen sich innerorts

2022 ereigneten sich im Kanton Luzern innerorts 1'553 Strassenverkehrsunfälle, 75 Unfälle mehr als 2021. Auch auf den Luzerner Autobahnen kam es mit 314 Ereignissen zu mehr Unfällen als im Vorjahr (+23). Ausserorts nahm die Zahl der Unfälle von 427 auf 467 zu.

Insgesamt blieb die Verteilung nach Ortslage in den zurückliegenden Jahren relativ stabil: Etwa zwei Drittel der Strassenverkehrsunfälle geschehen innerorts, rund ein Drittel ausserorts oder auf Autobahnen. Die statistisch unfallreichste Tageszeit ist der frühe Abend zwischen 17 und 18 Uhr. Während dieser Stunde ereignen sich die meisten Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Die Unfälle nur mit Sachschaden erreichen ihre Tagesspitze etwas früher, nämlich zwischen 15 und 17 Uhr.

Fehlverhalten oder Zustand der Person sind häufigste Ursachen von Verkehrsunfällen

Unfälle können eine oder mehrere Ursachen haben. 2022 lag die Unfallhauptursache bei rund 85 Prozent der Ereignisse im Verhalten oder im Zustand der lenkenden Person; bei rund 12 Prozent blieb die Ursache unbekannt. Vergleichsweise selten lag die Unfallursache beim Fahrzeug, bei der Infrastruktur und/oder bei einem externen Einfluss.

Werden die Ursachen der Strassenverkehrsunfälle 2022 weiter spezifiziert, lagen diese 508-mal in fehlerhaften Fahrbewegungen, davon jeweils 118-mal in unvorsichtigem Rückwärtsfahren oder zu nahem Aufschliessen. Auch das Missachten von Vortrittsrechten und -regelungen führte vergleichsweise oft zu Unfällen, nämlich 387-mal. Hierzu zählt auch das Nichtgewähren des Vortritts bei Fussgängerstreifen, das 2022 in 39 von 41 Fällen Schwer- oder Leichtverletzte nach sich zog. 290 Strassenverkehrsunfälle gingen auf unaufmerksame oder abgelenkte Verkehrsteilnehmende zurück; in 28 Fällen, weil sie technische Geräte im Fahrzeug bedienten (Telefon, Radio usw.). Unfälle aufgrund von unangepasster Geschwindigkeit wurden 206-mal gezählt; meistens ausserorts oder auf Autobahnen. Durch den Zustand der Personen wurden weitere Unfälle verursacht; zum Beispiel 179-mal aufgrund von Alkoholeinwirkung, 50-mal wegen Übermüdung und Einschlafen und 37-mal aufgrund der Wirkung von Betäubungs- oder Arzneimittel.

Demografisch bedingt verunfallen zunehmend ältere Personen

2022 verunfallten auf den Strassen des Kantons Luzern 85 Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 14 Jahren und 202 Rentner/innen ab 65 Jahren. Bei den Kindern und Jugendlichen verunfallten genauso viele wie im Jahr zuvor, bei den Rentner/innen nahm die Zahl im Vergleich zum Vorjahr zu (+31 Personen). Beide Entwicklungen sind in einem langfristigen Trend eingebettet.

Seit 1992 gehen die Zahlen der verunfallten Kinder und Jugendliche zurück, jene der 65-jährigen und älteren Personen nehmen hingegen zu. Das hat einerseits mit der demografisch bedingten Zunahme der älteren Bevölkerung zu tun, anderseits bleiben ältere Menschen zunehmend länger fit und mobil und bevölkern den Strassenverkehr dadurch stärker als früher. Kinder und Jugendliche bis zu 14 Jahren verunfallten 2022 zumeist als Fussgänger/innen (21 Pers.) – neun von ihnen auf Fussgängerstreifen – oder im Auto (20 Pers.). Von den 65-Jährigen und Älteren verunfallte der grösste Teil im Auto (71 Pers.), die meisten von ihnen als Lenker/innen (56 Pers.).

Immer mehr Personen verunfallen mit E-Bikes

Die Zahlen der Verunfallten nahmen 2022 gegenüber dem Vorjahr über alle Altersklassen hinweg bei den Motorradfahrenden (+34,3%) und bei den lenkenden und mitfahrenden Autoinsassen (+26,7%) stark zu, während sie bei den Velofahrenden abnahm (–16,5%). Bei allen drei Verkehrsmitteln sind die Verunfalltenzahlen über die letzten 25 Jahre hinweg rückläufig (Velo: –29,6%; PW: –17,8%; Motorrad: –15,5%). Rückläufig ist auch die Zahl der verunfallten Fussgänger/innen: Seit 1997 nahm sie um 29,5 Prozent ab.

Unfälle mit E-Bikes werden seit 2011 statistisch erfasst. Zwischen 2015 und 2022 nahm die Zahl der registrierten E-Bikes, die Motorfahrrad-Kontrollschilder benötigen, im Kanton Luzern um 130,6 Prozent zu. Mit zunehmender Beliebtheit dieses Verkehrsmittels nimmt im Kanton Luzern auch die Zahl der Personen zu, die mit dem E-Bike verunfallen. Die Verunfalltenzahl bei E-Bike-Fahrenden ist seit Beginn der statistischen Erfassung insgesamt um das 10-Fache angestiegen (von 17 auf 171 Pers.). 2021 war die Zahl der Unfälle erstmals leicht rückläufig gewesen (–2 Pers. gegenüber 2020). Im Jahr 2022 hat sie nun wieder deutlich zugenommen, nämlich um 32 Personen oder +23,0 Prozent im Vergleich zu 2021.

65-Jährige und Ältere sind immer häufiger Hauptverursacher/in von E-Bike-Unfällen

Von den 171 Personen, die 2022 auf Luzerner Strassen mit dem E-Bike verunfallten, wurden 2 Personen getötet, 39 Menschen schwer und 130 weitere leicht verletzt. Die meisten von diesen Verunfallten zählten zur Altersgruppe der 40- bis 64-Jährigen (74 Pers.).

55 Personen – also fast ein Drittel aller mit E-Bike verunfallter Personen – gehörten der Altersgruppe 65+ an. Während die Gesamtzahl der Verunfallten dieser Altersgruppe in den letzten fünf Jahren um weniger als die Hälfte zugenommen hat, hat sie sich bei den E-Bike-Verunfallten mehr als verdreifacht. Auch bezüglich der Unfälle (mit Personenschaden) mit E-Bike-Lenkenden als Hauptverursacher/in zeigt sich eine zunehmende Beteiligung von 65-Jährigen und Älteren: 2018 wurde knapp jeder dritte Unfall dieses Typs von einer 65 Jahre alten oder älteren Person verursacht, 2022 fast jeder zweite Unfall.

Räumliche Schwerpunkte der E-Bike-Verunfallten insgesamt sind vor allem in der Luzerner Agglomeration und entlang der Hauptverkehrsachsen des Kantons zu lokalisieren.

Die Region Sursee/Sempachersee weist höchste Unfalldichte auf

Die Unfallhäufigkeit und die Zahl der dabei verletzten oder getöteten Personen variieren je nach Region (vgl. statistische Analyseregionen des Kantons Luzern). 2022 verzeichneten der Agglomerationskern und die Stadt Luzern sowohl die meisten Unfälle (27,5 bzw. 23,8%) als auch die meisten verunfallten Personen (25,8 bzw. 21,1%). Am wenigsten Unfälle wurde in der Region Entlebuch (3,1% der Unfälle) und am wenigsten Verunfallte in der Region Rooterberg/Rigi (2,6% der Verunfallten) registriert.

Auch gemessen an der Bevölkerungsstärke zeigt sich, dass die regionalen Unfalldichten (mit Personenschaden) zum Teil deutlich vom kantonalen Durchschnitt von 2,6 Unfällen pro 1'000 Einwohner/innen abweichen. 2022 verzeichnete die Region Sursee/Sempachersee die höchste Unfalldichte (3,4 Unfälle/1'000 Einw.), die Region Rooterberg/Rigi die geringste (2,0 Unfälle/1'000 Einw.). Insgesamt hatten 5 Regionen – darunter die Stadt Luzern (2,9 Unfälle/1'000 Einw.) – eine überdurchschnittliche und 6 Regionen eine unterdurchschnittliche Unfalldichte.

Im schweizweiten Vergleich weist der Kanton Luzern unter allen Kantonen die zweithöchste Unfalldichte auf (CH: 2,1 Unfälle/1'000 Einw.). Lediglich der Kanton Uri verzeichnet 2022 einen höheren Wert (3,1 Unfälle/1'000 Einw.). Mit je 2,4 Unfällen pro 1'000 Einwohner/innen ist die Unfalldichte auch in den Kantonen Bern, Schaffhausen und Zürich vergleichsweise hoch. Am tiefsten ist sie in den beiden Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft (je 1,5 Unfälle/1'000 Einw.).

Autor: Khanh Hung Duong / 15. Juni 2023

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